"RTL Sommerspiele" Teil 2: Wenn aus Spaß zu viel Ernst wird

Wer das Glück hatte, nebenbei seine Steuer machen, die Küche renovieren oder eine Hochzeit planen zu können, der dürfte bei den „RTL Sommerspielen“ seinen Spaß gehabt haben. Alle anderen, die den zweiteiligen Sport-TV-Marathon auch am Samstag von Anfang bis Ende verfolgt haben, dürften so ihre Probleme mit der RTL-Interpretation von Spaß gehabt haben.

„Sie dachten, sie hätten an Tag eins schon alles gesehen? Sie haben gar nichts gesehen!“ Laura Papendick begrüßt die Fernsehzuschauer am Samstagabend zum zweiten Teil der „RTL Sommerspiele“ fast so gekonnt gespielt marktschreierisch wie ihr Kollege Daniel Hartwich, der direkt neben ihr steht. Doch trotz der gespielten Auf-die Sahne-Klopferei hat Papendick mit dem, was sie sagt, sogar Recht. Zumindest irgendwie.

Denn in der Tat liegt der Verdacht nahe, an Tag eins schon alles gesehen zu haben, schließlich saß man da ganze fünf Stunden vor dem Fernseher und sah dabei zu, wie Thorsten Legat beim Ringen in Evil Jareds Schwitzkasten um Luft rang, wie Tim Wiese im Tischtennis von Kevin Großkreutz der Hintern versohlt wurde oder wie Evelyn Burdecki beim Weitsprung … was auch immer sie da gemacht hat.

Nein, man kann wirklich nicht sagen, man habe an Tag eins gar nichts gesehen, aber dann eben doch noch nicht alles. Denn RTL hat sich mit seinen „Sommerspielen“ nicht nur für ein überlanges Format entschieden, sondern das auch noch mit einem zweiten Tag gleich verdoppelt.

„RTL Sommerspiele“: Wie bei Raab nur ohne Spaß

Wer Tag eins verpasst hat: Um die 30 Prominente aus Funk, Fernsehen und Sport haben sich in der Leipziger Quarterback Immobilien Arena eingefunden, um sich im Ringen, Rennen, Schwimmen, Bogenschießen, Klettern oder Rhythmischer Sportgymnastik zu messen.

Mit dabei waren unter anderem Matthias Steiner, Natalia Avelon, Marcus Schenkenberg, Pascal Hens, Nina Moghaddam, Sandy Mölling, Lilly Becker, Evil Jared, Alessandra Meyer-Wölden, Gil Ofarim, Daivd Odonkor, Renata und Valentin Lusin, La Fee, Sabrina Mockenhaupt, Lili Paul-Roncalli, Julius Brink, Joey Heindle, Christina Luft, Prince Damien, Bella Lesnik oder Ekaterina Leonova.

Daniel Hartwich und Laura Papendick begleiten das Geschehen vom Moderationstisch aus, Wolff-Christoph Fuss und Elmar Paulke kommentieren die Wettkämpfe aus der Kabine und von den Sportstätten melden sich Anna Fleischhauer, Kai Ebel und Angela Finger-Erben. Hinzu kommen etliche ehemalige Sportgrößen wie Jennifer Oeser, Jörg Fiedler, Steffen Fetzner, Thomas Rupprath oder Sandra Völker, die die Hobbyathleten in ihren Sportarten auf die Wettkämpfe vorbereitet haben.

Alles in allem hat RTL für seine Sommerspiele also Einiges an Aufwand betrieben und wären in der Arena in Leipzig volle Zuschauerränge gewesen, dann hätte das Ganze vielleicht ein bisschen an die Mega-Show-Sport-Events von Stefan Raab erinnert. Dass das nicht so war, lag aber nicht nur an der fehlenden Gröl-und-Party-Stimmung. Nein, RTL hat bei seinem Konzept ein bisschen was anders machen wollen und das ging eben nicht immer auf.

Evelyn Burdecki: „Dann lag ich auch schon im Wasser.“

Zum Beispiel hat man nicht auf Absurditäten wie Autoball oder Rodeln mit einem Wok gesetzt, sondern sich an echten olympischen Disziplinen orientiert. Das lässt erst gar keinen Gaga-Faktor aufkommen und wenn doch mal jemand ein bisschen Klamauk machte, wurde er sogleich in die Schranken verwiesen. „Liebe Evelyn, es war ein bisschen zäh, es war ein bisschen zäh“, maulte Kommentator Elmar Paulke über Burdecki, als die beim Fechten ein paar Mätzchen machte.

Das heißt nicht, dass in den zweimal fünf Stunden vollkommene Langeweile herrschte. Daniel Hartwich und Laura Papendick moderierten das gewohnt launig herunter: „Wie leichtsinnig ist es, dass wir unseren Promis Pfeil und Bogen in die Hand drücken?“, fragt Hartwich etwa Kollegin Papendick.

Und auch während der Wettkämpfe gab es den einen oder anderen lustigen Moment. Etwa, als Evelyn Burdecki beim Kanufahren erst in die falsche Richtung fuhr, dann umdrehte und „dann lag ich auch schon im Wasser.“

Trotzdem blieb in den vielen Stunden nicht die eine oder andere Länge aus. Was also hätte RTL anders machen sollen? Auf jeden Fall die zeitliche Notbremse ziehen. Fünf Stunden sind definitiv zu lang, zweimal fünf Stunden erst recht.

Da ist ein Spannungsabfall vorprogrammiert, vor allem, wenn dann Sportarten wie Fechten oder Tischtennis auch noch über Viertelfinale, Halbfinale und Finale ausgetragen werden. Da wurde es dann doch ein bisschen arg lang.

„RTL Sommerspiele“: Hand in Hand statt Kopf an Kopf

Es muss ja nicht gleich diese überambitionierte Rummel-Atmosphäre sein wie bei den Raab-Events, aber ein bisschen weniger Ernst hätte der Sache gutgetan – zumal hier sowieso nur sportliche Achtungserfolge und keine Höchstleistungen zu erwarten waren. Vielleicht hätte man einfach die Sportarten unter den Teilnehmern auslosen sollen. Tim Wiese und Kevin Großkreutz bei der Rhythmischen Sportgymnastik zu sehen, hätte jedenfalls seine ganz eigene Ästhetik gehabt.

Und plötzlich gehen die „RTL Sommerspiele“ am Sonntagmorgen um 1.30 Uhr doch noch ganz unverbissen zu Ende, als eine Gruppe Promi-Damen den abschließenden 400-Meter-Lauf statt mit übertriebenem Ehrgeiz lieber Hand in Hand ins Ziel läuft.

Für alle, die bei Sportwettkämpfen keinen Spaß verstehen, steht dann ohnehin bald das richtige Event an. Am kommenden Freitag starten in Tokio nämlich die echten Olympischen Spiele. Und dort ist der nötige Ernst dann sowieso besser aufgehoben als bei RTL.

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