Helene Fischer: So verliebt klang sie selten

t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diesmal mit dem Comeback von Helene Fischer, Queen-Gitarrist Brian May und Guns N‘ Roses.

Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der wöchentlichen Rubrik „Schon gehört?“ ein.

Helene Fischer – Vamos a Marte

Na, endlich! „Atemlos“ und mit viel „Herzbeben“ mussten Fans eine „Achterbahn“-Fahrt der Gefühle durchstehen. Genug Referenzen, aber es bot sich nun einmal an. Helene Fischer ist mit „Vamos a Marte“ zurück – oder back im game. Denn „unsere Helene“ singt jetzt nicht nur Englisch („See You Again“), sondern jetzt auch Spanisch! 

Zusammen mit Latin-Pop-Superstar Luis Fonsi meldet sie sich mit einem erstaunlich modernen Song zurück, also eher Spotify-Playlist als große ZDF-Abendgala. Fetziger Beat, halbwegs eingängige Melodie, etwas Akustikgitarren zu den Keyboards gemixt und der gefühlvolle Gesang der Schlagerqueen. Aber ist das noch Schlager? Und müssen wir dem eigentlich einen Stempel aufdrücken? Waren doch schon die letzten Alben stilistisch sehr offen, ist das hier noch mal ein weiterer Schritt in Richtung internationaler Markt. Vanessa Mai hat ihr das ja eindrucksvoll vorgemacht, wie man Schlager zeitgemäß an die Hörer bringt. 

Und was hat Helene ihren Fans zu sagen? Es geht um Liebe und Körperlichkeit, wenn man das so auslegen will. Schauen Sie doch mal: „Und wir tanzen erst ganz langsam, dann kommst du mir nah, fühlt sich an wie tausend Grad, zwischen uns nur Millimeter“ – und das direkt Freitagfrüh. Na, guten Morgen! Und es wird noch eindeutig zweideutiger: „Wir sprechen eine Sprache, du spürst, was ich sage“ – festhalten, bitte! – „du liest meinen Körper“.

Und wissen Sie was? Dass hier nicht die Hansi-Hinterseer-heile-Welt zum millionsten Mal vertont wird, ist doch super. Das ist ehrlich und fast schon edgy (im Sinne von square). Außerdem ist die Dame ja noch nicht so lange mit ihrem Partner Thomas Seitel zusammen, da kann man auch mal so unverblümt über die Liebe singen.

Guns N‘ Roses – Absurd

Ein neuer Song von Guns N‘ Roses? Axl Rose, Slash und Co. bleiben ihrem Schneckentempo treu. Zwischen dem Coveralbum „The Spaghetti Incident“ von 1993 und dem lauwarmen „Chinese Democrazy“, welches Rose mit einer nahezu komplett neu aufgestellten Band zeigte, lagen 15 Jahre. Mittlerweile sind Gitarrenass Slash und Bassist Duff McKagan wieder dabei, man tourt munter durch die Welt und jetzt gibt es weitere 13 Jahre später mit „Absurd“ neues Material.

Naja, zumindest fast. Die Nummer geistert seit Jahren durch die Setlists von Guns N‘ Roses. Seit 2001 ist der Song als „Silkworm“ bekannt und wurde nicht mal für „Chinese Democrazy“ aufgenommen. Tut mir leid, so gut das Frühwerk dieser Band ist (Hören Sie auch ruhig noch mal die „Lies“, die wird immer übersehen zwischen „Appetite for Destruction“ und den beiden „Use Your Illusion“-Alben!), dieser Song hätte nicht sein sollen.

Wenig Rock’n’Roll-Feeling, Songwriting sucht man vergebens, die Gitarren spielen leblose Industrial-Riffs, die schon die letzte LP teilweise unerträglich gemacht haben und dann ist da noch dieser Gesang von Axl. Dessen Stimme erkennt man auch nur bei genauem Hinhören und wenn man weiß, dass das hier ein GNR-Song ist. Man muss sich das während der knapp vier Minuten ständig bewusst machen. „Das hier sollen Guns N‘ Roses sein, das hier sollen Guns N‘ Roses sein …“ Von dieser Reunion hat man sicherlich mehr erwartet. Zumindest ein eigenes schlechtes Stück hätte man mit der aktuellen Besetzung doch schreiben können, anstatt diesen 20 Jahre alten Rohrkrepierer aufzunehmen.

Brian May – Back to the Light

Ich darf das wohl gar nicht so laut sagen, aber mit Queen konnte ich genauso viel anfangen wie Freddie Mercury mit „Star Wars“. Ich versuche es in regelmäßigen Abständen, kämpfe mich mal durch eine „Greatest Hits“, mal durch „News of the World“, „Queen II“ oder die „A Night at the Opera“. Ich bin also stets bemüht. 

Setzen wir dem noch die Krone auf und hören uns mal die Neuauflage von „Back to the Light“ an, dem 1992er Soloalbum von Queen-Gitarrist Brian May. Und ja, „Too Much Love Will Kill You“ ist eine schöne End-80er-Powerballade. Bands wie Foreigner, Night Ranger oder Europe hatten genau diese Formel schon Jahre vorher perfektioniert. Nun denn. „Driven By You“ ist ebenfalls schöner End-80er-Rock für die Massen. 

  • Star-DJ spricht über Privatleben: David Guetta: “Ich bin der Party-Dad“
  • Inga Rumpf wird 75: “Mit Udo konnte man nicht über Hausarbeit reden“
  • Adel Tawil über Pandemie: “War in Ägypten aös die Flughäfen schlossen“

Dass Brian May solo deutlich weniger pompös klingt als Queen, ist ein Pluspunkt. Das reguläre Album lässt sich in 52 Minuten durchhören, May wirkt aber stets bemüht, dem damaligen Spirit zu entsprechen. Leider kam die Platte 1992 mindestens zwei Jahre zu spät raus, um wirklich relevant zu sein.

Die Songs sind auf allen Streamingplattformen erhältlich. Brian May erscheint zudem als physischer Tonträger. Wir hören uns wieder!

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel