Eskalation im "Sommerhaus der Stars": Terror-Mike und Esoterik-Jana im Sendezeit-Ping-Pong

Woche zwei im Testzentrum für halbintellektuelles Vollzeitmobbing. Oder wie man es bei RTL, dem Haussender des offiziellen Intrigantenstadels nennt: „Sommerhaus der Stars“. Der Wohlfühlsender aus Köln entführt uns auch diese Woche wieder in die „Hunger Games“ für Teilzeit-D-Promis. Und die liefern.

Eine Kolumnevon Marie von den Benken

Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

In der sommerlich-pittoresken Idylle eines Bocholter Waldrandes gedeihen allerdings wenig romantische Frühlingsgefühle, dafür umso mehr unverhohlene Aggression mit dem philosophischen Tiefgang einer Abrissbirne. Aber das ist so gewollt, denn wir sind hier nicht bei „Rosamunde Pilcher“.

Nachdem in der vergangenen Woche Roland Heitz und Janina Korn erst beinahe einstimmig rausnominiert und dann zusätzlich noch mit einer empfindlichen Niederlage im Demissions-Shoot-Out von Almklausi und Maritta gedemütigt wurden, schickt das Arte des Trash TV diese Woche direkt ausgleichenden Nachschub in die unkomfortabelste Ferienhausruine Ostwestfalens: Esoterik-Ikone Jana Pallaske und Sascha Grindt.

Die Nachnominierten Promi-Ersatzkandidaten sollen in der bisweilen leicht disharmonisch wirkenden Kluft zwischen den Monballijns und dem Rest der „Reisegruppe Niveaulos“ für gute Energien, verbindenden Einklang und solidarische Geschlossenheit sorgen.

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Und das wäre noch nötiger als die Überprüfung von Tweets, die die neue Sprecherin der „Grünen Jugend“ geschrieben hat, als sie 13 Jahre alt war. Dabei ist die toxische Brandbombe Mike nicht Mal die einzige theoretische Sollbruchstelle im reibungslosen Stimmungsablauf des von RTL minutiös zusammengecasteten Selbstzerstörungskommandos. Die Atmosphäre ist an mehreren Stellen bereits belasteter als die Freundschaft von Armin Laschet und Hans-Georg Maaßen. Eigentlich fragt man sich die ganze Zeit nur: Was zerbricht bei den Paaren als erstes – Karriere oder Beziehung?

Naturwesen entern das "Sommerhaus" – dort wartet schon "das Böse"

Tarzan und Jana

Als Jana und Sascha dann endlich gemeinsam im Vorgarten sitzen, ist erst einmal Verwirrung angesagt. Beide geben an, irgendwie schon aber nicht so richtig fest zusammen zu sein. Sie befinden sich in einer offenen Partnerschaft und einem undefinierbaren Beziehungsstatus. Das alles ist so kompliziert, dafür kennt sogar Facebook keinen geeigneten Status. Und Almklausi schon mal gar nicht.

Der lässt sich erstmal schockiert in den nächstbesten Campingstuhl fallen, denn Sascha ist Stuntman, „bewegt sich wie ein Tiger und erinnert mich an Tarzan“. Ganz bescheidene Aussichten zukünftig also bei körper-, kraft- und ausdauerintensiven Spielen für den gemütlichen Mallorca-Party-Barden gegen den muskelbepackte Filigran-Nahkämpfer.

Um dafür vorbeugend im Training zu bleiben, schickt der „Sommerhaus“-Spiele-Beauftragte Almklausi die Paare umgehend in ein neues Pantomime-Spiel auf einem 20 Meter hohen Trapez. Dort müssen sie gleichzeitig Begriffe raten und sich gegenseitig ausbalancieren. Das läuft mit Ausnahme von Lars Steinhöfel und Freund Dominik eigentlich bei allen Duos verhältnismäßig bescheiden. Die noch nicht aktiven Promi-Pärchen sitzen derweil im Vorgarten und begaffen Neuankömmling Jana, die in recht knappem Hippie-Outfit in der Sonne Yoga macht. Oder wie Mega-Gentleman, Dieter Bohlen Imitator und Mini-Maschmeyer Steff Jerkel sagt: „Hö, hö, hö – mitten in den BH reingeglotzt“.

