Monica Lewinsky: Heute ist sie stärker als je zuvor

Rot mag sie. Und figurbetont. Monica Lewinsky, 50, zieht gern die Blicke auf sich, wenn sie ausgeht. Die Zeiten, in denen sie sich versteckte, sind vorbei. Lange vergrub sie sich regelrecht, erst in New York, im Apartment ihrer Mutter, dann in London, wo sie ihr Sozialpsychologie-Studium abschloss. Unglücklich, depressiv, zeitweise sogar mit Suizidgedanken in ihrem Kopf, der einfach keine Ruhe fand. Dass sie es geschafft hat, sich aus dieser Situation herauszukämpfen, macht sie heute stolz – und zu einem Vorbild für sehr viele Frauen. 

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"Mit 22 habe ich mich in meinen Boss verliebt. Und mit 24 lernte ich die vernichtenden Konsequenzen kennen", sagt Monica Lewinsky. 1997, nach ihrer Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, avancierte sie ungewollt zur "Praktikantin der Nation." Verlacht, verfolgt, angefeindet und, ja, abgestempelt als "Schlampe." Ein Vorgang, der heute in "MeToo"-Zeiten so wohl nicht mehr möglich wäre, der Monica Lewinsky damals allerdings fast zerstört hätte. Doch sie gewann ihren Kampfgeist zurück, ist jetzt wieder in Amerika, stärker als je zuvor. Die Hoheit über ihr Leben hat sie sich vor allem mit einer Dokumentation zurückerobert: "Impeachment: American Crime Story", lautete 2020 der Titel der dreiteiligen Serie, in der sie den ganzen Skandal aufarbeitet. "Ich wollte meine Geschichte erzählen und sie nicht länger von anderen deuten lassen." 

Monica Lewinsky: Sie möchte andere Frauen helfe

Diese Chance will sie nun auch Amanda Knox, 36, geben. Jene US-Austauschstudentin, die 2007 beschuldigt wurde, im italienischen Perugia eine Mitbewohnerin ermordet zu haben. Das Verbrechen sorgte weltweit für Aufsehen, ebenso die Gerichtsverfahren. Mehrmals wurden Amanda und ihr damaliger Freund Raffaele Sollecito verurteilt und wieder freigesprochen. Ein Drama, das sich bis ins Jahr 2015 zog und über das Amanda Knox heute sagt: "Nicht nur ich bin traumatisiert, sondern auch alle, die mir nahestehen, leiden." 

Als "Engel mit Eisaugen" geht sie in die Justizgeschichte ein. In ihrem neuen Leben ist Amanda Knox inszwischen verheiratet, hat eine zweijährige Tochter und arbeitet als Kulturkritikerin. Nun an der Seite von Monica Lewinsky ihr Schicksal verfilmen zu können, empfindet sie als einen Sieg für die Frauen. Auch Monica Lewinsky selbst, die 2021 ihre eigene Firma "Alt Ending Productions" gründete, freut sich sehr auf das Projekt und kündigt eine "starke Serie" über eine "andere junge Frau an, deren Leben auf der Weltbühne zerrissen wurde, die es aber irgendwie geschafft hat zu überleben." Amanda Knox und sie sind mittlerweile Freundinnen geworden.

„Ich wurde nicht als Mensch mit Ge­fühlen wahrgenommen“

Die Erfahrung, dass sich ihre Leben einst von einem Tag auf den anderen um 180 Grad gewendet hat, dass sie im Zentrum eines medialen Wirbelsturms standen und die Öffentlichkeit sich schnell eine Meinung bildete, schweißt die Frauen zusammen. "Monica und Amanda sind sich sehr nahegekommen, sie stehen fast ständig in Kontakt", sagt ein Mitarbeiter der Lewinsky-Firma. "Sie haben viele Gemeinsamkeiten und unterstützen sich gegenseitig." Beide sehen sich als Opfer. Amanda wegen der langjährigen schludrigen Ermittlungen, Monica wegen des politischen Kalküls. Denn während sie in einem Untersuchungsausschuss gedemütigt wurde und öffentlich ihr Kleid, auf dem sich Clintons Sperma­spuren befanden, zeigen musste, ging der Präsident beinahe unbeschadet aus der Affäre hervor, behielt Amt und Ehefrau Hillary. 

Monica Lewinsky galt als Verführerin, die auch noch Profit aus ihrer Geschichte schlagen wollte, als sie Interviews gab und eine Handtaschenkollektion lancierte. Dabei, so sagte sie später, habe sie in jener Zeit im Rampenlicht gelitten. Sie brauchte dringend Geld für die Anwaltsrechnungen. Nun nutzt sie die Aufmerksamkeit, die ihr Name immer noch erregt, für große Anliegen, kämpft gegen Cyber­ Mobbing, ist erfolgreich als Rednerin. "Ich wurde nicht als Mensch mit Ge­fühlen wahrgenommen", so Monica Lewinsky. Sie glaubte an eine echte Beziehung mit Bill Clinton, als sie sich heimlich mit ihm traf, stundenlang mit ihm telefonierte, kleine Geschenke mit ihm austauschte. Über diese Naivität schüttelt sie heute selbst den Kopf. Aber auch über den "groben Machtmissbrauch." Vergessen wird sie diese Zeit nie. Doch aus heutiger Sicht kann sie mit ihrer Erfahrung anderen Frauen helfen, die als Täterin gesehen werden, obwohl sie in Wahrheit Opfer sind.

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