Wenn sich Frauen in Gewaltverbrecher verlieben

Im „Tatort“ aus Köln haben es die Kommissare mit dem Phänomen der Hybristophilie zu tun. Assistent Jütte entwickelt einen ungeahnten Ehrgeiz – und wird plötzlich mit seinem Vornamen angesprochen.

Zuerst scheint die Sache für die Ermittler relativ klar, ein Verdächtiger ist schnell gefunden: Das Opfer, Susanne Elvan (Neshe Demir), war frisch verheiratet. Ihr Mann Tarek (Sahin Eryilmaz) ist ein verurteilter Gewaltverbrecher, den sie während seiner Zeit im Knast über eine Brieffreundschaft kennen- und lieben gelernt hatte. Kurz vor der Tat war Tarek aus der Haft entlassen worden und hat seine Wutausbrüche offenbar nach wie vor nicht richtig im Griff.

Tarek Elvan (Sahin Eryilmaz) wird von Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) im Präsidium verhört: Die Kommissare denken schnell, sie hätten den Fall gelöst, doch so ist es nicht. (Quelle: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Ist ein Serientäter am Werk?

Doch als Assistent Jütte (Roland Riebeling) auf den Tatortfotos sieht, dass der Leiche ein Gürtel über die Augen gebunden wurde, bekommt der Fall eine neue Dimension: Jütte ist überzeugt, dass er das Tatmuster kennt und derselbe Mörder schon einmal zugeschlagen hat. Ist ein Serientäter am Werk?

Im Gefängnis bereitet sich derweil Häftling Basso Sommer (Torben Liebrecht) auf seine Entlassung vor. „Draußen“ wartet seine Freundin Ines (Picco von Groote) auf ihn, die er ebenfalls durch eine Brieffreundschaft kennt und bei der er nun einziehen will. Ines‘ achtjähriger Sohn Lenny soll aber nicht erfahren, dass Basso wegen einer Gewalttat hinter Gittern saß.

Im Mittelpunkt des Krimis, der an diesem Sonntagabend um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt wird, steht die sogenannte Hybristophilie – von dem Phänomen Betroffene (in den meisten Fällen Frauen) fühlen sich von brutalen Verbrechern erotisch angezogen. „Wir waren fasziniert von der Tatsache, dass die schlimmsten Gewaltverbrecher zum Teil Wäschekörbe voll Liebesbriefe bekommen und wollten wissen, wie das weitergeht, wenn diese Männer nach ihrer Strafe dann zu den Frauen ziehen“, sagte Jan Martin Scharf, der das Drehbuch gemeinsam mit Arne Nolting geschrieben hat. 

Auch für die Kommissare Ballauf und Schenk tut sich bei ihren Ermittlungen eine fremde Welt auf. Das Verhalten der Frauen können sie nicht nachvollziehen.

Jütte wird in dieser Folge erstmals mit seinem Vornamen angesprochen: Außerdem gibt er entscheidende Hinweise zur Lösung des Falls. (Quelle: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)

Assistent Jütte, bisher eher als transusig und arbeitsfaul bekannt, macht in dieser Folge hingegen eine Wandlung durch: Plötzlich entwickelt er einen ungeahnten Ehrgeiz und treibt die Ermittlungen entscheidend voran. Gut drei Jahre nach seinem Einstieg ins Kölner „Tatort“-Team erfahren seine Kollegen und das Publikum erstmals mehr über seine Vergangenheit. Die Figur bekommt deutlich mehr Raum und gewinnt dabei an Komplexität. Plötzlich nennt Schenk ihn zudem nicht mehr Jütte sondern bei seinem Vornamen Norbert.

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut! In diesem Krimi ist nichts wie es scheint: Das Publikum tappt erst einmal lange im Dunkeln. Eine überraschende Wendung, Spannung und eine tragische Vergangenheit sorgen für eine ordentliche Portion Gänsehaut. Gekonnt laufen die verschiedenen Erzählstränge nebeneinander her, erst am Ende fügen sich die einzelnen Puzzlestücke zusammen und man erlebt einen regelrechten „Aha“-Moment.

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Einige Fragen bleiben am Ende zwar unbeantwortet, nichtsdestotrotz können sich „Tatort“-Fans auf einen außergewöhnlichen Fall mit dem beliebten Kölner Duo freuen – und eben mit Jütte, der in einem ganz neuen Licht gezeigt wird. 

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