Das macht "Einsatz in 4 Wänden"-Star Tine Wittler heute

„Einsatz in 4 Wänden“ – aus dieser Umgestaltungsshow kennt der eine oder die andere noch Tine Wittler. Diese Zeit hat sie längst hinter sich gelassen. Heute ist die Künstlerin weit über vier Wände hinaus im Einsatz.

Zehn Jahre lang begrüßte Tine Wittler das TV-Publikum regelmäßig zu ihrem „Einsatz in 4 Wänden“ und wurde damit zur Kultmoderatorin. 2013 stampfte RTL das Format ein. Seitdem ist Tine Wittler aus dem Fernsehuniversum mehr oder weniger verschwunden. Viel zu tun hat sie aber dennoch, wie die 48-Jährige im Interview mit t-online erzählt. 

t-online: Viele Leserinnen und Leser kennen Sie noch vom „Einsatz in 4 Wänden“. Was machen Sie heute beruflich?

Sie haben offensichtlich viel zu tun. Inwiefern vermissen Sie das Fernsehen manchmal?

Tatsächlich vermisse ich es gar nicht, weshalb ich eingehende Anfragen dahingehend in der Regel ablehne. Dieser Tage habe ich allerdings eine Ausnahme gemacht und werde im Dezember in der Kabel-eins-Sendung „Deutschlands beste Miniaturbauer“ als Jurorin zu sehen sein. Die verrückten Miniaturbauer musste ich einfach kennenlernen. 

Tine Wittler bei „Deutschlands beste Miniaturbauer“: Kabel eins zeigt die Show ab Sonntag, 28. November 2021 wöchentlich um 20.15 Uhr. In dem Format treten fünf Teams gegeneinander an, mit dem Ziel innerhalb von drei Monaten eine Miniaturwelt zu bauen. Tine Wittler ist als Expertin dabei. (Quelle:Kabel Eins)

Das dürfte für den einen oder die andere eine große Überraschung sein. Ihre Homepage beschreibt Sie als „Chamäleon“. Wie ist das gemeint?

Als Künstlerin wechsele ich ständig Genres und Darstellungsformen. Das ist wichtig für mich, weil ich ein extrem neugieriger und auch sehr produktiver Mensch bin: Ich möchte so viel wie möglich kennenlernen und erschaffen und setze Ideen deshalb in der Regel recht schnell um. Als Kulturveranstalterin liebe ich es, die vielfältige Welt der Kleinkunst zu den Menschen zu bringen. 

In Medienberichten werden Sie und Ihr Bühnenprogramm „Lokalrunde“ mit Hildegard Knef, Hans Albers, Lotti Huber oder Zarah Leander verglichen – was bedeutet Ihnen das?

Sehr viel. Es ist ein großes Kompliment. Die von Ihnen genannten Persönlichkeiten sind großartige Künstler gewesen. Insbesondere Hilde Knef und Lotti Huber sind bis heute eine wichtige Inspirationsquelle für mich.

Sie sind in vielen Bereichen tätig. Woher holen Sie sich sonst noch Ihre Inspiration? Woher kommt all die Kreativität?

Das ist eine gute Frage! Der Regisseur des Dokumentarfilms „Wer schön sein will, muss reisen„, den ich produziert habe, hat einmal zu meinen Eltern gesagt, sie hätten vergessen, bei mir die Handbremse einzubauen. Ich glaube, ein bisschen ist das tatsächlich so. Mittlerweile fühle ich mich aber nicht mehr ganz so rastlos wie noch vor ein paar Jahren, auch wenn ich weiterhin sehr umtriebig bin. Seit meinem Umzug aufs Land lege ich großen Wert darauf, nicht nur zu arbeiten, sondern auch bewusste Ruhe- und Genusspausen einzulegen. Um dauerhaft kreativ zu sein, braucht es Raum zum Denken und zum Rückzug.

Sie haben gerade Ihren Umzug aufs Land angesprochen. Den behandeln Sie auch in Ihrem Buch „Suche Heimat – biete Bier: Dorfkneipengeschichten einer Stadtflüchtigen„. Was hat Sie zur Stadtflucht getrieben?

Hamburg ist für mich weiterhin die schönste Stadt der Welt und war mir 25 Jahre lang geliebtes Zuhause – aber etwa im Jahr 2016 musste ich feststellen, dass das Stadtleben meine Kreativität gestört hat. Da war ständig zu viel Ablenkung, Gewusel, Alarm und Lärm. Im Jahr 2017 habe ich mich dann in ein fast 200 Jahre altes Fachwerkhaus in einem 60-Einwohner-Dorf im Wendland verliebt, die entsprechenden Konsequenzen gezogen und den Ortswechsel eingeläutet.

Tine Wittler im Jahr 2021 (Quelle: Jörg Riewenherm 2021 )

Wie geht es Ihnen auf dem Land?

Sehr, sehr gut. Ich habe meine Schaffenskraft und kreative Energie wiedergefunden und eine Balance erreicht, die mich grundsätzlich sehr zufrieden macht. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um auch Krisen wie zum Beispiel die Corona-Zeit zu meistern, und meine Liebe zu dem alten Haus wird mit jedem Tag größer. Ich fühle mich hier geborgen und gleichzeitig frei. Das ist genau die Mischung, die ich brauche.

Wie ist es Ihnen seit Beginn der Pandemie ergangen?

Der „Full Stop“ in fast allen Bereichen, in denen ich tätig bin, war nicht ganz einfach zu verdauen. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass das Bühnenschaffen vermutlich dauerhaft beeinträchtigt sein wird, und stelle das Schreiben wieder vermehrt in den Fokus. Auch habe ich mich endlich mit der bildenden Kunst beschäftigt. Das hatte ich schon lange vor. So ist zum Beispiel meine aktuelle Werkreihe „Epiloge vom Bierdeckelrand der Gesellschaft“ entstanden.

Was bewegt Sie derzeit?

Die Frage, wohin die Corona-Pandemie uns Künstler, Bühnenschaffende und Veranstalter führt. Mein Herz schlägt ja insbesondere für die Kleinkunst, die so unglaublich vielfältig ist und keine Hallen füllt, sondern auf den kleinen Bühnen zu Hause ist. Viele Kleinkünstler haben wir bereits verloren, weil sie die ständige Unsicherheit nicht ertragen können und deshalb dem selbstständigen Künstler:innen-Dasein den Rücken gekehrt haben. Auch viele kleine Spielstätten sind gefährdet. Ich beobachte das mit Sorge und versuche, mich so gut wie möglich einzubringen und zu engagieren.

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Was denken Sie, können sich Menschen von Ihnen abschauen?

Wieder eine gute Frage! Hm. Vielleicht Mut und Optimismus. Und Durchhaltevermögen. Das alles sind Eigenschaften, von denen ich eine Menge mitbekommen habe. Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

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