Sein Regiedebüt ist keine Autobiografie, oder?

Da hat er sich richtig was vorgenommen! Daniel Brühl, 43, wechselt die Rollen und bleibt zeitgleich bei seinen Leisten. In seinem Regiedebüt spielt der Schauspieler einen Kinostar, der stark an ihn selbst erinnern könnte. Eine Annahme, die er abstreitet, um dann doch zu gestehen, dass vielleicht ein wenig von seinem Leben in diesem recht eitlen Typen steckt, der zufällig auch seinen Vornamen trägt. Seine Figur lebt wie ihr Ideengeber in Berlin – also noch eine Gemeinsamkeit. Doch wie ähnlich sind sich Daniel Brühl und sein Hauptprotagonist wirklich?

Daniel Brühl: Seine Rolle ist eine überzeichnete Filmfigur

"Es ist natürlich keine Autobiografie, auch wenn ich im Film Daniel heiße und ein Schauspieler bin, der in einer schönen Wohnung in Prenzlauer Berg wohnt. Das ist ja ein bewusstes Spiel mit genau dieser Annahme, dass ich irgendwie auch dieser Daniel bin," stellt Brühl im Gespräch mit "rbb24" klar. 

Und "dieser Daniel" ist gar nicht einmal so sympathisch. Der Schauspieler steigt gerade die Karriereleiter hoch, ist auf dem Weg zu einem Casting in London und trifft bei einem letzten kurzen Abstecher vor der Reise in seiner Stammkneipe auf seinen Nachbarn Bruno, einen klassischen Verliertypen, gespielt von "Babylon Berlin"-Star Peter Kurth, 64. Die Begegnung wird zur Zerreißprobe für Daniel. Was er nicht weiß: Bruno kennt ihn besser als er denkt. Ein Psychospiel beginnt und plötzlich sieht Daniel nicht nur seine Karriere, sondern auch sein Privatleben in Gefahr.

Daniel Brühl hat sich für seine Figur selbst als Vorlage genommen, auch wenn er tiefgehende autobiografische Facetten bestreitet. "Ich wollte von Anfang an klarmachen: Dieser Daniel ist eine überzeichnete Filmfigur. Das bin nicht ich. Ich spiele lediglich mit einigen persönlichen Erfahrungen. Und das schließt sogar die Filme ein, die dieser Gegenüber namens Bruno – Typ Wendeverlierer – mit Genuss seziert. Die habe ich ja alle tatsächlich gedreht," erklärt er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd). 




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Die Zuschauer:innen werden gefordert, zu unterscheiden. "Und manche, die mich vielleicht besser kennen, verstehen das vielleicht besser als andere," ist seine Hoffnung im "rbb24"-Interview, und doch sieht er die Schwierigkeit, die darin liegt: "Aber wenn man das falsch versteht und glaubt, das sei ich, dann ist mir das auch recht. Das ist ja unter anderem das Interessante daran. Der Daniel im Film ist eine völlig überhöhte Figur und ich wollte diese Überhöhung auch gleich von Anfang an sehr deutlich machen."

Daniel und Bruno sollen den Zuschauer fordern

Die Überzeichnung der Rolle entstand bei ihrem Erschaffer aber erst im Kreativprozess. "In einer früheren Fassung war er irgendwie eher unbedarft, aber eigentlich immer noch ein netter Kerl, und der Nachbar eine fiesere Mephisto-Gestalt mit AfD-Nähe. Das war für mich aber der falsche Weg. Ich wollte diesen Bruno von nebenan nicht verraten und ich wollte mich auch noch deutlich eitler, selbstverliebter und arroganter haben, als ich es bin," erklärt Brühl den Entwicklungsprozess.

Er habe sich als Erzähler auf keine der beiden Seiten seiner Figuren schlagen wollen. Das solle den Zuschauern übrigens genauso gehen, wenn es nach Brühl geht. Es seien zwar beide nicht unbedingt nette Kerle, aber doch mehr als "der arrogante Star und der Spitzelnachbar", findet er. Insbesondere sein Charakter sei in den Reaktionen auf seinen Film als zu eitel empfunden worden. Ein bewusster Schritt zur Abgrenzung, wie er noch einmal betont. Dennoch gibt es dann doch Gemeinsamkeiten. "Da sind schon persönliche Erfahrungen in meinem Leben, in meiner Karriere und auch mit meiner Nachbarschaft eingeflossen, aber das eigentliche Thema war für mich ja die Gentrifizierung in Großstädten."

„Es ist keine Vergangenheitsbewältigung“

Ein Einfall, der ihm in seiner zweiten Heimat kam. "Die Idee hatte ich durch eine Begegnung in Barcelona," erinnert sich der deutsch-spanische Mime, "aber mir war eigentlich von vornherein klar, dass ich das in einer Welt spielen lassen muss, die mir sehr nahe ist und mit Figuren, mit denen ich mich hundertprozentig auskenne."

Für Brühl lag es nah, selbst in die Rolle seiner Figur zu schlüpfen. "Das war auch keine Eitelkeit, dass ich die Hauptrolle spielen wollte, sondern das hat mir sehr viel Halt gegeben und eine Sicherheit, die ich brauchte, um diese Geschichte zu erzählen. Und für dieses Thema Gentrifizierung fand ich meinen Beruf und meine wahrgenommene Persona eine herrliche Angriffsfläche. So ist das entstanden. Es ist keine Vergangenheitsbewältigung, kein Tagebucheintrag aus dem Leben von Daniel Brühl."

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