Salzburger Festspiele 2021: Lange Folterszenen fordern Opernpublikum

  • Jubel für die Sänger und Sängerinnen, nur höflicher Applaus für den Regisseur: „Intolleranza 1960“ fordert die Zuschauer.
  • Nicht zuletzt liegt das an den realistischen Darstellungen von Verfolgung, Folter und Gewalt.
  • Das Stück bei den Salzburger Festspielen könnte kaum aktueller sein.

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Mit schmerzhaft realistischen Darstellungen von Verfolgung und Gewalt hat der belgische Regisseur Jan Lauwers die Besucher der Salzburger Festspiele konfrontiert. Bei der Premiere von Luigi Nonos Oper „Intolleranza 1960“ am Sonntagabend gab es viel Jubel für die Sänger und Sängerinnen dieses herausfordernden Werkes der Nachkriegsavantgarde. Lauwers erntete nur höflichen Applaus.

Das Stück des italienischen Komponisten (1924-1990) könnte kaum aktueller sein: Ein Migrant, brillant gesungen von dem US-amerikanischen Tenor Sean Panikkar, wird am Rande einer Demonstration verhaftet. Es folgen grausame Folter, Gefangenschaft und am Ende eine Flutwelle, die nicht nur zerstört, sondern auch Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung bringt.

In der steinernen Halle der Salzburger Felsenreitschule verschmolz der bewegungsfreudige Chor der Wiener Staatsoper mit fast zwei Dutzend Tänzerinnen und Tänzern und dem Sängerensemble zu einer pulsierenden Masse, die in der Folterszene völlig außer Kontrolle geriet.

„I can’t breathe“ – Erinnerung an Tötung von George Floyd

„I can’t breathe“ – „Ich kriege keine Luft“, schrie ein Darsteller und rief so die Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten in den USA im vergangenen Jahr in Erinnerung. Das unübersichtliche Geschehen auf der Bühne lenkte jedoch oft von der kantigen, aber klaren Musik Nonos ab.

Erst eine lyrisch-intime Passage, gesungen von Sarah Maria Sun als Gefährtin des Migranten, fing das Chaos wieder ein. An dieser Stelle glänzten die Wiener Philharmoniker unter dem Dirigenten Ingo Metzmacher, der dem Orchester gläserne Klänge entlockte und sie fein mit der Stimme der Sopranistin abstimmte.

In der letzten Szene überzeugte der Staatsopernchor schließlich als musikalische Lichterkette, der seine Töne einmal hier, einmal da, warm aufleuchten ließ. (dpa/dh)

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