"Zu viel, um sagen zu können, ich esse noch gern Fleisch"

Die Deutschen lieben Fleisch. Aber wie sieht es mit dem Appetit aus, wenn die Tiere zu Familienmitgliedern werden? Schauspieler Hardy Krüger Jr. und seine Liebsten stellen sich dem Experiment.

„Wir würden niemals kein Fleisch essen“, erklärt Familie Ehmann. Das glaubt man als Zuschauerin zu gern. Immerhin trägt Vater Wolfgang ein T-Shirt mit einem Herz in Fleischform und der Aufschrift „Meatlover“ (Deutsch: „Fleischliebhaber“). „Wir sind eine Familie, die sieben Tage die Woche zweimal am Tag Fleisch essen“, behaupten Melanie, Wolfgang, Paula und Ben Ehmann von sich und sagen, dass sie sich nicht vorstellen könnten, weniger Fleisch zu essen.

Trotzdem stellen sie sich dem Vox-Experiment und sie wissen, dass sie sich nach vier Wochen entscheiden müssen: Sollen die bei ihnen eingezogenen Tiere geschlachtet werden oder ernährt sich die Familie ab sofort ausschließlich vegetarisch? Das ist der Fall, wenn sie sich gegen die Schlachtung entscheiden. 

„Wenn die jetzt gerupft zurück kämen, fänd ich das nicht schlimm“

Als die Tiere ankommen, ist die Reaktion aber zuerst verhalten: „Kackhühner. Wer will die schon?! Da war auch direkt klar, dass wir das einen Monat mitmachen und dann sind die weg“, stellt Sohn Ben direkt fest. „Stand jetzt muss ich sagen: Wenn die jetzt in einer halben Stunde gerupft zurück kämen, fänd ich das nicht ganz so schlimm. Dafür sind sie ja auch da“, meint sogar Wolfgang.

Doch dabei bleibt es nicht: Die Familie streicht den Hühnerstall bunt an, nennt die tierischen Gefährtinnen Frieda und Trude. Mit den ersten gelegten Eiern wächst die Begeisterung weiter. Von einem zukünftigen Fleischverzicht ist aber noch nichts zu spüren. Vor den Hühnern im Garten werden sogar gekaufte Hähnchen auf dem Spieß gegrillt. 

„Ich hatte keine Gewissensbisse, dass im Hintergrund unsere waren und wird die Artgenossen verspeist haben“, sagt Wolfgang. Der Besuch bei einer Geflügelschlachterei macht dann aber etwas mit der Familie. „Wenn man es noch mal so vor Augen hat, ist das schon: hui. Für mich war schon ganz schlimm, dass die da auf den Tod gewartet haben. Das hat mich schon sehr traurig gemacht, dass es denen in dem Moment nicht gut ging“, resümiert Melanie. Wolfgang sagt: „Dann gings los mit der Schlachtung. Das live zu sehen, ist doch heftig.“ Mit anzusehen, „dass ein Lebewesen für den eigenen Fleischkonsum stirbt“, sei nicht schön. Zudem sind die beiden Hühner der Familie tatsächlich ans Herz gewachsen. 

„Ich möchte nicht, dass das mit unseren Hühnern passiert“

Am Tag der Entscheidung ist man aber noch nicht sicher. Schließlich stellt der Familienvater jedoch klar: „Das Schlachten war so der Punkt, wo ich gedacht habe, das möchte ich nicht, dass das mit unseren Hühnern passiert. Das heißt im Umkehrschluss, wir müssten uns vegetarisch ernähren.“ Und dafür entscheidet sich die Familie letztlich. Mehr als das: Sie behalten Frieda und Trude sogar. Fällt die Entscheidung bei der Promifamilie genauso aus?

Schauspieler Hardy Krüger Jr., Ehefrau Alice sowie die beiden Söhne Theo und Tamino nennen ihre beiden Lämmer Hanni und Nanni. Sie schließen die Tiere schneller in ihre Herzen. Besonders ausschlaggebend ist aber der Besuch auf der Lammfarm. „Dann kam für mich der Moment der Momente, in dem alles irgendwie anders laufen sollte. Es war die nächste Lammgeburt“, so Alice. Doch das Lamm liegt nicht in der richtigen Position, sodass der Züchter nachhelfen muss. Die Familie sieht eine dramatische Geburt. Hätte der Landwirt nicht eingegriffen, wären Mutter und Lamm gestorben. „Da sind ganz viele Steine vom Herzen gefallen, als dieses kleine Lamm zur Welt gekommen ist. Das ist schon irre.“

„Ich will jetzt nicht zusehen, wie sie abgeschlachtet werden“

Schließlich dann der Tag der möglichen Schlachtung. „Ich war ziemlich hin und her gerissen, ehrlich gesagt“, so Hardy Krüger Jr. Der 13-jährige Tamino sagt jedoch: „Ich würde jetzt nicht gerne zusehen, wie die beiden abgeschlachtet werden.“

Dann rückt der Schlachter an und erzählt der Familie im Detail, wie die Tötung des Tieres ablaufen wird. Genau in diesem Moment ist klar: „Da habe ich dir in die Augen geschaut, da wusste ich, dass das überhaupt nicht infrage kommt. Weil dich das emotional so mitgenommen hat, was ich total verstehen kann, dass ich das einfach nicht zulassen wollte“, wendet sich der frühere „Gegen den Wind“-Star an seine Frau.

Dem Schlachter sagt er klipp und klar: „Also ich bin hier raus. Ich möchte kein Tier hier rumzappeln sehen, bis es tot ist. Ich möchte auch Hanni und Nanni nicht hier mit den Augen verdrehen und reinpieksen. Nein, ich bin hier raus.“

Alice und Hardy Krüger: Sie konnten die Lämmer nicht schlachten lassen.. (Quelle: RTL / Nady El-Tounsy)

Er fasst schließlich zusammen: „Für mich war das ein Punkt, wo ich mir gedacht habe, ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass ich einer Seele das Leben nehme.“ Sohn Theo hätte sich gern anders entschieden, doch er erklärt: „Mit der Reaktion von meinen Eltern habe ich schon ein bisschen gerechnet. Mit dem Blut und so, das wusste ich, dass bei meiner Mutter eine Hemmschwelle ist.“

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Recht hat er, denn die sagt: „Das war zu viel, um sagen zu können, ich esse ein Stück Fleisch noch gerne.“ Letztlich ist die Familie glücklich mit ihrer Entscheidung gegen die Schlachtung und für ein Leben als Vegetarier.

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