Die Sängerin über Selbstliebe, Ablehnung und das Anderssein

Sängerin Joy Denalane, 47, gehört mit ihrer einzigartigen Soulstimme zu einer der erfolgreichsten Sängerinnen Deutschlands. Die Berlinerin spricht im Interview mit GALA über Selbstbewusstsein, Selbstliebe und das Gefühl, "anders" zu sein …

GALA: Ihr aktuelles Album heißt „Let yourself be Loved.“ Wie sieht es bei Ihnen mit dem Thema Selbstliebe aus? Wie äußern Sie sie in ihrem Alltag?
Joy Delanane: Bei mir sieht es ehrlich gesagt ganz gut mit dem Thema Selbstliebe aus. Im Sinne davon, dass ich gut mit mir allen sein kann und gerne Zeit mit mir verbringe. Ich kenne mich und meine Schwächen. Das finde ich auch ratsam. Dass man sich mit sich auseinandersetzt. Aber darüber hinaus kann ich auch mit einem liebevollen Blick auf mich herabschauen und sagen „Ich bin ok so“. Natürlich auch in Verbindung mit der Idee, sich zu verbessern, immer klüger zu werden und sich vor allem die Welt anzuschauen und sich nicht mit den Dingen zufriedenzugeben, die man irgendwann als Glaubenssatz für sich definiert hat.

War Selbstreflexion schon immer ein Thema bei Ihnen oder mussten Sie das auch mal auf die harte Tour lernen?
Selbstreflexion war schon immer ein Thema für mich. Ich bin in Berlin in Deutschland aufgewachsen, als Schwarzes Mädchen in einer weißen Mehrheitsgesellschaft. Das hat zwangsläufig dazu geführt, über mich nachzudenken. Und mir vor allem auch die Frage zu stellen, ob ich es gut finde, "anders" auszusehen bzw. von außen als „anders“ markiert zu werden. Es ist ja nichts, womit man selbst losgeht.

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Hat es gedauert, bis die Selbstreflexion in Selbstliebe überging?
Ich mochte mich eigentlich immer ganz gerne. Vielleicht aus einem frühkindlichen Lebenserhaltungstrieb heraus, der mit den Ablehnungen zu tun hat, die ich in meiner Kindheit immer wieder erfahren musste. Das kann ich nicht genau sagen.

Und schließlich hatte ich auch Vorbilder in meinem Leben – meinen Vater beispielsweise. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, wusste ich warum ich aussah wie ich aussehe. Das war wie meine tägliche Affirmations-Dosis.

Wurden Sie dahingehend von Anfang an erzogen? Wurde das "Anders"-Sein thematisiert?
Ja! Es wurde zumindest besprochen, wie man auf Situationen der Diskriminierung reagieren soll – dass man definitiv etwas sagen soll, dass man aufstehen soll, und dass man es nicht einfach so über sich ergehen lassen soll.

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Die Triumph-Kampagne steht ganz im Zeichen der Veränderung. Wie wir nach dem letzten Jahr gelernt haben, ist Veränderung überall und kommt, egal ob wir sie wollen oder nicht. Wie gehen du mit Veränderungen um?
Ich wäre unehrlich, wenn ich sagte, dass die ganzen Veränderungen spurlos an mir vorbeigezogen wären. Oder wenn ich sagen würde „Ach, es wird alles gut, wenn ich nur lang genug ausharre“. Es sind sehr unterschiedliche Phasen durch die ich gehe. Produktive Phasen, aber auch Momente, in denen man sich Sorgen macht, weil man nicht weiß, wann das alles aufhört.

Sie sind ein Vorbild für viele Frauen. Haben Sie Tipps oder Rituale für Tage, an denen es mit der Selbstliebe nicht gut klappt?
Ich finde, solche Tage muss es auch geben. Die sind vollkommen in Ordnung. Ich versuche, sie dann einfach hinzunehmen und nichts zwanghaft optimieren zu wollen. Das ist ein Teil des Lebens.

Das führt ja auch zu einer Entwicklung, sich zu hinterfragen und sich die Sinnfragen zu stellen: „Bin ich happy mit dem, was ich gerade mache?“ Wenn nicht, muss ich versuchen den Zustand zu verändern, zu verbessern. Das ist natürlich mit Anstrengungen verbunden, aber für das Resultat lohnt es sich hin und wieder, diese Extra-Meilen zu gehen.

Verwendete Quellen: eigenes Interview

Dieser Artikel ist ursprünglich aus Brigitte.de erschienen

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