Das hält er von Hoeneß' neuem TV-Job

Gerhard Delling (61) ist schon "sehr gespannt" darauf, Uli Hoeneß (69) als Länderspiel-Experte bei RTL zu erleben. Im Interview mit spot on news verrät Delling, der zusammen mit Günter Netzer (76) über Jahre ein legendäres Duo in der Sportberichterstattung bildete: "Er stand übrigens damals auch auf unserer Agenda, als wir überlegt haben, wen wir ansprechen wollen." Delling selbst veröffentlicht nun mit "Ella & Co. KG" (Langen-Müller) seinen ersten Roman – inspiriert von seiner Großmutter.

Sie bringen mit „Ella & Co. KG“ jetzt Ihren ersten Roman heraus. Wie kam es zu dem Projekt?

Gerhard Delling: Die Idee dazu ist schon vor sehr vielen Jahren entstanden. Ich wollte diese Familiengeschichte schon immer mal aufschreiben, dann habe ich mein Fußballbuch verfasst und bin auf den Geschmack gekommen. Fragmente zu der Geschichte hatte ich schon vorher aufgeschrieben und als Corona kam, habe ich das, was ich vor Jahren angefangen hatte, neu sortiert und es ganz durchgezogen.

Und Ihre Großmutter ist das Vorbild der titelgebenden Figur Ella?

Delling: Ja, das hat mich schon immer fasziniert: diese Frau, die sich voll und ganz ihrem Unternehmen verschrieben hatte – und sich in einer Zeit selbstständig durchgeboxt hat, in der das nicht normal war. Die erste Episode spielt Ende des Zweiten Weltkrieges, die kenne ich nur zum Teil aus Erzählungen und sie ist fast komplett erfunden. Und Ella ist als Person schon deutlich anders als meine Großmutter. Aber dieses Unternehmergen und die Gedanken, die dahinterstecken und überhaupt diese ganze Aufbruchsstimmung nach dem Krieg, die sie für sich genutzt hat, das stimmt überein.

Recherchiert haben Sie dann vor allem innerhalb der Familie?

Delling: Ich war schon immer sehr interessiert an der Geschichte dieses Unternehmens, in dem ich auch als Jugendlicher wirklich oft Telefondienst gemacht oder anderweitig mitgeholfen habe. Und ich habe viel mit meinen Eltern gesprochen. Ich wollte wissen, wie es war in der Zeit nach dem Krieg, wie die Menschen empfunden haben. Die Gespräche mit meinen Eltern haben mir ein bisschen das Klima von damals vermittelt. In der Nachkriegszeit gab es viele Dinge, die man sich gar nicht vorstellen kann, weil wir so weit weg sind. Die Menschen haben während und nach dem Krieg auf einmal eine ganz andere Welt vorgefunden und man sieht, was sich da herauskristallisiert hat. Unter anderem eben diese Frau, die ihren Weg gegangen ist und ein stolzes Unternehmen für sich aufgebaut hat.

Haben Sie diese Geschichte auch aufgeschrieben, damit die Erinnerung an diese Zeit nicht verlorengeht?

Delling: Ja, wir verlieren vor allen Dingen den Zugang zu diesem Klima, das in dieser Zeit vorherrschte. Das war ein ganz spezielles Gefühl, dass es immer irgendwie weiterging. Das habe ich ja selbst noch ein bisschen miterlebt, als die besseren Jahre dann kamen, aber es blieb auch immer so ein bisschen diese Angst, wohin das führen mag. Und der Zusammenhalt ist auch ein Aspekt der ganzen Geschichte. Die Mitarbeiter des Unternehmens, die aus ganz verschiedenen Richtungen und gesellschaftlichen Bereichen kamen, teilweise ohne abgeschlossene Berufsausbildung, die blieben immer zusammen. Über viele Jahre gab es fast keine Fluktuation.

Planen Sie noch weitere Romane?

Delling: Fest geplant ist es nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass, wenn ich mal wieder ein bisschen Ruhe und Zeit habe, ich mich an einen neuen Roman wage. Das Schreiben hat mir eine große Befriedigung verschafft und ich habe nun Übung. Ich glaube, der zweite Roman würde schon ein bisschen schneller vonstattengehen. Und ich habe noch mehrere Themen, die ich ganz interessant finde.

Welche Themen wären das?

