"Aktenzeichen XY…gelöst" blickt auf drei spektakuläre und erfolgreiche Ermittlungen zurück

  • Das Format „Aktenzeichen XY“ gibt es auch in „gelöster“ Form.
  • Am Mittwochabend präsentierte das ZDF seinen Zuschauern drei Fälle, in denen die Polizei den Verbrechern auf die Spur kam – unter anderem jenen der ermordeten Gina Krüger.
  • An der Seite von Rudi Cerne bot eine Kriminalpsychologin Einblicke in die Psyche der Täter.

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Am 7. September 2013 klingelt es an der Tür der Familie Volke. Noch ehe Vater Jürgen Volke öffnen kann, treffen ihn durch das Glas der Eingangstür vier Kugeln. Volke wird blutüberströmt von Frau und Kindern im Flur liegend entdeckt, vom Täter keine Spur. Rund eine Stunde nach der Tat stirbt der vierfache Vater.

Rasch unter Verdacht: Lutz-Wilhelm H., der Bruder von Volkes Frau, mit dem sich diese in einem Erbstreit um 40.000 Euro befindet. Volke riet seiner Frau nachdrücklich dazu, ihren Bruder zu verklagen. Ein Motiv für den Schwager? Doch der Verdächtige Lutz-Wilhelm H., ein leidenschaftlicher Jäger und veritabler Waffenkenner, muss zunächst mangels Beweisen entlassen werden. Im August 2014 greift auch „Aktenzeichen XY“ den Fall auf.

„Aktenzeichen XY“: Überraschende Wendung

Gemeinsam mit der österreichischen Polizei setzt die Polizei Hanau das versteckte Ermittlerpärchen „Erol und Ayse“ auf den verdächtigen Schwager und dessen Lebensgefährtin, die inzwischen in der Alpenrepublik leben, an. Die Erfolge der Ermittler lassen nicht lange auf sich warten. Auch deswegen, weil „Erol“ vorgibt, im kriminellen Milieu aktiv zu sein, was dem Verdächtigen enorm imponiert. Nach intensiven Abhörmaßnahmen und dem Auffinden der Tatwaffe kommt es im April 2016 doch noch zu seiner Verhaftung.

Dass sich Lebensgefährtin Banu D., die Lutz-Wilhelm H., der nach wie vor alles abstreitet, ein Alibi gibt, bei ihrer Zeugenaussage häufig in Ungereimtheiten verstrickt, kommt für Staatsanwaltschaft und Polizei überraschend. Zudem verrät die Auswertung ihres Handys, dass sie selbst in der Nähe des Tatorts gewesen sein muss. So wird Banu D. nicht nur plötzlich zur Hauptverdächtigen, sondern auch gleich im Gericht verhaftet. Der Prozess wird neu gestartet und endet mit lebenslanger Haft für Banu D. sowie neun Jahren Haft wegen Beihilfe zum Totschlag für Lutz-Wilhelm H. Das Urteil ist rechtskräftig.

Habgier und Angst vor Status-Verlust

Die Paardynamik sei hier ein wichtiges Kriterium, meint dazu Kriminalpsychologin Lydia Benecke. „Er sah in ihr eine attraktive junge Frau, die alle seine Interessen teilt. Sie habe sich ihm untergeordnet. „Aber offenbar auch gezielt. Sie hat all seine Hobbys übernommen und ihm zugleich vorgespielt, seine Seelenpartnerin zu sein“, so Benecke. Das konkrete Motiv laut Urteil: Habgier aus Angst vor dem Verlust des sozialen Status.

Vermisstenfall wird zum Mordfall

Am Mittwochabend aufgegriffen wurde auch der Fall „Konrad Hahn“. Der Konditormeister und zweifache Vater verschwindet kurz nach Neujahr 2005 spurlos. Sein Fall wird fünf Monate nach dem Verschwinden in „Aktenzeichen XY“ zum Thema gemacht. „Die Spurensicherung konnte mit Hilfe von Luminol große Mengen an Blut sichtbar machen. Für uns stand jetzt fest, dass es sich um ein Verbrechen handelt und jemand versuchte, den Tatort zu reinigen“, verrät Martin Kronester von der Münchner Staatsanwaltschaft.