Im Voyeurhaus der Stars würde er damit weit vorne liegen, bei den sympathieaffinen Zuschauern eher nicht. Ich persönlich finde sein Verhalten allerdings sogar kollegial. Immerhin gibt er damit Mike die Chance, im „WTF“-Ranking in den heimischen Wohnzimmern nicht mehr ganz alleine an der Spitze der „Gerne schnell rauswerfen und dann nie wieder irgendwo zeigen“-Skala zu stehen.

Mike ist derweil mit einem seiner Dialog-Anfälle im Sprechzimmer beschäftigt. Heute hält er zum warm werden einen abendfüllenden Vortrag darüber, warum ihm die Meinung von anderen egal ist. Schon nach etwa 50 Minuten merkt er, dass seine Frau neben ihm heult – bereits die ganze Zeit. Das gibt natürlich Abzüge in seiner Beurteilung und in ihrer B-Note für diesen Tag.

Mike trägt während dieses Tutorials, wie man sich eine Stunde lang nur auf seine Befindlichkeiten und dafür gar nicht auf seine Frau konzentrieren kann, ein T-Shirt mit der Aufschrift „Sky is not the Limit“. Und das trifft nicht nur für Mirja du Mont zu, sondern vor allem auch für Fußballfans. Neben Sky braucht man in dieser Saison nämlich auch noch DAZN und Amazon und muss sein drittes Kind „Franz Beckenbauer“ nennen, um alle Spiele der Bundesliga live sehen zu können.

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Der misanthropische Motivator Mike

Das ist aber ein Problem, welchs erst nach der Rückkehr in die Realität wieder aktuell wird. Zunächst mal muss Mike mit seiner Frau Michelle das Wippen-Pantomime-Spiel absolvieren. Zum Glück ist Mike ein großer Motivator und euphorisiert seine Frau mit charmanten Liebesbekundungen á la „jetzt lass mal dieses Frauending Gefühle“ zu Höchstleistungen.

Gleichzeitig entdeckt Mola Adebisis Freundin Adelina die Ketten von Jana an ihrem Jesus-Kreuz. Skandal! Dieses Heiligtum der gottesfürchtigen Adelina ist doch keine Schmuck-Garderobe! Da ist das Abendland natürlich gefährdet. Zum Glück ist Dienstag und nicht Montag, sonst würde Molas Angebetete jetzt womöglich in Dresden eine Demo anführen. Einmischung in die persönliche Religionsfreiheit ist aber kein Kavaliersdelikt. Selbst der ansonsten recht neutrale Lars Steinhöfel lässt sich ein „das ist krass“ entlocken.

Präziser wird da Mola selbst: „Das ist ja Yoga-Voodoo“. Adelina ist durchempört. Gleichsam wirkt sie etwas verängstigt, womöglich in die Hölle zu kommen, wenn sie diesem blasphemischen Ketten-Angriff auf Jesus nicht Einhalt gebietet: „Das ist eine Sünde, das darf man nicht.“

Zur Ablenkung lässt RTL aber erstmal das Ergebnis des Pantomime-Spiels verkünden: Lars und Dominik haben 13 von 16 Wörtern erraten und holen sich die „Un-Nominierbarkeit“. Haarscharf scheitern die Neuzugänge Jana und Sascha, obwohl sie sich ihres Sieges eigentlich schon sicher waren. Immerhin hatten sie auch viele Begriffe richtig erraten. Oder naja, einen zumindest. Das hatte ihren Optimismus allerdings nicht brechen können. Sascha prognostizierte vollmundig: „Das Spiel ist nicht ohne, mit einem richtigen Begriff sind wir schon echt gut“. Okay, 1:13 verloren, aber da war natürlich auch ein bisschen Glück bei Lars und Dominik dabei.

Mit Blumen sprechen

In totaler energetischer Verbundenheit zu ihren Energiezentren lässt Jana sich von dieser Schmach aber nicht runterziehen. Sieg, Niederlage – das sind doch bürgerliche Kategorien. Ungerührt beginnt sie also den kommenden Tag so entspannt, wie sie den vorherigen beendet hatte: mit jeder Menge Yoga und ziemlich wenig Interesse an den Mitbewohnern.

