Prinz Andrew: Prozessbeginn im September! Wie geht es für ihn weiter?

Nach Virginia Giuffres, 38, Klage gegen Prinz Andrew, 61, wegen sexueller Nötigung steht der erste Gerichtstermin fest: Am 13. September findet eine vorläufige Anhörung statt, bei der es darum geht, ob dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth, 95, Papiere zugestellt werden sollen – sofern er dann nicht bereits auf die Vorwürfe reagiert hat. Wie die "New York Post" weiter meldet, hat Lewis Kaplan, Richter am Bundesgericht in Manhattan, die Telefonkonferenz für 16 Uhr angesetzt.

Prinz Andrew: Das wird ihm vorgeworfen

Virginia Roberts Giuffre, ein angebliches Opfer des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, †66, hat am 9. August 2021 eine Zivilklage gegen den Herzog von York eingereicht. In den Gerichtspapieren behauptet sie, der Royal habe sie zwischen 1999 und 2002 dreimal missbraucht – im Londoner Haus von Epstein-Freundin Ghislaine Maxwell, 59, in Epsteins Haus in Manhattan und im privaten karibischen Refugium des Finanziers auf den US-Jungferninseln. 

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Der Prinz war ein Vertrauter der beiden beschuldigten Epstein und Maxwell, sagt aber, er habe mit dem angeblichen Missbrauch der Mädchen nichts zu tun gehabt. Generell hat Prinz Andrew alle von Giuffre erhobenen Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Er bestreitet auch, sie getroffen zu haben, und behauptet, ein 2001 in London aufgenommenes Foto der beiden sei möglicherweise manipuliert worden. "Ich kann mich nicht daran erinnern, diese Dame jemals getroffen zu haben, überhaupt nicht. Es ist einfach nie passiert," erklärte er in einem BBC-Interview mit der Journalistin Emily Maitlis im November 2019, das für ihn in einem PR-Desaster enden sollte. Nach einem desaströsen BBC-Interview zum Epstein-Skandal Ende 2019 war er von seinen öffentlichen Ämtern zurückgetreten. 

Auf die eingereichte Zivilklage muss er noch reagieren. Ob Virginia Giuffre und/oder Prinz Andrew persönlich an der Telefonkonferenz teilnehmen werden, oder ob von ihnen erwartet wird, dass sie der Anhörung beiwohnen, ist noch unklar.

Was bedeutet das für Prinz Andrew?

Laut "BBC" handelt es sich nicht um eine strafrechtliche Anschuldigung, sondern um eine Zivilklage. Virginia Giuffre möchte, dass ein Gericht in New York entscheidet, ob ihre Anschuldigungen wahr sind und ob der Herzog ihr Schadenersatz zahlen muss.

Ignorieren kann Prinz Andrew die Zivilklage nicht. "Wenn er es doch tut, wird es ein Versäumnisurteil gegen ihn geben, das nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in praktisch jedem zivilisierten Land der Welt vollstreckt werden kann", erklärte Giuffres Anwalt David Boies.

Die komplizierte Zustellung der Anklage

Das Verfahren kann nur dann beginnen, wenn ein New Yorker Richter sicher ist, dass dem Beklagten die Gerichtsunterlagen zugestellt wurden, das heißt, dass er persönlich eine Kopie der vor dem Gericht erhobenen Anschuldigungen erhalten hat. In der Praxis bedeutet dies in der Regel, dass ihm der Umschlag in die Hand gedrückt wird.

Da Prinz Andrew nicht in den USA und auch sonst nicht ganz einfach zu erreichen ist, könnte Giuffres Team versuchen, die Papiere einem hochrangigen Beamten in seiner offiziellen Residenz oder seinen Anwälten zu übergeben. Im Rahmen eines internationalen Abkommens zur Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Gerichten können ihre Anwälte aber auch einen Richter am High Court in London bitten, ein Verfahren zur Zustellung der Papiere einzuleiten.

Schadensersatzklage mit ungewissem Ausgang

Wie geht es weiter, wenn der Prinz die Unterlagen erhalten hat? Laut dem britischen Sender gibt es bei einer Schadenersatzklage mehrere Möglichkeiten: Ein New Yorker Richter könnte den Fall als rechtlich unzulässig abweisen. Der Beklagte und die Klägerin könnten sich einigen. Oder der Fall könnte vor Gericht verhandelt werden, und ein Geschworenengericht müsste entscheiden, ob die Behauptungen von Virginia Giuffre zutreffen oder nicht.

Könnte das königliche Familienmitglied in einer öffentlichen Sitzung ins Kreuzverhör genommen werden? Darauf heißt es: "Theoretisch ja." Allerdings ist eine wichtige Phase der Beweiserhebung in den USA die sogenannte "Deposition". Bei dieser außergerichtlichen mündlichen Zeugenaussage wird der Beklagte von den Anwälten der Gegenseite ausführlich zu seiner Version der Ereignisse befragt. Dies findet in der Regel in den Büros der Anwälte statt, ist aber Teil des Gerichtsverfahrens – die Zeugen müssen also wahrheitsgemäß aussagen. Die Zeugenaussage ist ihr wichtigstes Beweismittel. Sie kann dazu beitragen, dass die Parteien einen Vergleich schließen, sobald die Beweislage klar ist.

Was passiert, wenn Prinz Andrew verliert? Giuffres Anwälte würden das US-Gericht bitten, den Royal anzuweisen, der Klägerin Schadenersatz zu zahlen. Die Durchsetzung der Zahlung könnte ihr Team dann von einem Richter des High Court in London erbitten, der den Prinz in einem Folgeverfahren dazu verurteilen würde.

Krisengespräch mit der Queen?

Unterdessen meldet "Mail Online", dass nun auch Andrews Bruder, der britische Thronfolger Prinz Charles, 72, nebst Gattin Herzogin Camilla, 74, in der Sommerresidenz der Queen, Schloss Balmoral in Schottland, angekommen sein soll, um an "Krisengesprächen" teilzunehmen. Prinz Andrew, seine Ex-Frau Sarah von York, 61,  und eine der beiden gemeinsamen Töchter, Prinzessin Eugenie, 31, sind angeblich ebenfalls vor Ort.

Die Lage ist ernst. Könnte dem zweitältesten Sohn der britischen Monarchin sein königlicher Titel entzogen werden? "Giuffres Klage wird eine Rückkehr zu den öffentlichen Aufgaben ausschließen", sagte Nigel Cawthorne, Autor von "Prince Andrew: Epstein, Maxwell and the Palace", gegenüber Newsweek. "Es ist sehr schwer vorstellbar, wie Prinz Andrew an die Front der Monarchie zurückkehren kann, während ein Verfahren anhängig ist oder ein Urteil gegen ihn in Abwesenheit gefällt wird."

„Trooping the Colour“ 2022 ohne Prinz Andrew

Bereits am vergangenen Donnerstag (12. August 2021) sickerte aus dem royalen Umfeld durch, dass "schwierige Entscheidungen" zu fällen seien. Es gehe dabei explizit um seine militärischen Titel und seine öffentlichen Pflichten.

Dazu gehört auch die Geburtstagsparade für die Queen im kommenden Jahr 2022, die anläßlich ihres Platinjubiläums einen weitaus höheren Stellenwert für die Königshaus haben wird, als sie es bisher schon hatte. Andrew wird voraussichtlich nicht gemeinsam mit der engsten Familie auf dem Balkon des Buckingham Palastes stehen und die traditionsreiche Militärparade verfolgen dürfen. "Er wird nächstes Jahr nicht an Trooping the Colour teilnehmen können, wenn der Epstein-Skandal noch über ihm schwebt, und man kann noch nicht absehen, wann sich das ändern wird.“  

Doch das ist noch nicht das Ende der potentiell zu erwartenden Konsequenzen für den Prinzen. Ein vollkommener Rückzug aus den royalen Pflichten bedeutet nun auch für Andrew der drohende Verlust seiner militärischen Aufgaben. Zunächst auf Zeit, bis die Klage abgeschlossen und die Missbrauchsvorwürfe geklärt werden. Doch insgeheim muss der erfahrene ehemalige Offizier damit rechnen, dass seine Zeit ehrenhalber beim Militär abgelaufen ist.

Verliert er seine militärischen Titel?

Hochrangige Mitglieder der Royal Navy, darunter sogar sein Bruder Prinz Charles, sollen befürchten, dass der Schaden, den alleine seine offenkundige Verbindung mit Epstein für die Monarchie bereits angerichtet hat, zu groß ist. Seine militärischen Titel, darunter Oberst der Grenadier-Garde, Vizeadmiral in der Marine und Kommodore in der Flottenluftwaffe der Marine, könnten ihm entzogen und und neu verteilt werden. "Es ist jetzt an der Zeit, dass er die relevanten Organisationen des Militärs darüber informiert, dass er aufgrund anhaltender Vorwürfe und bis zur Klärung seines Namens zurücktreten wird, um die Nation nicht in Verlegenheit zu bringen," erklärte hochrangiger Navy-Insider gegenüber dem "Telegraph". 

Für Prinz Andrew sind düstere Zeiten angebrochen. Eine Krise, bei der auch Queen Elizabeth kaum mehr Einfluss nehmen kann. 

Verwendete Quellen: nypost.com, dailymail.co.uk, neewsweek.com, telegraph.co.uk, bbc.co.uk

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