Max Mutzke über Raab: "Das war für mich der größte Erfolg seiner Karriere."

  • Wenn man in den nächsten Wochen den Fernseher einschaltet, wird man den Song „Beste Idee“ öfter hören: Es ist der Olympiasong der ARD.
  • Max Mutzke spricht im Interview über die Entstehung des Liedes.
  • Außerdem verrät er, ob er an ein mögliches TV-Comeback von Stefan Raab glaubt.

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Herr Mutzke, war es eine Ihrer besten Ideen, den Song „Beste Idee“ zu schreiben – immerhin wurde dieser Titel zum Olympia-Song der ARD erklärt?

Max Mutzke: Zunächst einmal freue ich mich sehr darüber. Dass „Beste Idee“ von der ARD für Olympia ausgewählt wurde, war ein Zufall. Ich hatte überhaupt nicht darauf geschielt. Der Song entstand, als ich im Auto saß und über meine Liebe nachdachte.

Dabei kam mir in den Sinn, wie schön es doch wäre zu sagen: „Wir sind die beste Idee, die wir jemals hatten.“ Es klingt fast wie eine geläufige Redewendung, obwohl ich diesen Satz zuvor noch nie gehört hatte.

Max Mutzke hat den Song „Beste Idee“ nicht extra für Olympia geschrieben

Hat dieser Titel dennoch eine sportliche Botschaft?

Nun ja, ich hatte schon den Anspruch, eine Nummer zu produzieren, die auch sportiv klingt. Damit auch Fußball-Teams oder andere Sport-Mannschaften sagen können, dass sie die beste Idee sind, die sie jemals hatten.

Ich habe den Song aber weder für Olympia geschrieben noch habe ich damit gerechnet, dass er in diesem Zusammenhang gespielt werden würde. Von einer Anfrage durch mein Plattenlabel Universal wusste ich zunächst auch nichts.

Unverhofft kommt oft.

Ja, genau. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob man den Song genauso geschrieben hätte, wenn es um einen Pitch gegangen wäre. Nehmen wir Johannes Oerding, den ich sehr schätze – und zwar nicht nur, weil er einer meiner Freude ist.

Als ich seinen EM-Song hörte, kam es mir so vor, als hätte er sich dafür etwas verbogen (lacht). Ich bin froh, dass „Beste Idee“ eben nicht mit Olympia- oder Sport-Begriffen um sich wirft.

Interessieren Sie sich denn für die Olympischen Spiele?

Ich bin zum Beispiel kein Fußballfan, liebe es aber, die EM und die WM zu verfolgen. Dann schaue ich wirklich fast jedes Spiel. Mit der Bundesliga kann ich allerdings nichts anfangen, da ich keinen Lieblingsverein habe. Einen gewissen Patriotismus im Sport kann ich wiederum nachvollziehen – und davon lebt eben auch Olympia.

Es treten die Besten der Besten an, die zum Großteil nicht einmal viel Geld mit ihrem Sport verdienen und daher einem anderen Hauptberuf nachgehen müssen. Ihre Leistung kann man gar nicht groß genug würdigen, sie sind absolute Überzeugungstäter.

Sehen Sie in Sachen Leidenschaft Parallelen zwischen Sportlerinnen und Musikern?

Definitiv, aber es gibt auch einen entscheidenden Unterschied. Im Gegensatz zu Künstler*innen und Kulturschaffenden, die in der Regel bis ins hohe Alter auftreten können, haben Sportler nur selten die Chance, an Olympischen Spielen teilzunehmen.

Sie sind nur wenige Jahre ihres Lebens aus körperlichen Gründen in der Lage dazu, ihre Leistung auf diesem hohen Niveau abzurufen. Hätte man diesen Sportlern mit einer coronabedingten Absage der Spiele diese Gelegenheit genommen, wäre das aus meiner Sicht nicht in Ordnung gewesen.

Leere Stadien bei den Olympischen Spielen

Olympia in Tokio findet ohne Publikum statt, bei der EM war das jedoch anders. Wie erging es Ihnen damit als Musiker, der nicht oder nur vor wenigen Zuschauern auftreten darf?

Der Umgang mit der EM war meines Erachtens falsch. Die Stadien waren teilweise voll. Uns hat das alle tief geschockt. Wir Künstler treten in Locations auf, bei denen maximal 500 Zuschauer*innen zugelassen sind – je nach Größe der Arena. Bei uns Musikern sieht es manchmal so aus, als hätten sich die Menschen bei einer Probe verlaufen.

Ich empfinde das als eine totale Geißelung des Publikums, die aus meiner Sicht zum Teil aber leider notwendig ist, um die Pandemie zu bekämpfen. Eine Olympia-Absage hätte daher in keinem Verhältnis zu dem Ablauf der EM durch die UEFA gestanden. Es ist die beste Idee, dass die Spiele stattfinden …

In welcher Sportart würden Sie bei Olympia antreten, wenn Sie gut genug wären?

