GNTM 2021: Fetisch-Fashion kann fies sein und das Modelleben ist so hart wie eine Latex-Korsage

GNTM 2021: Fetisch-Fashion kann fies sein und das Modelleben ist so hart wie eine Latex-Korsage

von Claudia Spitzkowski

Neue Runde, neues Glück: In Folge 2 von GNTM 2021 erfinden wir ein neues Trinkspiel und lernen, dass wir einfach alle keine Ahnung von Fashion haben. Denn wenn ein Kleid nicht sitzt, liegt das niemals am Kleid, sondern immer an der Trägerin! Die übrigens auch froh sein darf, wenn sie darin atmen kann. Laufen und Sitzen werden komplett überschätzen. Und wer sich darum sorgt, dass seine Brüste rausfallen, der fliegt selber raus.

Ich muss durch den Monsun… Prost!

Dies vorweg: In meiner letzten GNTM-Kolumne habe ich mich darüber ausgelassen, dass Heidi Klum auch in dieser Staffel einen Song von Tokio Hotel als Titellied ausgewählt hat. Ich hätte sie nicht reizen sollen. Wie konnte ich annehmen, dass Heidis persönliche Promo-Tour für die Band ihres Mannes Tom Kaulitz damit endet, zur aktuellen Single „White Lies“ im Vorspann herumzuhüpfen. Heidi so: „Hold my beer!“. Ganze VIER Mal hat sie es in der zweiten GNTM-Folge geschafft, Musik von Tokio Hotel unterzubringen. Den Vorspann nicht eingerechnet. Wir könnten in Folge 3 ein Trinkspiel starten und für jeden Tokio Hotel-Musikschnipselein alkoholisches Kaltgetränk zu uns nehmen? Allerdings wären die Gefahren einer Alkoholvergiftung doch recht groß. Prost!

Chefin Heidi Klum macht den Meeedchen höchstpersönlich Beine

In Folge 2 von GNTM 2021 ging es um „Stärke und Selbstbewusstsein“. Nachdem Heidis Meeedchen in ihr Barbie-Loft in Berlin eingezogen sind, wird zuallererst das zum Motto passende Laufen geübt. Unter den strengen Augen der Model-Mama, die findet: „Von wem lernt es sich besser als von der Chefin höchstpersönlich!“ Macht Sinn. Heidi ist ja schon bei unzähligen Fashion Shows über den Catwalk gegangen.

Ähm, warte mal. War Heidi nicht auch das Model, über das Karl Lagerfeld einst die berühmten Worte sagte: „Ich kenne sie nicht. Claudia [Schiffer, Anm.d.Red.] kennt sie auch nicht. Die war nie in Paris, die kennen wir nicht“?

Egal! Heidi lässt die Meeedchen laufen und Ana, die in Folge eins ohnmächtig wurde, bekommt schon wieder Panik, denn sie kann nicht denken (du sollst auch laufen, Ana!), wenn Heidi in der Nähe ist und überhaupt ist das alles so „unrealisierbar“.

Gemeinsam mit einigen anderen Models landet sie in der sogenannten „Stock im Arsch“-Übungsgruppe. Gemeinsames Klassenziel: „Du muss aussehen, als wüsstest du, was du als Model machst“. Lässt sich übrigens auch auf jede andere Berufssparte übertragen.

Es ist nicht das Kleid, das nicht sitzt – es ist das Model, das es falsch trägt

Kennen Sie den Sketch „Der Anzugkauf“ von Loriot? Ein Ehepaar möchte für den Mann einen Anzug kaufen und der Verkäufer drängt ihm ein „Das trägt man jetzt so in Paris“-Modell auf, das nirgends sitzt, zu kurz und zu eng ist und nur in verkrampfter Körperhaltung getragen werden kann. Ist aber alles kein Problem, denn: „Das trägt sich noch im Knie ein.“Willkommen bei Designerin Marina Hoermanseder, die GNTM-Fans noch gut aus der letzten Staffel bekannt sein dürfte! Sie entwirft extravagante Outfits aus Latex. Wer’s nicht selber gesehen hat, wir würden es mal so beschreiben: Sailor Moon im Fetisch-Club. Aber, was wissen wir schon von Mode.

Heidis Meeedchen wissen auch nichts davon, denn sonst würden sie es ja nicht wagen, so naive Fragen zu stellen wie: „Soll das so sein, dass die Cups vorne so abstehen und meine Brüste zu sehen sind?“ Liebe Maria, natürlich soll das so sein. Auch, dass sich bei einem anderem Kleid die harte Korsage bei jedem Schritt wie ein Scheibenwischer hin und her bewegt oder dass ein Minidress aus so hartem Latex ist, das er der Trägerin beim Laufen die Oberschenkel wund reibt. Überhaupt: Laufen! Wird total überschätzt! Die Trägerin eines Entwurfs von Marina Hoermanseder läuft nicht. Sitzen kann sie allerdings auch nicht. Stehen geht, wenn man nicht zu viel Wert auf Lungenatmung legt.

Marinas Tipp – vielleicht nennen wir es lieber eine „Ansage“ – an die Models: Sie sollen die „Bewegungsunfreiheit“ auf dem Catwalk einfach nicht zeigen. Ach so! Kleiner Hack für alle, die jetzt drüber nachdenken, sich so ein Designerstück zuzulegen: Bewegungsunfreiheit für billiger gibt es schon, wenn man nach 10 Monaten in Home-Office-Schlabberklamotten zum ersten Mal wieder eine Hose mit Knopf anzieht. Dankt mir später.

„Find’ dich da jetzt rein und zeige strength“

Um zurück auf Marias Sorge um ihre freischwingenden Brüste zu kommen. Es ist keineswegs so, dass das Outfit nicht sitzt. Oh, nein! Sie weiß einfach nicht, wie man es richtig trägt. Zum Glück erklärt Marina Hoermanseder ihr, wie sie es richtig macht: „Mit Körperspannung kannst du dir das schon ein bisschen zurecht zuppeln. Und wenn du dich nach hinten lehnst und dir an die Taille packst, passt das doch perfekt.“ Vermutlich trägt es sich dann auch noch in den Knien ein. Geht doch.

Und weil Maria trotz dieser präzisen Trage-Anleitung möglicherweise immer noch etwas zweifelnd aus der Latex-Wäsche guckt, bekommt sie noch ein paar motivierende Worte von der Designerin mit auf den Weg: „Als Model muss man anziehen, was einem zugeteilt wird. Gefällt mir nicht, gibt’s nicht! (…) Wenn du auf dem Catwalk zuppelst und machst, macht das alles kaputt. Find’ dich da jetzt rein und zeige strength“. Ein Moment, in dem ich Maria für ihre strength, tief durchzuatmen (soweit das in ihrem Outfit möglich war) und nicht auszurasten, sehr bewundert habe.

Aber weil sie laut Marina Hoermanseder, „nicht happy“ auf dem Catwalk aussah und auch Rankin fand, dass sie „Fashion nicht versteht“, war für den gehörlosen Fan-Liebling in Folge zwei schon Schluss und Heidi hatte keinen Foto für Maria.

Schatz, tröste dich: Diese Fashion haben auch ganz viele andere nicht verstanden. Und die Claudia, die kennt die sicher auch nicht.

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