Der Vermisstenfall wird damit zum Mordfall. Von einer Leiche fehlt allerdings jede Spur. Rasch wird klar, dass auch mehrere tausend Euro in der Wohnung fehlen. Zudem offenbart der Blick auf das Bankkonto des zweifachen Vaters, dass jede Menge Geld auf das Konto einer Frau überwiesen wurde, deren Lebensgefährte Jörg N. – ein lupenreiner Krimineller, der bereits elf Jahre im Gefängnis saß – schon mal beim Vermissten zur Untermiete lebte. Jörg N. wird schließlich festgenommen.

Leiche verscharrt und Sonne genossen

Bald darauf gesteht der Verdächtige, den 68-jährigen Münchner ermordet zu haben. Mit einem gestohlenen Schlüssel verschaffte er sich Zutritt ins Haus des Konditormeisters, um ihn mit einem Telefonkabel zu erdrosseln. Die Beute: das Bargeld, ein Fernglas und zwei in die Jahre gekommene Radios. Nach dem Mord hält sich Jörg N. noch zwei Tage im Haus des Opfers auf, um unter anderem die Blutspuren zu beseitigen.

Die Leiche verscharrt er, da ihm der Boden in Deutschland zu hartgefroren ist, an der italienischen Adria in Grado, wo er sich danach auch noch einen schönen Tag macht. Jörg N. wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. „Eine Lebensgeschichte, wie sie leider immer wieder vorkommt. Ein Mann, der bereits als Kind wechselnde Bezugspersonen hatte, und ab seinem 16. Lebensjahr nachweislich immer wieder kriminell war“, so Benecke über den Verurteilten.

Der Mordfall „Georgine Krüger“

Der letzte Fall von „Aktenzeichen XY…ungelöst“ kreiste um die 14-jährige Berlinerin Georgine Krüger, die am 25. September 2006 auf ihrem kurzen Heimweg von der Schule verschwindet. Gegen 13:40 Uhr steigt „Gina“, wie sie von allen genannt wird, an der Haltestelle „Perlberger Straße“ in Berlin-Moabit aus einem Bus, um den Rest des Weges zu Fuß nach Hause zu gehen.

Doch sie kommt dort nie an. Mehrere polizeiliche Suchaktionen mit Leichenspürhunden bleiben ergebnislos. Auch die Befragungen in rund 400 Haushalten führen zu nichts. Erst im Jahr 2016, also zehn Jahre später, bewegt sich etwas. Die Ermittler erfahren von einem gewissen Ali K., der in Ginas Nachbarschaft lebt und bereits wegen sexueller Nötigung und Missbrauch auf Bewährung verurteilt wurde, weil er versucht hatte, eine Jugendliche in seinem Keller zu vergewaltigen.

Festnahme zwölf Jahre nach der Tat

Die Exekutive setzt, da es an Beweisen mangelt, drei verdeckte Ermittler auf den arbeitslosen Familienvater an. Zunächst ist es ein angeblicher Hakan, der im Umfeld von Ali K. Präsenz zeigt und schließlich über Monate hinweg eine Freundschaft zu dem mutmaßlichen Mörder aufbaut, dann werden auch Susann als Hakans Partnerin sowie Kara als dessen Cousin inszeniert.

Inzwischen macht auch „Aktenzeichen XY“ Ginas spurloses Verschwinden im Spin-off „Wo ist mein Kind?“ zum Thema. In Gegenwart des verkabelten Kara gesteht Ali K. schließlich den Mord und die Vergewaltigung von Gina Krüger. Am 4. Dezember 2018 – also rund zwölf Jahre nach seiner Tat – wird er festgenommen. In einem Indizienprozess fasst Ali K. schließlich lebenslange Haft aus. Ginas Leiche hat er einfach im Hausmüll deponiert. Sie wird nie gefunden.

Motiv laut Benecke: „Sex und Macht“

„Der Täter trat stets als freundlicher hilfsbereiter Mensch auf und betonte auch gern seine Familienrolle, was alle getäuscht hat“, so Kriminalpsychologin Lydia Benecke über Ali K. Seine Motive ihr zufolge: Sex und Macht. Das Töten sei laut Benecke in diesem Fall mehr eine Verdeckungstat gewesen.

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„Aber wie wird jemand zum Kindermörder, der selbst Kinder hat?“, will Rudi Cerne am Ende der Sendung noch von der Kriminalpsychologin wissen. Die zitiert einen Täter aus den USA: „Er hat gesagt, er sei wie ein Würfel. Wenn man eine Seite des Würfels sieht, ist die andere verdeckt. Solche Leute können mit verschiedenen Facetten durchs Leben gehen.“

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