Aylin Tezel spricht über die Gründe ihres "Tatort"-Abschieds

Acht Jahre lang war sie als Kriminaloberkommissarin Nora Dalay im Dortmunder „Tatort“-Team aktiv. Im Dezember 2020 dann das Aus. Jetzt spricht Aylin Tezel ausführlich über die Gründe für ihren Ausstieg.

Der Abschied schockierte die „Tatort“-Fans am 6. Dezember 2020. Am Ende des ARD-Krimis teilt Nora Dalay ihrem Dortmunder Kollegen Peter Faber mit: Es ist aus. Nach einem schwierigen Fall, bei dem Aylin Tezel in ihrer Rolle als Kriminaloberkommissarin voll auf geht und den moralisch integren Teil des „Tatort“-Teams verkörpert, ist nach acht Jahren also Schluss.

Dass der Film ausgerechnet „In der Familie“ heißt, zerreißt der gebürtigen Westfälin noch heute das Herz: „Das ‚Tatort‘-Team wurde für mich in den acht Jahren auch zu einer Familie“, erzählt sie t-online im Interview und erklärt: „Deswegen war ich auch so wehmütig.“ Dennoch gab es für die 37-Jährige handfeste Gründe, um dem WDR den Rücken zu kehren. Wie Tezel jetzt verrät, hatte sie das schon viel länger geplant: „Für mich persönlich war schon länger klar: Ich muss irgendwann weiterziehen.“ Sie habe „nie geglaubt, so lange beim ‚Tatort‘ zu bleiben“. 

Neue Projekte, eigene Ansprüche und der Wunsch nach Weiterentwicklung waren entscheidend, so Tezel. „Irgendwann habe ich einfach gemerkt, dass ich aus dieser ‚Tatort‘-Rolle hinausgewachsen bin. Wenn etwas nicht mehr größer werden kann, dann ist es gut, damit abzuschließen.“

„Tatort“ aus Dortmund: Martina Bönisch (Anna Schudt), Peter Faber (Jörg Hartmann), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) (Quelle: WDR/Thomas Kost)

Dabei spielte es auch eine Rolle, dass das Krimiformat der ambitionierten Schauspielerin irgendwann zu klein wurde. Aylin Tezel formuliert das so: „Das ‚Tatort‘-Format gibt wenig Raum zur Entfaltung, auch weil wir vier Kommissare im Dortmund-Team waren.“ Sie habe das Gefühl gehabt, dass ihre Rollenentwicklung abgeschlossen war. Für die Krimifigur Nora Dalay und die Mimin Aylin Tezel, die in acht Jahren zusammengewachsen waren, hieß es: Abschied nehmen. 

„Mit diesem Risiko muss man umgehen“

Die Schauspielerin möchte das nicht als Vorwurf an den WDR verstanden wissen, eher als Tatsache, die aufgrund des 90-Minuten-Formats nicht von der Hand zu weisen sei. „Es bleibt keine Zeit, für eine Rolle in der Größe von Nora Dalay eine tatsächliche Entwicklung voranzutreiben.“ Tezel widmet sich nun neuen Projekten, wie der Serie „Unbroken“, in der sie über sechs Folgen Erzählzeit einen Charakter entwickeln konnte – die Serie startet am 23. Februar bei ZDFneo. Für die Tochter eines türkischen Arztes sei es nun an der Zeit, sich „neu zu verwirklichen“.

  • „Tatort“-Star Anna Herrmann zum Dreh unter Corona: “Das war ein Schock“
  • Umstrittene Karnevalsshow: WDR reagiert nach Rassismus-Kritik
  • Diversität im Öffentlich-Rechtlichen: ARD und ZDF gehen nicht mit der Zeit

Das Risiko, das damit verbunden ist, geht sie gerne ein: „Theoretisch kann es sein, dass ich danach keine Arbeit mehr bekomme. Aber mit diesem Risiko muss man umgehen. Man muss sich einfach überlegen: Braucht man diese Sicherheit? Dann macht man so etwas wie den ‚Tatort‘ auch noch 20 Jahre lang weiter. Oder braucht man künstlerische Herausforderungen? Das ist das, was mich persönlich aufblühen lässt und deshalb bestimmt die neue Herausforderung meine Entscheidung, nicht die Sicherheit.“

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel