"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo": Wie gelungen ist die Serienadaption?

"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo": Wie gelungen ist die Serienadaption?

Ab 19. Februar bei Amazon Prime Video

Eine alte Geschichte bekommt einen frischen Anstrich. Die Serienadaption „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Constantin Television und Amazon Studios startet am 19. Februar exklusiv bei Amazon Prime Video in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In acht Episoden erzählt die Amazon Original Serie die Geschichte von Christiane F. und ihrer Clique vom Bahnhof Zoo als moderne Interpretation des weltbekannten Bestsellers. Einige Handlungen und Namen aus dem Buch haben die Autoren abgewandelt.

Das Buch der Drogenabhängigen Christiane F., in dem sie über ihre Erfahrungen mit Heroin und Arbeit auf dem Kinderstrich in Berlin erzählt, wurde seit seiner Veröffentlichung durch das „Stern“-Magazin 1978 zum Verkaufsschlager. Ein Film ließ daraufhin nicht lange auf sich warten, 1981 erschien die von Bernd Eichinger (1949-2011, „Zeiten ändern dich“) produzierte Adaption. Gelingt es nun der Amazon-Serie, den damaligen Aufruhr um die Thematik und den Hype rund um Christiane F. in ein neues Licht setzen? Definitiv, denn die High-End-Neuauflage ist keinesfalls nur aufgewärmt.

Von Dauerparty zu Cold Turkey

Christiane (Jana McKinnon, 22) lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung eines ärmlichen Stadtteils in Berlin. Über die Schule freundet sie sich mit der rebellischen Stella (Lena Urzendowsky, 21) an. Um dazuzugehören, beginnt Christiane mit dem Rauchen. Doch dabei bleibt es nicht: Beim Feiern im „Sound“ kommt die Schülerin mit Drogen in Berührung. Zunächst ist sie härteren Drogen wie Heroin abgeneigt und schockiert, als sie erfährt, dass sogar ihr Schwarm Benno (Michelangelo Fortuzzi, 20, „Nackte Tiere“) zur Nadel greift. Doch schon bald sind regelmäßiger Konsum von harten Drogen sowie das Schwänzen von Arbeit und Schule an der Tagesordnung der Teenager. Vor allem Heroin, von dem die sechs Freunde – Christiane, Stella, Benno, Michi (Bruno Alexander, 22), Axel (Jeremias Meyer, 21) und Babsi (Lea Drinda) – bald abhängig sind, ist teuer. Was folgt, ist der Weg in die Kriminalität und Prostitution.

Teenager-Probleme treffen auf Sucht und Gewalt

In „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ erzählen die Serienmacher von Problemen, die Teenager plagen. Sei es unerwiderte Liebe, die Scheidung der Eltern, eine alkoholkranke Mutter, strenge Großeltern oder ein Vater, der sich kaum sorgt. Als die sechs jungen Menschen aufeinander treffen, hat bereits jeder sein eigenes Päckchen zu tragen. Doch anstatt sich einander anzuvertrauen, steht das gemeinsame Feiern im Vordergrund – im „Sound“, einem Club in Berlin, in dem Drogenkonsum quasi Alltag ist. Die sechs unterschiedlichen Teenager genießen die wilden Partynächte. „Wir haben das beste Leben der Welt“, schwärmt Christiane in einer Szene.

Doch der Schein trügt: Mit der aufkommenden Drogensucht werden Lügen, Kriminalität und schließlich auch Prostitution zur Normalität. Geht es um einen dringend benötigten Schuss, scheinen sogar Freundschaften und Beziehungen unwichtig. Heroin wird lebensnotwendig – und zerstört Leben. Besonders schockierend: Während die Eltern anfangs nichts von der Sucht ihrer Kinder ahnen, nutzen andere Erwachsene wie wohlhabende Männer die Teenies schamlos aus. Von Folge zu Folge taucht die Serie weiter in die düstere Welt der Abhängigkeit ein.

Fazit: Emotionales Comeback einer tragischen Geschichte

Was anfangs doch etwas stört, ist das Alter der Schauspieler. Sie wirken nicht wie unter 16-Jährige. Christiane F. war jedoch gerade einmal 14 Jahre alt, als sie das erste Mal Heroin konsumierte. Doch mit dem Eintauchen in die Serienwelt erscheint dieser Aspekt unwichtig. Was bleibt, ist eine teils schimmernde Partyszene, die einen mitreist. Jedoch holt die Serie aus der Faszination des Milieus zurück, indem brutale und schockierende Szenen immer mehr die Überhand gewinnen. Den schleichenden Prozess in die Sucht stellen die Serienmacher ebenso gekonnt dar, wie die komplizierten Beziehungen und die chaotische Gefühlswelt der Charaktere. Musik von David Bowie, abgefahrene Looks und die heruntergekommenen Drehorte – allen voran der Bahnhof – versprühen den Zeitgeist der 70er und 80er Jahre.

Das Coming-of-Age-Epos begleitet Christiane und ihre Freunde durch ein Auf und Ab der Gefühle, wobei nicht nur die Verzweiflung der Jugendlichen selbst, sondern auch der Eltern thematisiert wird. Den Machern gelingt es, einen ständigen Wechsel der Emotionen zu vermitteln: Freude und Verzweiflung liegen nur einen „Schuss H“ voneinander entfernt. Durch kreative Flashbacks, gezielt eingesetzte Spezialeffekte und durchdachte Dialoge entsteht Empathie für die Teenies und deren Eltern. Vor allem die noch eher unbekannten Jungschauspieler überzeugen auf ganzer Linie.

Podcast bietet Fans Background-Infos

Wer noch mehr über die Welt von Christiane F. erfahren möchte, kann sich eine Extraportion Wissen mit dem Podcast „Das Berlin der Kinder vom Bahnhof Zoo“ aneignen, den Audible ab dem 18. Februar anbietet. Die Audio-Dokumentation von Clemens Marschall, Lorenz Schröter und Miku Sophie Kühmel, gesprochen von Bibiana Beglau, bietet Einblick in das West-Berlin der 70er-Jahre. In der Dokumentation sind zudem bisher unveröffentlichte Originalaufnahmen der Interviews zwischen Christiane F. und den Reportern Horst Rieck und Kai Hermann zu hören.

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