Ungewöhnlich und sehenswert – die Kritik zum Kölner ‚Tatort: Der Tod der anderen‘

Oha, man muss beim Wünschen vorsichtiger werden. Gerade noch denkt man: Die Frau, die da gleich zu Beginn die noch brennende Zigarette auf die Straße wirft, ist hoffentlich das Mordopfer – da baumelt sie auch schon von der Hotelzimmerdecke.

Nun wird es etwas turbulent, der 80. Tatort mit dem Kölner Krimi-Gespann Ballauf/Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) ist über weite Strecken ein Road Movie: Die verdächtige Hotelchefin Bettina Mai (großartig: Ulrike Krumbiegel) sperrt den armen Assistenten Jütte ein, nimmt Freddy Schenk als Geisel und braust mit ihm los auf der Suche nach dem echten Mörder.

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Tinka Fürst glänzt als Kriminaltechnikerin

Ihm hinterher jagt Ballauf, der Unterstützung bekommt von einer Neuen: Tinka Fürst spielt die Kriminaltechnikerin Natalie Förster sehr erfrischend – und sie darf auch mal ein bisschen was tun. Und so ist dies nebenbei auch ein „Tatort“ der starken Frauen.

Es geht in „Der Tod der Anderen“ (Buch: Wolfgang Stauch, Regie: Torsten C. Fischer) um DDR-Vergangenheiten, die auch heutige Kölner Politiker noch das Amt kosten können. Die Verhältnisse sind gerade noch nicht so kompliziert, dass sie langweilig werden.

Spannender als der eigentliche Fall ist ohnehin, wie sich das Entführerin-Geisel-Verhältnis zwischen Mai und Schenk allmählich wandelt: In der ersten Nacht muss Schenk, an die Heizung gefesselt, noch auf dem Fußboden schlafen, bald darauf bittet Mai ihn gar zu sich ins Bett, und für einen verwirrenden Moment schwebt die Möglichkeit in der Hotelzimmerluft, dass aus der Entführerin eine Verführerin wird. Aber Freddy Schenk ist genau so Profi wie sie, die ehemalige Stasi-Frau – und verheiratet.

Tatort aus Köln: Starke Darsteller, interessante Geschichte

Und dann ist da eben noch Jütte (Roland Riebeling), der in diesem „Tatort“ gar keine Sonne sehen darf. Nicht nur, dass er mit seinen ausgewogen zusammengestellten Geisel-Speisen (Toast mit Scheibletten, Apfel, Getränke für fünf Tage) im finsteren Keller eingesperrt ist. In seinem Unglück hat er noch Pech: Er will sein Essen vor den Ratten schützen, dabei gehen aber die Wasserflaschen zu Bruch. Schlimm!

An den Scherben aber verletzt Jütte sich noch, so dass er in seinem Verlies aussieht wie Vietnam-Veteran Rambo in seinen schlimmsten Momenten. Die Jütte-Szenen streifen manchmal die Grenze zur Parodie. Fehlt nur, dass er noch in eine Mausefalle tappt oder mit dem Fuß in seinem Toiletteneimer steckenbleibt.

Sehenswert ist dieser etwas ungewöhnliche „Tatort“ allemal, weil er ein durchaus interessantes Stück deutsch-deutscher Geschichte behandelt und mit seinen starken Darstellerinnen glänzt.

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