Aaron Carter, Nick Carter und Co.: Der tragische Fluch um den Carter-Clan

Der viel zu frühe Tod von Aaron Carter, der mit nur 34 Jahren leblos in seinem Haus im kalifornischen Lancaster aufgefunden wurde, ist nach wie vor schockierend. Bruder Nick Carter, 42, brach während eines Konzerts der "Backstreet Boys" in Tränen aus und musste von seinen Band-Kollegen getröstet werden. Auch seine Zwillingsschwester Angel Carter, 34, zollte dem Verstorbenen rührend Tribut. Seine Verlobte und On-Off-Liebe Melanie Martin nahm bewegend Abschied von dem Vater ihres Kindes, das sie nun alleine großziehen muss. Am 22. November feiert der Kleine seinen ersten Geburtstag, den er ohne seinen Vater verbringen muss. Wie auch alle folgenden Ehrentage. 

Aaron Carter: Die komplizierte Familiendynamik

Schwester Leslie starb mit nur 25 Jahren – hat sie ihn missbraucht? 

"In meiner Familie waren die Dinge schon immer kompliziert", beschrieb Nick Carter die Dynamik in seiner Familie gegenüber "TMZ" bereits vor Jahren und kompliziert ist dabei vielleicht noch untertrieben. Angefangen damit, dass Aaron Carter nicht das erste Mitglied des Clans ist, das viel zu früh gestorben ist. Schwester Leslie Carter starb am 31. Januar 2012 mit nur 25 Jahren an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Medikamente. 

Das Verhältnis zu seiner verstorbenen Schwester Leslie beschrieb Aaron Carter als sehr schwierig. 2019 bezichtigte er sie, ihn über drei Jahre sexuell missbraucht zu haben. "Meine Schwester Leslie litt an einer bipolaren Störung und nahm Lithium, um sie zu behandeln. Sie mochte es nie, wie sie sich damit fühlte, und als sie die Medikamente abgesetzt hatte, tat sie Dinge, die sie nie tun wollte, das glaube ich wirklich. Meine Schwester missbrauchte mich im Alter von zehn bis 13 Jahren, wenn sie keine Medikamente nahm."

Robert Gene Carter starb an einem Herzinfarkt 

Und auch der Tod von Vater Robert Carter nahm die Familie schwer mit. Er starb völlig unerwartet im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt. Im Vergleich zu seinen Kindern Aaron und Leslie wurde das Familienoberhaupt natürlich alt, schockierte den Carter-Clan aber dennoch und traf die Mitglieder der Familie hart. 

Besonders Aaron traf der Verlust beider Familienmitglieder und er gab sich die Schuld daran. "Ich hatte das Gefühl, dass ich für den Tod meiner Schwester verantwortlich war, für den Tod meines Vaters, dafür, dass meine Familie auseinanderfiel", sagte er in einem Fernseh-Interview in der Show "Marriage Boot Camp: Family Edition" im Jahr 2019. "Ich denke, dass das Aaron am meisten verletzt hat, er war einfach so beschäftigt mit seinem eigenen Leben, dass er nicht da war und ich denke, er hätte für sie beide da sein wollen", so Jane Carter über den Schmerz ihres Sohnes. "In seinem Herzen hat er das Gefühl, dass er hätte mehr tun können." 

Der öffentliche Streit zwischen Aaron und Nick Carter

1997 veröffentliche Aaron Carter sein erstes nach ihm selbst benanntes Album und feierte mit dem Hit "Crush on you" seinen Durchbruch – Aaron war da gerade mal neun Jahre alt. In dem Musikvideo spielte auch sein großer Bruder Nick mit und half dem Kinderstar bei seiner Karriere. Jahrelang galt das Verhältnis der beiden als gut, doch mit den Jahren schien die Bruder-Liebe der beiden Risse zu bekommen. 2006 eskalierte ein Streit zwischen ihnen – vor laufenden Kameras. Während der Dreharbeiten der Realityshow "House of Carters" wurden die Familienmitglieder dabei begleitet, wie sie ihre Karrieren wieder antreiben und die schwierigen Verhältnisse innerhalb der Familie verbessern wollten, doch das Gegenteil war der Fall. Während einer Diskussion zwischen Nick und Aaron kam es vor den Kameras zu Handgreiflichkeiten. 

Nick Carter: einstweilige Verfügung gegen Bruder Aaron

2019 kam es zu einer erneuten Eskalation. Nick Carter und Aarons Zwillingsschwester Angel erwirkten eine einstweilige Verfügung gegen ihren Bruder. Das zeigte, wie zerrüttet die Familienverhältnisse innerhalb des Carter-Clans wirklich waren. Damals erklärte der "Backstreet Boys"-Sänger dazu, dass Aaron damit gedroht habe, Nicks damals schwangere Frau Lauren Kitt Carter, 39, und das ungeborene Baby zu töten. Aaron bestritt die heftigen Vorwürfe damals und twitterte: "Pass auf dich auf, Nick Carter, wir sind für dieses Leben fertig miteinander."

