Fürst Albert über seine Kindheit im Palast: "Ich bin mit meinen Schwestern auf der Herkules-Galerie Rollschuh gefahren"

Schnell räumt er noch ein paar Bücher vom Couchtisch – falls sein Gast etwas darauf ablegen möchte. Doch nicht nur hier, überall im Arbeitszimmer von Fürst Albert, 65, stapeln sich Briefe und Akten, stehen Souvenirs herum. Im Laufe der Jahre hat sich bei ihm so einiges angesammelt. Wer hier, in der Herzkammer des Fürstentums, empfangen wird, der hat bereits zwei Wach­posten passiert. Ist mit dem schmalen Fahrstuhl in den dritten Stock gefah­ren, wo im Flur ein Foto von Alberts Mutter Grace Kelly mit Hollywood­ Re­gisseur Alfred Hitchcock hängt – als Erinnerung an jene Zeit, bevor sie Fürstin Gracia Patricia wurde. Im Vorzimmer von Alberts Büro fällt der Blick auf eine Weihnachtskarte von Charles und Camilla. Der Fürst begrüßt GALA in fließendem Deutsch, schließlich hat er deutsche Vorfahren.

Fürst Albert: Seine Eltern dienen als Inspiration

GALA: Wir sitzen hier in Ihrem Büro, das Sie einst von Ihrer Mutter übernahmen. Wie groß sind die Veränderungen, die Sie damals vorgenommen haben?

Fürst Albert: Ziemlich gravierend. Ich glaube, es fühlt sich heute maskuliner an, was Einrichtung und Farbgestaltung betrifft. Als es ihr Büro war, spiegelte der Raum mehr ihren Geschmack und ihre Farben wider. Als ich ein junger Mann war, hat mir mein Vater gesagt, dass ich ihr Zimmer haben könnte. (Gracia Patricia starb 1982 mit nur 52 Jahren bei einem Autounfall; Anm. d. Red.) Ich fand immer, dass die Größe genau richtig ist. Außerdem hat es den besten Ausblick – sogar nach drei Seiten. Deshalb bin ich auch hier geblieben. Es war einfacher, als später nach unten in das Büro meines Vaters umzuziehen.

Wie nah fühlen Sie sich Ihrer Mutter, wenn Sie hier arbeiten?

Ich fühle eine Verbindung zu beiden Elternteilen. Es gibt jeden Tag Momente, in denen ich an sie denke und mich frage: Wie hätten sie reagiert, was hätten sie getan? Sie sind eine wichtige Inspiration für mich.

Über prägende Kindheitserinnerungen

Sie selbst sind in diesem Palast aufgewachsen. Wie war das?

Meine Schwestern und ich sind überall herumgelaufen, haben unsere Köpfe in verschiedene Räume gesteckt und geschaut, wer da gerade arbeitet. Für uns Kinder war es ein Abenteuer, alles zu entdecken. Ich bin zum Beispiel mit meinen Schwestern auf der Herkules-Galerie Rollschuh gefahren. Das würde mir unser Kurator heute nicht mehr erlauben. (lacht) Aber ich habe nie etwas kaputt gemacht.

Und wie ist es für Ihre Kinder heute?

Nun, der Palast ist auch ein Ort, an dem wir als Familie leben. Es gibt Bereiche, zum Beispiel die Gärten, wo sich die Kinder völlig frei fühlen und spielen können. Das hilft ihnen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass dies nicht nur ein offizieller Ort ist, sondern auch ihr Zuhause.

Gleichzeitig arbeiten hier tagtäglich viele Menschen, und Touristen kommen zur Besichtigung. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Man gewöhnt sich daran. Alle Mitarbeiter bemühen sich, dass die Koordination harmonisch abläuft. Wir wissen: Von Ostern bis Oktober kommen Besucher in den Westflügel, deshalb versuchen wir es in dieser Zeit zu vermeiden, allzu lange im Innenhof herumzustehen.

Auch GALA erhält später die Gelegen­heit, den Palast zu erkunden, selbst Orte, die den Touristen verschlossen bleiben. Überraschung: Unter dem Innenhof, in dem Albert und Charlène 2011 getraut wurden, befindet sich eine Zisterne, ein riesiger Wasserspeicher, den Alberts Vorfahren für den Fall einer Belagerung anlegen ließen. Heute wachsen hier Tropfsteine, und es hallt wie in einer Kirche. Über dem nörd­lichen Garten, wo Gracia Patricia einst mit dem Kinderwagen ihre Runden drehte, hängen an diesem Tag dunkle Wolken. Die Pflanzen könnten ein bisschen Regen gut gebrauchen, sagen alle. 

Zwischen Modernität und Traditionen

Die Grimaldis leben schon mehr als 700 Jahre auf diesem Felsen, Ihre Familie hat den Palast über die Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und umgebaut. Wie bringen Sie Ihren Kindern bei, in welcher Tradition sie stehen?

Meine Frau und ich machen das Schritt für Schritt. Wir haben ihnen schon die Prunkgemächer gezeigt und andere wichtige Räume. Aber das ist nichts, was man an einem Tag macht. Wir sagen ihnen auch nicht, dass sie sich hinsetzen und einen Vortrag anhören müssen. Sie sollen Sachen für sich selbst entdecken. Nach und nach werden sie verstehen, was das alles bedeutet. Und was für ein unglaub­liches Erbe wir ihnen hinterlassen.

Nachhaltigkeit ist auch in Monaco ein wichtiges Thema. Was bedeutet das in Bezug auf den Palast?

Wir benutzen zum Beispiel für die Reinigung so wenig Chemikalien wie möglich. Die Pflanzen im Garten werden unter nachhaltigen Gesichts­ punkten angepflanzt. Und unsere Fahrzeuge sind größtenteils hybrid oder elektrisch.

Sie wollen die Vergangenheit bewahren und in die Zukunft blicken. Wie halten Sie die Balance?

Um in die Zukunft schauen zu können, muss man seine eigene Vergangenheit verstehen. Diese Maxime hat mich immer geleitet. Vielleicht steckt sie in meiner DNA. Meine Vorfahren haben sich stets überlegt, wie sie Monaco modernisieren und verbessern können. Es war immer eine Herausforderung, klein zu sein, enge Grenzen zu haben und daher verschiedene Allianzen schmieden zu müssen. Wir mussten uns weiterentwickeln und erneuern, ohne die Vergangenheit zu zerstören.

Ihr Vater Fürst Rainier, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hat auch schon dazu beigetragen, den Palast zu modernisieren.

Meine beiden Eltern haben viel dazu beigetragen. Meine Mutter hat früh angefangen, die Privaträume zu verändern, aber auch einige der Prunk­gemächer. Sie hatte einen großartigen Geschmack. Und mein Vater hat viel dafür getan, die allgemeinen Lebens­ und Arbeitsbedingungen im Palast zu verbessern. Beide haben mir früh 17 beigebracht, auf Details zu achten. Natürlich muss man einen Masterplan haben. Aber manchmal kommt es auf die Kleinigkeiten an. Und deshalb muss man darauf achten, dass einfach alles stimmt.

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