"Late Night Berlin": Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen

In der jüngsten Ausgabe von „Late Night Berlin“ muss Moderator Klaas Heufer-Umlauf die Werbebotschaften seiner Gäste über sich ergehen lassen. Doch während Sebastian Pufpaff noch charmant und witzig für die Wiederauferstehung von „TV total“ wirbt, zeigt Verona Pooth, wie man Eigenwerbung nicht schlechter machen kann.

Eine Kritikvon Christian Vock

Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Es war ein spannender Moment am Samstagabend. Nicht nur, weil da die Legendenshow „Wetten, dass..?“ mit der Showlegende Thomas Gottschalk zurück im Fernsehen war. Das natürlich auch. Nein, besonders war dieser Moment am Samstagabend, weil dort das Fernsehen der Vergangenheit und das Fernsehen der Gegenwart aufeinander trafen. Gottschalk hatte nämlich Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf zu Gast und die drei plauderten über ihren Beruf, das Fernsehmachen.

Nun weiß man natürlich nicht mit Gewissheit, was Klaas Heufer-Umlauf über diesen Moment gedacht hat, schließlich schwingt bei ihm nicht selten Ironie mit. Trotzdem kann man fast sicher sein, dass Heufer-Umlauf diesem Moment mit großem Respekt begegnet ist. Nicht vor der Größe der Show, sondern vor den Menschen, die seine Leidenschaft, gutes Fernsehen machen zu wollen, teilen – ganz egal, ob „Wetten, dass..?“ nun seinen persönlichen Geschmack trifft oder nicht.

Aber das war am Samstag. Inzwischen ist Heufer-Umlauf wieder von Nürnberg nach Berlin zurückgekehrt und bei seinem Job erschienen. Doch dass er diesen Samstagabendmoment noch im Kopf trägt, zeigt Heufer-Umlauf gleich in den ersten Minuten von „Late Night Berlin“, als er die Zuschauer in seinem eigenen „Wetten, dass..?“-Stil begrüßt: „Hallo Schweiz, hallo Österreich, liebe Tschechoslowakei. Herzlich willkommen hier aus der Sporthalle der Menderes-Bağci-Gesamtschule in Adlershof.“

„Late Night Berlin“: Klaas Heufer-Umlauf ist zurück im Alltag

Es folgt ein etwas lauerer Gag über Thomas Gottschalk, ehe Heufer-Umlauf erklärt: „Es ist schön, wieder hier zu sein. Fühlt sich gut an. Es ist ein bisschen so, als hätte ich im Preisausschreiben ein Wochenende im Stanglwirt gewonnen und jetzt muss ich wieder zurück in mein muffiges WG-Zimmer.“ Nein, „Late Night Berlin“ ist sicher kein Luxus-Hotel, doch wie sehr nun wieder Butterbrot statt Kaviar angesagt ist, dürfte Heufer-Umlauf da schon geahnt haben. Dafür wird ihm ein Blick auf die Gästeliste gereicht haben.

Dort standen nämlich zwei Namen, bei denen man sofort weiß, dass sie nur der Werbung wegen in die Show kommen. Beim ersten Gast ist das noch naheliegend, schließlich ist Verona Pooth vor allem dadurch bekannt geworden, dass sie an der richtigen Stelle „Blubb“ im Fernsehen gesagt hat. Den zweiten Gast kennt man hingegen vor allem dadurch, dass er eben mehr als nur „Blubb“ zu sagen hat: Sebastian Pufpaff. Doch auch der Kabarettist ist nur im Dienste der Werbung zu Heufer-Umlauf gekommen, denn am Mittwochabend tritt er die Nachfolge von Stefan Raab an und holt „TV total“ zurück ins Fernsehen.

Zwei Gäste, zwei Werbeveranstaltungen, doch trotzdem hätten die Auftritte von Pooth und Pufpaff nicht unterschiedlicher sein können. Dass es nicht ihr Abend werden wird, leitet Verona Pooth bereits nach wenigen Sekunden selbst ein. „Man hat mir gesagt: Wenn man dir ein Gastgeschenk mitbringt, dann schafft man das in die Sendung“, erklärt Pooth Heufer-Umlauf und hält mit den Worten „Hups, was für ein Zufall“ einen Adventskalender hoch.