Aaron Carter: Schizophrenie und bipolare Störung?

Im US-amerikanischen Fernsehen packte der Ex-Kinderstar 2019 über seinen gesundheitlichen Zustand aus und erklärte, dass er unter Schizophrenie, einer bipolaren Störung und Angstzuständen leide. Aufgrund dieser Diagnosen musste er laut eigenen Aussagen sechs verschiedene Medikamente nehmen. "Ich bekomme Xanax, Seroquel, Gabapentin, Hydroxyzin, Trazodon, Omeprazol." Daraufhin zeigte er in der TV-Sendung einen Beutel voll mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, um den Zuschauer:innen zu zeigen, wie viele Tabletten er täglich einnehmen muss. "Das ist meine Realität. Ich habe nichts zu verbergen." 

Kompliziertes Verhältnis zu seiner Mutter Jane Carter

Kurz darauf gestand auch seine Mutter Jane, dass sie mit ein Grund sei, wieso ihr Sohn Aaron so leide. Auch sie sprach in einer TV-Sendung über die Beziehungen innerhalb ihrer Familie und deutete an, sich wenig um ihren jüngsten Sohn gekümmert, ihn sogar im Stich gelassen zu haben. Sie sei eigenen Aussagen zufolge nicht für ihn da gewesen, als er sie am meisten brauchte. Außerdem gab sie sich die Schuld daran, dass die Familie Carter zerbrach. Die schonungslose Offenheit seiner Mutter bewegte Aaron Carter damals sehr und er ließ sich von ihr in eine Klinik bringen, weil er nur noch 52 Kilogramm wog. Jane Carter, die sich dann um ihren Sohn kümmerte und sich um ihn sorgte, half dem Sänger, wieder zu Kräften zu kommen. 

Hat Lou Pearlman ihn belästigt?

Auch um Musikmogul Lou Pearlman, †62, ranken sich düstere Geschichten. Der Geschäftsmann und Entdecker der weltweit erfolgreichen Boybands "Backstreet Boys", "*NSYNC", "O-Town" oder "US5" wurde im Mai 2008 zu einer 25-jährigen Haftstrafe wegen Verschwörung, Geldwäsche und Insolvenzbetrugs verurteilt. Pearlman starb am 19. August 2016 in Folge eines Herzstillstands im Bundesgefängnis im texanischen Texarkana.

Aaron Carter wurde zu Beginn seiner Karriere ebenfalls von Lou Pearlman unter die Fittiche genommen und reagierte so auf die Nachricht seines Ablebens: "LouPearlman, mein alter Manager, starb im Gefängnis …RIP Lou, nicht der beste Geschäftsmann, aber er hat mich entdeckt. Karma gibt es wirklich." Aaron Carters Mutter äußerte sich gegenüber "Vanity Fair" nach der Verhaftung Pearlmans kritisch und erklärte, dass sie hoffe, er würde zur Rechenschaft gezogen werden und dass die finanziellen Verbrechen des Musikmanagers "die geringsten seiner Ungerechtigkeiten" seien. "Mehr kann ich dazu nicht sagen", meinte sie darauf geheimnisvoll und erklärte weiter: "Diese Kinder haben Angst und sie wollen, dass ihre Karrieren weitergehen." Deutete Jane Carter damit an, dass Aaron von Pearlman belästigt wurde?

Auch die Mutter von "Backstreet Boy"-Mitglied AJ McLean, 44, Denise Fernandez, sprach sich gegen den Boyband-Entdecker aus: "Als Mutter zählt man eins und eins zusammen. War das alles unschuldig oder geht da mehr vor? Ich hatte den Eindruck, dass da ein paar seltsame Dinge vorgingen." "*NSYNC"-Star Lance Bass, 43, sagte weiter: "Aaron verteidigte Lou mit jedem Atemzug, aber man sah dennoch die Qual und den Schmerz in ihm, doch man musste ihm ja glauben." 

Aaron Carter wird als gefallener Kinderstar in den Gedächtnissen seiner Fans bleiben, der mit nur neun Jahren viel zu früh im Rampenlicht stand und dessen komplizierte Familienverhältnisse, Drogenmissbrauch und Beziehungs-Dramen die Schlagzeilen füllten. Sicherlich ist dem Musiker im Leben viel Unrecht widerfahren worden, wir werden es wohl nie ganz erfahren. Aber wir hoffen, dass der einstige Popstar jetzt seinen Frieden gefunden hat, den er zu Lebzeiten stets suchte. 

Information zu Hilfsangeboten

Sie haben suizidale Gedanken? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe an. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der „Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention“.

Verwendete Quellen: tmz.com, people.com, bild.de, eonline.com, theguardian.com, nzherald.co.nz.

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