Ich bin ein begeisterter Rennradfahrer. Da ich im Hochschwarzwald auf 1.000 Metern lebe, lege ich schon bis zu 700 Höhenmeter zurück, wenn ich nur 30 Kilometer fahre.

Als Kind habe ich Judo gemacht – eine ganz faire und respektvolle Kampfsportart, die zum Beispiel mit MMA (Mixed Martial Arts; Anm. d. Red.) nichts zu tun hat. Zudem bin ich früher gerne geschwommen. Dafür wäre ich ebenso zu haben wie im Winter für Langlauf. Kein Scherz: Ich bin bei uns im Schwarzwald Loipenbotschafter.

Wie kommt man dazu?

Das hat damit zu tun, dass ich im vergangenen Jahr in der Pandemie, als wir nicht auftreten konnten, ehrenamtlich Pistenraupe gefahren bin. Es macht irrsinnig viel Spaß. Man fährt Fünf-Stunden-Schichten, ohne dabei eine Straße zu überqueren – entweder in die Nacht hinein direkt in den Sonnenuntergang oder aus der Nacht hinaus in den Sonnenaufgang.

Nationen-Wettkämpfe ziehen sich durch Ihr Leben. Ist Olympia 2021 für Sie – überspitzt ausgedrückt – die logische Fortsetzung des „ESC“ 2004?

(lacht) An diese Verbindung habe ich bis dato noch gar nicht gedacht. Es fällt schwer, eine Parallele zu ziehen, da ich bei Olympia nicht im Wettbewerb stehe und auch nie stand. Ich wurde nur über das schöne Resultat informiert, dass „Beste Idee“ zum ARD-Olympia-Song erklärt wurde. So etwas passiert einem einmal im Leben, ich bin überglücklich.

Max Mutzke belegte den achten Platz beim ESC 2004

Ihre Teilnahme liegt nunmehr 17 Jahre zurück. Welcher Erfolg hat für Sie rückblickend die größere Bedeutung: Platz 8 beim „ESC“ oder Platz 1 bei „The Masked Singer“?

Das möchte ich gar nicht gewichten, da beide Ereignisse große Meilensteine für mich waren. Ich bin einfach dankbar dafür, dass ich in meiner Karriere immer wieder durch glückliche Zufälle und meine Einstellung diese Chancen erhalten habe.

Was meinen Sie konkret: Mit welcher Einstellung gehen Sie durchs Leben?

Ich gebe mir selbst vor, Dinge im Zweifel einfach zu tun oder auszuprobieren als Chancen verstreichen zu lassen. Natürlich sage ich einige Anfragen ab, bei denen ich keinen Zweifel daran habe, dass sie meinem Image nicht gut tun.

Wenn ich jedoch trotz der Zweifel ein gewisses Potenzial sehe, dann sage ich tendenziell zu – ob bei „The Masked Singer“ oder mit Blick auf die Moderation von „Lebenslieder“ in der ARD.

Sie hatten also Zweifel, bei „The Masked Singer“ an den Start zu gehen?

Ja, dieses Format birgt auch Risiken. Ich hatte auch damals Zweifel, bei Stefan Raabs Castingshow mitzumachen. Oder auch beim „Eurovision Song Contest“ selbst. Es hat sich jedoch immer bestätigt, dass die jeweilige Entscheidung richtig war.

Wenn man sich für etwas entschieden hat, dann muss man es mit voller Leidenschaft tun. So war es auch bei Raabs „Free ESC“, bei dem ich nicht für eine Nation, sondern augenzwinkernd als Astronaut „für den Mond“ teilnehmen wollte.

Max Mutzke lobt Stefan Raabs Entscheidung zum Karriereende

Wie sehr vermissen Sie Stefan Raab im TV vor der Kamera?

Für mich war der größte Erfolg von Stefan Raab, dass er seine Karriere beendet hat und nie mehr zurückgekehrt ist. Davor ziehe ich meinen Hut.

Habt Ihr noch häufig Kontakt?

Wir haben erst kürzlich miteinander gesprochen – auch über dieses Rückkehr-Thema. Er sagte mir, dass die TV-Sender ihn im Zuge seiner neuen Shows, die er im Hintergrund entwickelt, gerne wieder vor der Kamera sehen würden. Er möchte dieses Comeback aber nicht haben.

Wie schätzen Sie ihn ein: Wird er das auf alle Ewigkeit durchhalten?

Grundsätzlich gilt im Leben immer das Motto: Sag niemals nie! Doch wie ich Stefan kenne, ist er von seinem ursprünglichen Plan keinen Millimeter zurückgewichen. Es kann gut sein, dass er nie mehr in seinem Leben vor die Kamera tritt – nicht einmal für ein Interview.

Diese Disziplin setzt seiner gesamten Karriere die Krone auf. Es gibt viele andere, denen das – ohne Namen zu nennen – nicht gelungen ist. Die meisten feierten einen großen Abschied, um später ein eher bescheidenes Comeback zu erleben.

„TV total“ lebte auch von dem Zeitgeist. Stefan erkannte rechtzeitig, dass sich dieser geändert hat. Von daher war es seine beste Idee, dass er damit aufgehört hat.

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