Selektive Essstörung: Caitlin (24) ernährt sich seit 20 Jahren nur von Lebensmitteln in Beigetönen

Caitlin leidet unter einer selektiven Essstörung

Schon über 20 Jahre lang hat Caitlin Brennan aus Bristol eine Heidenangst vor allen Lebensmitteln, die eine andere Farbe als beige haben. Die Folge dieser selektiven Essstörung (ARFID): Obst, Gemüse und Kräuter sind ausgeschlossen. Da sie sich trotzdem gesund fühlt, hat Caitlin jetzt beschlossen, ihre Krankheit zu akzeptieren und mit ihr zu leben.

Hauptsächlich Nudeln, Reis, Richmond-Würstchen

Die 24-jährige Caitlin Brennan aus Bristol ernährt sich nun seit über zwei Jahrzehnten ausschließlich von beigen Lebensmitteln – eine Folge ihrer selektiven Essstörung. Ihr Speiseplanbeschränkt sich hauptsächlich auf Chicken Nuggets, Nudeln, Reis, Würstchen ohne Haut und Fischstäbchen. Caitlin, die von Beruf Nageltechnikerin ist, erzählt jetzt der britischen Presse, dass sie unter der Störung leidet, seit sie sich erinnern kann. Sie sagt: „Als ich jünger war, hat man nicht wirklich die Wahl, was man isst, aber sobald ich ein gewisses Alter erreicht hatte, weigerte ich mich einfach, Dinge zu essen, die ich nicht wollte.“

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"Es fühlt sich an, als ob ich Gras essen würde"

Caitlin ist von bestimmten Lebensmitteln abgeschreckt, je nach Farbe, Geschmack, Geruch oder sogar durch deren Textur. Gemüse kann sie gar nicht essen. Als sie jünger war, haben ihre Eltern versucht, sie dazu zu bringen, Erbsen zu essen. „Aber ich habe sie entweder ganz verschluckt, so dass ich sie nicht schmecken konnte, oder ich habe sie aus dem Fenster geworfen, wenn meine Mutter nicht hinsah“, erzählt sie. Auch Essen mit Kräutern geht bei ihr gar nicht: „Ich mag es nicht, wie es sich in meinem Mund anfühlt. Es fühlt sich an, als ob ich Gras essen würde.“ In ihrem Elternhaus gab es deswegen zwei Kühlschränke, sodass Caitlin ihr Essen getrennt aufbewahren konnte – damit es nicht den Geruch von Nahrungsmitteln annehmen konnte, die sie nicht akzeptiert.

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Auf Instagram teilt Caitlin mittlerweile ihre Erfahrungen. So berichtet sie, wie glücklich sie war, jemanden kennenzulernen, der Verständnis für ihre Essstörung hat. Ihr jetziger Freund fragte sie beim ersten Rendezvous: „Soll ich nachsehen, ob auf der Pizza grüne Sachen sind?“ Das habe sie nie vergessen.

Zu Hochzeiten packt sie immer ein Käsebaguette ein

Während ihrer Schulzeit hat sie sieben Jahre lang jeden Tag ein Käsebaguette zum Mittagessen gegessen. Noch heute nimmt sie ein Käsebaguette zu Hochzeiten mit, damit sie nicht hungern muss. „Ich weiß, dass es nicht normal ist, aber ich kann darüber lachen“, erzählt Caitlin, „und ich bin mehr als glücklich, Chicken Nuggets von der Kinderkarte zu essen, wenn ich zum Abendessen ausgehe.“

Caitlin wünscht sich, dass ihre Essgewohnheit akzeptiert wird

Mittlerweile hat sie einen Punkt erreicht, an dem sie akzeptiert hat, dass sie einfach so ist, wie sie ist. „Ich habe 20 Jahre lang so gegessen, und es geht mir gut, also kann es sicher nicht so schlimm sein.“ Sie erwartet nicht, dass die Leute es verstehen, aber sie möchte, dass sie es akzeptieren: „Genauso wie sie die Essstörungen, Allergien oder Essensentscheidungen anderer Leute akzeptieren, wie zum Beispiel Veganismus.“ Das Einzige, was ihr Kopfzerbrechen bereitet: „Ich möchte irgendwann in der Zukunft Kinder haben und ich mache mir Sorgen, dass meine Ernährung nicht gut genug ist, um eine gesunde Schwangerschaft zu haben.“

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Einseitige Ernährung kann schwerwiegende Folgen haben

„Eine solch einseitige Ernährung kann zu einem schweren Nährstoffmangel führen“, erklärt Ernährungsexpertin Nora Rieder. „Wenn wir viel Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel wie eben Chicken Nuggets oder Würstchen zu uns nehmen, führen wir unserem Körper viele Kalorien, aber kaum Nährstoffe zu – eigentlich sollte es genau andersherum sein“, sagt Rieder.

Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel wie Würstchen oder auch Fischstäbchen enthielten in der Regel viel Salz, gesättigte Fettsäuren und Zucker, gleichzeitig aber kaum Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. „Weißer Reis und Nudeln enthalten vor allem einfache Kohlenhydrate, die unser Körper schnell zu Zucker abbauen kann und die den Blutzucker- und Insulinspiegel stark ansteigen lassen. Das wiederum begünstigt die Fetteinlagerung und damit Übergewicht“, so die Expertin weiter.

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„Dies erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Übergewicht, Fettstoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, fasst Rieder zusammen. In Studien konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass auch unsere Denkfähigkeit unter einem hohen Fast-Food-Konsum leidet, so die Expertin weiter.

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Essen Sie möglichst bunt!

Rieder empfiehlt, möglichst bunt zu essen. „Grund dafür sind die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe. Sie haben vielfältigste Wirkung, beugen unter anderem der Zellalterung entgegen und beugen Krebs vor“, so die Expertin. „Pro Tag sollten wir fünf Portionen Obst und Gemüse essen. Damit wir aber in den Genuss der vielfältigen, gesunden Wirkstoffe kommen, sollten wir über die Woche verteilt nach Möglichkeit auch Obst und Gemüse zu uns nehmen, das möglichst alle Farben enthält.“

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Symptome können auf die Vermeidende-restriktive Essstörung (ARFID) hinweisen

Wenn Menschen bestimmt Lebensmittel meiden, weil sie schlechte Erfahrungen – wie besipielsweise anschließendes Erbrechen oder Würgen – damit gemacht haben, spricht man von einer Avoidant-restriktiven Nahrungsaufnahme-Störung (ARFID).

Sollten Sie Anzeichen dieser Krankheit bei sich oder anderen erkennen, sollten Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten wenden.

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