Ganzheitliche Firmentransformation

Wahre nachhaltige Kreislaufwirtschaft beginnt beim Design und endet im Kompost.

Vor mehr als 50 Jahrensensibilisierte der umweltbewusste Großvater den Heimtextilien-UnternehmerStefan Grabher, der heute intensiv an der ganzheitlichen Firmentransformationarbeitet und hoch qualitative, fair produzierte C2C-Ware in Händen hält. Warumfür einen erfolgreichen ökologisch sozialen Wandel in der Wirtschaftganzheitlich kritische Kunden besonders wichtig sind, erläutertVN-Klimaschutzpreisträger Stefan Grabher im Interview.

Was nimmt man mit fürs ­Leben, wenn man einen Opa hatte,der Umweltschutz schon damals gelebt hat?

Mein Großvater war einfantastischer Lehrer für mich, ­beruflich als Zollbeamter in Dornbirn einäußerst korrekter und genauer Mann und zudem mit Leib und Seele Hobbylandwirt,der Natur, der Geschichte und Geografie verbunden. Er hat mir sehr früh einebesondere Beziehung zu ethisch vernünftigem Umgang mit Tier und Naturbeigebracht. Wir hatten Ziegen und Schweine, mit denen wir achtsamen Umgangpflegten. Wir haben gemeinsam Pflanzennamen bestimmt und schon mit zwölf Jahrenkannte ich eine ganze Menge davon. Er hat mir den Naturkreislauf verständlichgemacht – in einer freundschaftlichen Art und nicht belehrend – und denGrundstein für das Bewusstsein gelegt, dass wir im Einklang mit der Natur­leben und arbeiten sollten.

Warum sind die „vier Säulen der Nachhaltigkeit“ die Basisfür die Unternehmenstransformation?

Es geht umGanzheitlichkeit, daher sind wir Mitglied bei fairwear.org, „Certified cradleto cradle“-Betrieb mit Gold-Standard, GOTS-zertifiziert (Global Organic TextileStandard) und beim Klima­neutralitätsbündnis 2025 bzw. „turn to zero“. Man mussdas große Ganze im Blick haben, es nützt nichts, wenn ich mich z. B. nur aufEnergie konzentriere und hier ein Loch zumache und woanders ein größeresaufreiße. Alles hängt zusammen.

Eine Unternehmenstransformation ist leider immer wieder eineSisyphusarbeit. Wichtig ist mir, echte Kreislaufwirtschaft zu erreichen, dasheißt: 100 Prozent kompostierbare Textilien, die wieder als Kompost und Düngerfür die Landwirtschaft verwendet werden können.

Auch wenn der Weg das Ziel ist, wo ist das Unternehmenschon angekommen und wo soll es noch hin im Einklang mit Wirtschaftlichkeit undNatur-, Umwelt- und Klimaschutz?

Ich bin stolz auf das, was wir schon erreicht haben, dochder Weg bringt dich nicht nur vorwärts, man muss auch immer wieder mal zurückund eine andere Abzweigung nehmen. Neue Erfahrungen und Erkenntnisse müssenlaufend eingebaut werden. Mit dem heutigen Wissensstand sind wir schon weitgekommen, das kann aber in drei Jahren wieder ganz anders aussehen. Während derÖko-Transformation kann man auf nichts beharren, man muss offen bleiben, sichFehler eingestehen, Best-Practice-Beispiele anschauen, von anderen lernen undübernehmen – es ist ein ständiger Lernprozess. Bei vielem, bei dem mir Lösungennoch nicht klar sind, kommt dann aber auch die Aufgeschlossenheit gegenüberNeuem und Anderem. Die größte Gefahr für nachhaltige Veränderung ist das Thema„green washing“. Es frustriert nicht nur mich, dass es solche Dinge gibt,sondern vor allem die Kunden.

Das ist dann auch das Traurige, dass die Leute, die es ehrlich meinen und gute Produkte produzieren, wegen solcher Machenschaften in einen Topf geworfen werden und unter jenen leiden, denen das egal ist. Daher sind unsere wichtigsten Verbündeten die kritischen Kunden, die das hinterfragen und denen, die das nicht ordentlich machen, auf die Finger klopfen und ­solches Verhalten verunmöglichen.

Infos: www.maryrose.at

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