Ludwig, Prinz von Bayern im Interview: Der Erbe des Märchenkönigs

  • Gäbe es in Bayern noch die Monarchie, wäre er irgendwann König. Optisch ähnelt Ludwig Prinz von Bayern, 40, Ururenkel des letzten bayerischen Königs, seinem berühmten Vorfahren Ludwig II. frappierend. Der Luxus allerdings, in dem der "Märchenkönig" einst schwelgte, bedeutet ihm nichts. Statt im Federbett schläft Ludwig Bayern, wie der IT-Unternehmer und Entwicklungshelfer sich im Alltag nennt, lieber im Zelt. Und noch ein Unterschied: Im Frühjahr wird er in München "Ja" zur niederländisch kanadischen Politik- und Kriminalwissenschaftlerin Sophie-Alexandra Evekink, 32, sagen. Der "Märchen Kini" blieb zeitlebens unverheiratet.

    Ludwig, Prinz von Bayern: Darum war Ludwig II. sein Vorbild

    GALA: Was bedeutet Ihnen Ihr Vorfahr?
    Prinz Ludwig: Er berührt mich – wie viele – sehr. Ludwig II. ist ein Teil des Lebensgefühls und sogar der Popkultur in Bayern. Wenn man mit ihm verwandt ist und die familiäre Verbindung spürt, ist das eine großartige Sache.

    Auch, wenn Sie mit ihm verglichen werden?
    Ach, das Aussehen ist so eine Sache – das sieht man selbst anders. Es kommt auch drauf an, ob ich gerade beim Haareschneiden war oder nicht. Bald werde ich älter sein, als er es werden durfte. Ich bin gespannt, ob danach die Vergleiche zum Aussehen vorbei sind. Der König sprühte vor Kreativität.

    Ist er ein Vorbild für Sie?
    Auf jeden Fall. Er hatte unglaublich viel Fantasie und war bis ins Detail in den Bau seiner Schlösser involviert. Diese Passion, etwas erschaffen zu wollen, kann man von ihm lernen. Was haben Sie bisher geschaffen? In den letzten zehn Jahren war ich die meiste Zeit in Afrika und habe etliche Projekte betreut. Eines heißt "Learning Lions" und ist aus Stein: ein Ausbildungs-Campus in Kenia, auf dem wir IT-Unterricht in der Wüste anbieten. Diesen Campus habe ich von der Entstehungsphase an mit begleitet. Ein gesamtes Covid-Jahr habe ich dort auf der Baustelle verbracht.


    Ludwig, Prinz von Bayern über wilde Tiere und sein Leben in Afrika

    Wie ist das Leben in der Wüste?
    Heute nicht viel anders als vor ein paar tausend Jahren. Man wohnt in einfachen Hütten aus Palmblättern. Es gibt kein fließend Wasser und oft keinen Strom. Aber alle haben inzwischen Internet und Smartphones (lacht). In Afrika schlafe ich in Gästezimmern oder Zelten, manchmal auch unter freiem Himmel. Das ist besonders schön.

    Keine Angst vor wilden Tieren?
    Großräuber findet man in Gegenden, in denen Menschen nomadisch leben, nur noch wenige. Die kleinen wilden Tiere können jedoch gefährlich werden. Vor allem Schlangen und Skorpione. Hat Sie schon mal ein Skorpion erwischt? Immer mal wieder. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Skorpionbisse mit einem starken Wespen- oder Hornissenstich vergleichbar und in der Regel nicht lebensgefährlich.

    Was machen Sie nach Feierabend in der Wüste?
    Es gibt den großen, wunderschönen Turkana-See, in dem man gut schwimmen kann. Dort leben zwar Krokodile, aber sie verhalten sich sehr territorial. Das heißt, man weiß immer, wo sie sind. Unfälle passieren selten. Und wenn, liegt die Schuld beim Mensch und nicht beim Krokodil. Wer meint, zu bestimmten Uhrzeiten an bestimmten Plätzen ins Wasser gehen zu müssen, provoziert die Tiere.

    Wann schlägt denn die Stunde des Krokodils?
    Generell kann es während der Dämmerung und am frühen Morgen gefährlich werden. In der prallen Sonne hingegen jagen sie weniger.

    Sie waren dort schon schwimmen?
    Natürlich. Man muss dabei keine Angst haben.

    Hört sich so an, als fühlten Sie sich in Afrika zu Hause. Was schenkt Ihnen dieser Kontinent?
    Sehr schöne Sternenhimmel. Und das Gefühl, Dinge von Grund an aufbauen zu können. Das hat man in einem Land am Anfang seiner modernen Entwicklung noch sehr viel mehr.

    Ludwig, Prinz von Bayern: Was ist seine Aufgabe?

    Wissen die Menschen dort, dass Sie ein Prinz sind?
    Ich mache daraus keinen Hehl. Außerdem gab’s vor Ort einen weiteren deutschen Prinzen, meinen leider vor Kurzem verstorbenen Onkel, den Missionsbenediktiner Pater Florian. Er hat 40 Jahre in Afrika gelebt, von daher war man uns schon gewohnt. Prinz-Sein ist aber nichts, was eine große Rolle spielt.

    Wäre Entwicklungshelfer Ihr Traumjob? Für Sie ist ja eigentlich eine andere Aufgabe vorgesehen.
    Ich denke, dass ich in diesem Bereich mein ganzes Leben lang weiter arbeiten werde. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht auch anderen Dingen intensiv widmen kann.