Delling: Ich bin seit über 40 Jahren im Geschäft: Wenn ich betrachte, wie sich Sendeanstalten, Zeitungen, etc. verändert haben, gibt es da sehr viele Geschichten, die man wahrscheinlich zum Teil lieber nicht erzählt… Aber ein paar davon sind sicherlich auch ganz erhellend, weil wir nach diesem ganzen Prozess gar nicht mehr so ganz genau abschätzen können, wo wir eigentlich herkommen. Und ich habe immer das Gefühl, wenn man nicht weiß, wo man herkommt, dann weiß man auch eigentlich nicht, wo man hin will.

Sie haben sich mal als „ständiger Unruhegeist“ bezeichnet. Gab es jetzt in den vergangenen Monaten oder Jahren auch neben dem Buch noch mehr Projekte, die Sie in Angriff genommen haben?

Delling: Ich habe immer mehrere Sachen, die ich parallel machen möchte. Das Leben ist schließlich so bunt und hat so viel zu bieten. Das sind auch nicht immer nur schwerwiegende, große Sachen oder irgendwelche Dinge, mit denen man Geld verdienen kann. Unter anderem habe ich schon seit vielen Jahren ein Projekt, das leider irgendwann zwischendurch doch ziemlich frustrierend war – mein Mitwirken an einer Fußball-App. Dennoch war der Weg bis hierhin sehr interessant, wir sind drangeblieben und ich bin jetzt ganz guter Dinge, dass wir damit dann irgendwann in den nächsten Monaten tatsächlich auch mal richtig rauskommen können.

Hat Sie die Corona-Pandemie bei Ihren Projekten sehr ausgebremst?

Delling: Bei diesem Projekt nicht. Aber ansonsten würde ich sagen: komplett. Ich hatte mir das alles sehr gut überlegt, wie ich weitermache nach der Fernseharbeit und hatte das Jahr auch ganz gut durchstrukturiert mit vernünftigen Aufgaben, mit sehr abwechslungsreichen Jobs, die ich schon vorher festgezurrt hatte. Und das ist an Corona gescheitert, denn alles, was ich tue, hat in der Regel mit direktem Kontakt zu tun.

Und wie sieht es mit zukünftigen TV-Projekten aus?

Delling: Da gibt es gerade keines, das abgeschlossen ist. Aber es kommen immer wieder Anfragen und dann überlege ich mir, ob das passt. Und ich helfe auch mit bei der Konzeption von TV-Projekten. Das ist eigentlich ständig im Fokus, aber im Augenblick gibt es nichts Konkretes.

Uli Hoeneß wird Länderspiel-Experte bei RTL. Was erwarten Sie von ihm?

Delling: Ich bin sehr gespannt. Er stand übrigens damals auch auf unserer Agenda, als wir überlegt haben, wen wir ansprechen wollen. Hoeneß ist sehr meinungsstark und er versteht natürlich was von Fußball, das kann gut funktionieren. Aber das Modell, jemanden dabei zu haben, der noch Zusätzliches beitragen kann oder durch seine Persönlichkeit interessante Gedanken reinbringt, gibt es ja nun schon seit sehr vielen Jahrzehnten. Das ist immer willkommen, aber man könnte auch mal wieder andere Modelle überdenken.

Ihre Tochter Katharina arbeitet auch fürs Fernsehen. Sie berichtet aus Großbritannien. Holt Sie sich Tipps bei Ihnen?

Delling: In der Anfangsphase habe ich sie immer ein bisschen genervt mit meinen Ratschlägen, weil ich ihr ein paar Jahre Entwicklung ersparen wollte. Aber zum Glück weiß sie, wie ich das meine. Und ich muss sagen, dass sie dann doch sehr schnell gelernt hat. Bei mir hat das deutlich länger gedauert und insofern muss ich jetzt gar nicht mehr nerven und kann mich gut zurückhalten. Und wenn sie mal Fragen hat, freue ich mich natürlich. Ich bin allerdings sehr stolz auf sie – und meine anderen beiden Töchter.

Auf was freuen Sie sich denn am meisten, wenn irgendwann mal das normale Leben zurückkehrt?

Delling: Ich freue mich darauf, dass man sich auch mal wieder in etwas größeren Kreisen treffen kann. Und ich freue mich sehr auf das Sporttreiben mit den Fußballkollegen. Das findet zwar nicht sehr oft statt und eigentlich ist es auch gar nicht klug, weil mein Fußgelenk kaputt ist und das auch weh tut. Aber ich habe gerade in der Zeit, in der es dann gar nicht mehr ging, festgestellt, wie sehr es mir fehlt. Wenn tatsächlich mal alles bereinigt ist, werde ich außerdem auch mal wieder eine schöne Reise anstreben.

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