Fünf Jahrzehnte Hollywood

Er hat eines der markantesten Gesichter in Hollywood, und das will schon was heißen. Egal ob mit Mähne, Brille, mit wild wucherndem Bart oder ohne – eigentlich erkennt man ihn immer auf Anhieb, obwohl sein Name weniger zu den ganz großen unter den Darstellern zählt.

Er ist halt Kurt Russell, und den kennt in Hollywood ein jeder, weil er seit weit über 50 Jahren zum Inventar gehört. Wie einer, der schon immer dabei war. Am 17. März wird dieser Kurt Russell 70 Jahre alt.

Schon als Kind ein Star

Er hat viele Rollen gespielt und große Zeiten mit großen Namen erlebt. War Kinderstar, Baseballspieler, Popsänger, schließlich Schauspieler jeglicher Couleur: Actionstar, einsamer Wolf, Komödiant. Sein Charakterschädel hat jede Rolle geprägt.

Bereits mit sechs hatte er einen Auftritt in der Serie "Sugarfoot", und mit zwölf durfte er im Kinofilm "Ob blond, ob braun" dem damaligen Hauptdarsteller und Megastar Elvis Presley (1935-1977) als Lausbub ans Schienbein treten. Im gleichen Alter lernte er bei der Serie "The Travels of Jaimie McPheeters" (1963-1964) den später berühmt-berüchtigten Charles Bronson (1921-2003, "Spiel mir das Lied vom Tod") kennen.

Mit 13 bekam er einen Zehn-Jahres-Vertrag mit der Walt Disney Company, drehte viele Filme wie "Vierzig Draufgänger" oder "Superhirn in Tennisschuhen". Der alte, legendäre Walt Disney hatte einen Narren an ihm gefressen. "Wir sahen uns fast täglich beim Mittagessen im Studio. Manchmal spielten wir eine Partie Tischtennis gegeneinander", erzählte Russell in einem Interview mit der "Frankfurt Allgemeinen Zeitung" (FAZ). "Nachdem er starb, rief man mich aus irgendeinem Grund vom Studiogelände in Walt Disneys Büro. Seine Sekretärin führte mich zum Schreibtisch und zeigte mir ein Blatt Papier, auf das er meinen Namen geschrieben hatte. 'Kurt Russell' stand da. Und sie fragte mich: 'Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten könnte?' Ich habe bis heute keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte."

Er verdingte sich als Sänger, nahm sogar 1970 ein (erfolgloses) Pop-Album auf – und spielte (wie sein Vater) professionell Baseball, bis 1973 eine Schulterverletzung die Sportlaufbahn beendete. Eigentlich hätte es auch mit dem Filmen nicht klappen dürfen, hat er der "FAZ" verraten. "Im Hinblick auf eine Hollywood-Karriere gibt es zwei Dinge, die einem den Zutritt zur Szene verwehren. Erstens: Profi-Baseballspieler zu sein; das disqualifiziert dich schon mal völlig. Zweitens: von Disney zu kommen. Das ist ein Schandfleck."

Carpenter brachte ihn nach Hollywood

Aber er hatte den Regisseur John Carpenter (73, "Halloween") kennengelernt, als er 1979 in "Elvis" den Rock'n'Roll-Star spielte. Carpenter besetzte mit ihm im dystopischen Drama "Die Klapperschlange" 1981 die Hauptrolle. Das war der Durchbruch: Kurt Russell als muskelbepackter Snake Plissken mit Augenklappe. Dafür musste er sich monatelang in der Muckibude schinden, aber es hat sich gelohnt: Russell war in Hollywood angekommen.

Er drehte mit Carpenter den bekannten Horror-Film "Das Ding aus einer anderen Welt" und "Big Trouble in Little China", spielte mit Goldie Hawn (75, "Der Club der Teufelinnen") in "Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser" und Sylvester Stallone (74, "Rocky") in "Tango und Cash". Er arbeitete mit Kult-Regisseur Quentin Tarantino (57, "Kill Bill") für den Action-Thriller "Death Proof – Todsicher" und den blutigen Kammerspiel-Western "The Hateful Eight" sowie für die Blockbuster-Reihe "Fast & Furious". Zuletzt (2018) gab er im Weihnachtsfilm "The Christmas Chronicles" den weißbärtigen Santa Claus.

Bei aller Popularität: Einen Oscar hat er nie gewonnen, vermutlich waren ihm andere Dinge wichtiger als Auszeichnungen. Für "Silkwood" nominierte man ihn 1984 für einen Golden Globe in der Kategorie "bester Nebendarsteller". Immerhin haben ihn die Disney Studios 1998 zur "Disney Legende" erklärt.

Dafür hat er über seinen Berufs-Tellerrand hinweggeschaut: Seit 2007 erzeugt er im kalifonischen Weinanbaugebiet Santa Rita Hills eigene Pinot-noir-Rotweine. Und er liebt die Fliegerei. In der "FAZ" erzählte er, wie ihm sein 80-jähriger Großvater beigebracht hatte, "wie ich meinen Doppeldecker weicher lande". Allerdings "trinke und fliege ich nicht gleichzeitig!"

Seit über 38 Jahren glücklich mit Goldie Hawn

Auffällig ist auch die Unauffälligkeit seines Privatlebens. Kurt Russell war in erster Ehe mit der Schauspielerin Season Hubley verheiratet (1973-1983, ein Sohn). Dann begegnete ihm die Hollywood-Ulknudel Goldie Hawn. Und mit der ist er seit über 38 Jahren glücklich. Kennengelernt hatte sich das Paar schon 1968 bei Dreharbeiten. Da war Goldie 21 und Kurt gerade mal 16. 1982 funkte es dann am Set von "Swing Shift – Liebe auf Zeit". Seitdem sind die beiden ein Paar (ein Sohn).

Das Rezept ihrer völlig skandalfreien Beziehung verriet die zweimal geschiedene Goldie Hawn "Radio Times": "Viel lachen. Auszeit von den Kindern nehmen. Geht wohin und macht etwas, das Spaß macht. Macht eine Wanderung. Geht in ein Hotelzimmer. Lasst etwas passieren, das ungewöhnlich ist. Für mich ist das der Weg, um neue Flammen zu entzünden." Vom Trauschein würden Hawn und Russell dagegen abraten: "Wir sind nicht verheiratet", sagte Goldie vor Jahren. "Ich wäre längst geschieden, hätte ich Kurt geheiratet."

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