    Zurzeit ist Ihr Großonkel Franz Herzog von Bayern Chef des Hauses Wittelsbach. Was ist er für Sie: Mentor oder eine Art Vater?
    Einen Vater habe ich schon, und ich bin mit ihm sehr glücklich (schmunzelt). Der Herzog Franz ist das Familienoberhaupt und wird von der Familie und mir extrem geschätzt. Ich hatte das Glück, dass ich ihm schon vor meiner intensiven Afrika-Zeit einige Jahre in der Herzoglichen Verwaltung über die Schulter schauen konnte. Mir hat viel geholfen zu sehen, was es zu tun gibt und wofür er seine Lebenszeit aufgewendet hat. Meiner Ansicht nach erfüllt er seine vielen Aufgaben mit Ruhe und Geschick.

    Ludwig, Prinz von Bayern: Das sind seine schönsten Erinnerungen

    Zum Besitz der Wittelsbacher zählen die Königsschlösser von Ludwig II. Welches ist ihr liebstes?
    Hohenschwangau, gleich gegenüber von Neuschwanstein. Technisch gesehen ist es kein Ludwig-II.-Schloss, weil sein Vater es schon gebaut hat. Doch Ludwig hat große Teile seiner Jugend dort verbracht. Auch ich war als Kind oft dort.

    Erzählen Sie mehr.
    Man spürt das gelebte Leben, jeder Raum atmet Geschichte. Ich finde, in einem Schloss geht es nicht nur um Wände und das Äußere, sondern um das, was darin passiert ist.

    Welche Erinnerungen haben Sie an die Aufenthalte dort?
    Meine Großeltern haben öfter die Ferien im Schloss verbracht, bevor das aus brandschutztechnischen Gründen zu schwierig wurde. Wir übernachteten von da an im Ort. Als Kind bin ich um sechs Uhr morgens hochmarschiert und habe im Garten gespielt. Tatsächlich aufgewachsen bin ich aber auf Schloss Kaltenberg …

    … dem Anwesen Ihres Vaters Luitpold Prinz von Bayern, bekannt für seine Ritterspiele.
    Es war großartig, als kleiner Junge in der Ritter-Arena zu spielen, die immer ein bisschen länger aufgebaut war als die Veranstaltung lief. Zwar ist ein altes Gebäude wie Kaltenberg nicht leicht zu heizen und birgt ein paar andere Probleme, aber für Kinder ist es ein herrlicher Ort.

    Wünschen Sie sich, dass Ihre Kinder einmal so aufwachsen wie Sie? Wo ich eines Tages mit der Familie wohnen werde, wird die Zukunft zeigen. Für Kinder ist es vor allem wichtig, auch mit dem nötigen Schutz der Privatsphäre aufzuwachsen und so normal wie möglich – was auch immer das heißt (schmunzelt).

    Ludwig, Prinz von Bayern: Er will sich sinnvoll beschäftigen

    Sie haben schon als 16-Jähriger eine Firma gegründet. Wie kam das?
    Ich habe von meinem Vater früh gelernt, dass man Unternehmen "probiererisch" angehen und versuchen sollte, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Auch wenn nicht gleich aus allem etwas wird. Ich habe Webseiten mit Freunden entwickelt – das, was unsere jungen Menschen in Afrika jetzt machen.

    Auf dem Oktoberfest haben Sie ebenfalls gearbeitet.
    Und als Kind bei den Ritterspielen Holzwaffen verkauft (lacht). Ja, auf der Wies’n habe ich erfahren, wie es ist, hinter der Bar zu stehen und Gläser abzuspülen. Geschadet hat das nicht.

    Sie hätten sich sagen können: Ich bin ein Prinz aus guter Familie, ich muss das nicht tun.
    Wer so denkt, kommt nicht aus einer guten Familie. Das Schlimmste, was ein Mensch tun kann, ist, im Nichtstun zu versinken. Man sollte immer nach Neuem suchen und sich sinnvoll beschäftigen.

    Sie suchen sich immer wieder neue Herausforderungen. Etwa den "Löwenmarsch", bei dem Sie vor Kurzem 100 Kilometer am Stück für einen guten Zweck gegangen sind.
    Wir waren eine größere Gruppe von rund 600 Leuten. Angesichts so einer Strecke an einem Tag muss man eine schnelle Marschgeschwindigkeit vorlegen. Das Schwerste dabei ist nicht das Laufen, sondern der Versuchung des Aufgebens zu widerstehen. Da hatte ich einen Vorteil, weil das für mich als Initiator keine Option war.

    Ihr innerer Schweinehund hat sich nicht gemeldet?
    Den haben wir alle. Er flüstert: Warum machst du das? Du könntest jetzt zu Haus im Bett liegen. Wenn man wie ich weiß, dass das nicht geht, hat man das Glück, dass man dieser Stimme nicht zuhören darf. Das Ganze ist eine mentale Sache. Es schadet aber auch nicht, wenn man vorher etwas trainiert hat.

    Gehen Sie oft in die Berge?
    Wenn es die Zeit erlaubt. Ich liebe unsere bayerischen Alpen. Die Gegend um Berchtesgaden mag ich sehr, und rund um Schwangau kenne ich jeden Winkel. Es muss sportlich ablaufen: Mindestens sechs Stunden sollte eine Wanderung schon dauern, erst dann zählt’s.

    Viele sehen in Ihnen einen Märchenprinzen. Sind Sie einer?
    Dafür bin ich viel zu lebendig und real (lacht).

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