Verona Pooth bei „Late Night Berlin“: Wie Werbung nicht geht

„Ist das ein Unikat? Ist das etwas, wofür du heimlich Werbung machst, hier?“, fragt Heufer-Umlauf sofort und stellt dann fest: „Der ist von der Firma von deinem Mann!“ „Naja, es ist ein bisschen unangenehm jetzt“, muss Pooth erkennen und gesteht: „Es ist so passiert, dass Franjo zu mir sagte: Wenn du schon in die Late-Night-Show gehst, mein Schatz …“ Nun ist es ja so, dass die wenigsten Gäste einfach so in Shows schneien, ohne ein neues Album, Buch oder was auch immer vermarkten zu wollen. Aber selten kam Eigenwerbung so plump daher wie bei Verona Pooth.

Damit hätte man im Grunde leben können, hätte Pooth dafür irgendetwas anderes an Relevanz oder Unterhaltungswert zu bieten gehabt. Stattdessen muss sie erneut den Spott von Heufer-Umlauf aushalten. Als sie erzählt, dass sie zum Teil für zehn Produkte gleichzeitig Werbung gemacht hat, fragt Heufer-Umlauf sarkastisch: „Wie kann man denn so begeistert sein für neun oder zehn Produkte gleichzeitig? Wie kann man die von Herzen so doll lieben, dass man sagt: Man möchte der ganzen Welt davon berichten, dass es das gibt?“

Doch außer der Erklärung, dass sie einfach gerne Werbespots drehe, kommt an dieser Stelle wenig Schlagfertiges zurück. Auch, als Heufer-Umlauf sie für ein Studiospiel darum bittet, Werbung für ein unbekanntes Produkt zu machen, ist es der Moderator selbst, der die vermeintliche Werbe-Expertin in puncto Witz und Spontaneität schlägt. Und selbst als Heufer-Umlauf Pooth Gelegenheit zum Glänzen gibt, indem sie erzählen kann, einmal von Donald Trump zur Miss American Dream gekürt worden zu sein, verheddert sie sich in Banalitäten. Heufer-Umlaufs sarkastisches Fazit: „Ich lese daraus: Hätte nicht schöner sein können.“

Sebastian Pufpaff über „TV total“: „Wir sind viel im Gespräch mit Anwälten“

Wie man zum einen transparent und zum anderen auch noch wirksam Werbung für die eigene Sache macht, zeigt im Anschluss Sebastian Pufpaff. „Deswegen kommt heute der neue Moderator“, erklärt Heufer-Umlauf ganz offen, dass am Mittwochabend „TV Total“ wieder aufersteht und begrüßt ebendiesen Moderator dann ganz passend im besten Stefan-Raab-Stil. Doch anders als Pooth weiß Pufpaff, wie man Werbung in eigener Sache macht. „Man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. (…) Wir watschen alles in der Medienbranche ab, was es da gibt“, verspricht Pufpaff über seine neue Show und erklärt, dass man sich dabei nicht mehr nur aufs Fernsehen konzentriert, sondern auch auf alle neuen Medienformen wie Instagram oder Podcasts.

Und dann schlägt Pufpaff noch die Brücke zurück zum Anfang der Show und damit auch zu „Wetten, dass..?“. Er und sein Team seien auch in Nürnberg gewesen und das habe zu Irritationen geführt, aber auch für Lacher gesorgt: „Wir sind viel im Gespräch mit Anwälten im Moment, aber es sieht gut aus, dass man doch Einiges sehen kann morgen. (…) Das ZDF wird’s auch, spätestens in eineinhalb Jahren sehr, sehr witzig finden.“

Nun ist Heufer-Umlauf inzwischen ein alter Hase im Show-Geschäft und weiß, dass Werbung und Eigenwerbung dazu gehört. Aber man darf nicht ganz zu Unrecht vermuten, dass jemand wie er, der Fernsehen liebt und dort auch gerne zeigt, was gutes Fernsehen kann, mit Werbe-Folgen wie dieser eher unglücklich ist. Immerhin, kann man da sagen, nutzt er die Dauerwerbeveranstaltung, indem er sich seinen Gästen anschließt und zwischendurch Werbung für seinen eigenen Podcast macht. Das war dann aber auch schon wurscht.

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