Die fühlen sich dadurch sofort links liegen gelassen und echauffieren sich, wie eigenbrötlerisch Jana und Sascha ihr eigenes Ding durchziehen. Tja, Pech gehabt. Jana tauscht sich eben lieber mit Brennnesseln und Tulpenzwiebeln aus als mit Menschen: „Ich kommuniziere viel mit den Pflanzen, aber ich mag kein Palaver“.

Service-Einschub: Lieber Mike, falls Du mitliest. Palaver ist ein umgangssprachlicher Begriff für endloses, wortreiches, meist überflüssiges Gerede und hat nichts mit der Primatengattung aus der Familie der Meerkatzenverwandten zu tun. Dieser Hinweis ist insbesondere deswegen wichtig, weil „Emma“-Chefredakteur und Bundesminister für Gleichberechtigung Mike Cees-Monballijn den Tag umgekehrt proportional zu Jana Pallaske beginnt.

Er widmet sich nicht dem eigenen Körper, sondern dem seiner Frau. Allerdings nicht auf romantische Art und Weise. Eher in Form von machohaftem, wenig subtilem Verbotsterror. Mike schreibt Michelle erneut vor, nicht zu bauchfrei in den Tag zu starten. Michelle findet ihr vollkommen normales Sport-Top gut, Mike eher nicht so. Und am wichtigsten ist ja: „Sie findet es gut, aber ich muss ja auch happy sein“. Im Sprechzimmer konkretisiert er: „Sie kann anziehen, was sie möchte – natürlich im Rahmen der Möglichkeiten, den ich ihr gebe“. Mike ist echt der einzige heute 33-Jährige, der in den 50er-Jahren sozialisiert wurde.

Vier gegen Mike

In einem weiteren Spiel, in dem es um Balance und Erinnerungsvermögen geht, gewinnen zwischendurch noch Almklausi und Maritta den Freifahrtschein durch die kommende Nominierungs-Phase. Das macht Mike etwas sauer, aber da ist er nicht der einzige. Auch Mola hat kurzzeitig seinen Spaßmacher-Modus verloren, weil seine Adelina auch in diesem Spiel nicht perfekt performt hat.

Anschließend gibt sie sich zwar reumütig zu, sie wolle doch nur „immer alles richtig machen“, würde „dann aber Scheiße bauen“. Auch das beruhigt Mola nicht. Lange Schmollen darf er aber auch nicht, denn RTL ruft zum Stimmungs-Echolot. In der traditionellen Tendenz-Abstimmung, wen die Paare aktuell aus dem Haus extrahieren würden, muss auch er abstimmen.

Bei dieser berühmten Sonntagsfrage am Dienstag unter acht repräsentativ ausgewählten Promi-Liebschaften erhalten Mike und Michelle vier Stimmen. Mit anderen Worten: 50 Prozent aller Stimmen, also (fast) die absolute Mehrheit. Für Mike ein Drama. Er ist außer sich. Sein neuer Auftrag lautet: Herausfinden, welche vier Paare ihn gewählt haben. Das klingt auf den ersten Blick etwas kindisch, etwas trotzig, etwas albern und etwas nervig, aber es könnte auch gute Nebenwirkungen haben: Womöglich ist er damit so beschäftigt, dass er sich in den kommenden Wochen weniger darauf konzentriert, seine Frau emotional zu unterjochen.

Den Rest des Abends verbringt Mike jedenfalls damit, etwas weniger subtil als Sherlock Holmes herauszufinden, wer wohl die vier Verräter sind. Unbefriedigt von der Ausbeute an freiwilligen Beichten (lediglich Lars gibt halbwegs freimütig zu, eine Stimme wäre von Team Lars/Dominik gekommen) ändert er seine Taktik noch im Laufe des Abends von aggressiv zu drohend und eröffnet der ohnehin bereits mehrfach in Tränen ausgebrochenen Adelina („in Mike schlummert das Böse“), das Haus könne sich nun auf den bösen Mike vorbereiten. Und den wolle bestimmt niemand gerne erleben.

Wie genau dieser böse Mike aussieht, das wird dann das Topthema der morgigen Folge. Wir lesen uns also schon in 24 Stunden hier wieder. Bis dann!

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