Undercover-Recherche von "Team Wallfraff" deckt Missstände bei Amazon auf

  • Der Investigativjournalist Günter Wallraff und ein Reporterteam seiner RTL-Sendung „Team Wallraff“ haben Missstände bei Amazon aufgedeckt.
  • Undercover nahmen sie die Arbeitsbedingungen beim Versandriesen unter die Lupe.
  • Die Arbeit dort sei geprägt von einer Angstkultur, Kontrolle und Ausbeutung, schlussfolgert „Team Wallraff“.

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Amazon ist der erfolgreichste Onlinehändler der Welt. Reporter vom „Team Wallraff“ sahen sich die dortigen Arbeitsbedingungen einmal genauer an. Am Donnerstagabend (9. September) wurde die neue Folge der RTL-Investigativsendung ausgestrahlt. Darin sprachen die Journalisten mit Lagerarbeitern, Lkw-Fahrern sowie Paketboten. Der Tenor der Sendung: Bei Amazon herrsche ein System der Ausbeutung, Angstkultur und Überwachung.

Paketausfahrer stehen unter ständigem Druck

„Team Wallraff“-Reporter Alexander Römer ging in der Sendung als Paketausfahrer für den Onlinehandel undercover. Römer sei allerdings nicht bei Amazon selbst angestellt worden, sondern bei einem Geflecht aus Subunternehmen. Statt der vereinbarten elf Euro Stundenlohn habe er letztlich nur knapp acht Euro pro Stunde erhalten – weit unter Mindestlohn. Zuspätkommen, zu schnelles Fahren, zu langsames Arbeiten, Kundenbeschwerden – dafür gebe es Strafpunkte für die Fahrer. Bei zu vielen Strafpunkten drohe die Kündigung. Ein normaler Arbeitstag für die Paketausfahrer soll inklusive Pause neun Stunden dauern – das schaffe allerdings kaum ein Fahrer, wie Alexander Römer berichtet.

Auch bei den Lkw-Fahrern, die für Amazon ausliefern, findet der Reporter angebliche Missstände vor. Die Fahrer kämen häufig aus Osteuropa, seien ebenfalls bei Subunternehmen beschäftigt und würden mit Minibussen zu ihren Einsätzen nach Deutschland transportiert. Da die Fahrer bei einer litauischen Spedition angestellt seien, stehe ihnen der deutsche Mindestlohn von 9,60 Euro nicht zu.

In den Werken herrsche eine „Angstkultur“

Reporter Daniel Weigand hat die Arbeitsbedingungen in den Amazon-Werken unter die Lupe genommen. Knapp 50 Standorte gibt es in Deutschland, hier werden die Produkte sortiert und verpackt. Über eine Zeitarbeitsfirma habe der Reporter einen Job als Lagerarbeiter bei Amazon in Krefeld bekommen – hier werden 350.000 Pakete pro Tag sortiert.

Mit einem Scanner erfassen die Angestellten nicht nur die Produkte, auch ihre Arbeits- und Pausenzeiten sowie ihre Leistung werde kontrolliert. Zudem würden Kameras die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwachen. Der Reporter spricht von systematischer Kontrolle.

Als sogenannter „Picker“ im Amazon-Werk in Duisburg habe Daniel dann ein echter Knochenjob erwartet: Mehr als 3.000 Pakete soll er am Tag auf die Transportbänder gewuchtet haben, 17 Kilometer habe er in einer Schicht zurückgelegt. Ruhepausen seien untersagt, für Toilettenpausen habe er eine Erlaubnis gebraucht. Im Amazon-Werk in Bad Hersfeld herrsche laut Reporter Giuliano eine ähnliche Angstkultur und Überwachung. Auch hier würden Scanner jede Bewegung der Arbeitenden überwachen.

Mehr Infos zur Recherche des RTL-Teams bietet ein Podcast

Die Folge „Undercover bei Amazon – Wie der Weltkonzern seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeutet“ ist auch bei TVNow verfügbar. Zudem ist Reporter Alexander Römer am heutigen Freitag (10. September) um 12:00 Uhr bei „Punkt 12“ zu Gast. In einer neuen Folge von „Team Wallraff – Der Podcast“ sprechen Günter Wallraff und Undercover-Reporter Daniel Weigand über die Recherchezeit bei Amazon. © 1&1 Mail & Media/spot on news

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