Festival Wien Modern als Location-Wirbelwind für die Stadt

Musik in Bewegung – das ist der inoffizielle Subtext der 36. Ausgabe von Wien Modern. Ab 31. Oktober will das Festival für Neue Musik über fünf Wochen die Musikliebhaberinnen und -liebhaber bewegen, und das im wörtlichen Sinne. Auch das heurige Motto „Go“ drückt diesen Impetus aus. „Es ist durchaus als eine Art Neustart zu verstehen“, griff Festivalchef Bernhard Günther bei der Programmpräsentation am Dienstag zu einer mobilen Metapher.

Für die Veranstaltung hatte man das Dachgestühl des Stephansdoms erwählt – ein passender Aufschlag für die Festivalausgabe 2023. „Wir geben uns heuer besonders viel Mühe, spannende Orte und spannende Produktionen zusammenzubringen“, machte Günther deutlich. Ziel ist, nach den coronaüberschatteten Editionen im Programm nun wieder das Schlaglicht auf einen Roten Faden zu werfen. „Wir sind nicht nur eine Frankfurter Buchmesse der neuen Musik“, machte Günther deutlich.

Entsprechend bunt ist die Riege der Veranstaltungsorte, die klassische Säle wie Musikverein, Odeon oder Konzerthaus ebenso umfasst wie ungewöhnliche Locations, zu denen etwa das Café Korb, der Club Praterstraße, die Servitenkirche oder der Stephansdom gehören. 36 Spielstätten werden von der 36. Ausgabe des Festivals in Beschlag genommen, wo bis 2. Dezember insgesamt 57 Produktionen und 91 Konzerte samt 66 Ur- und Erstaufführungen zu erleben sind. Zu den 44 Komponistinnen und 87 Komponisten heuer zählen etwa Mark Andre, Elisabeth Flunger, Clemens Gadenstätter, Isabel Mundry, Rebecca Saunders oder Bruno Strobl.

In Bewegung geht es gleich am 31. Oktober los, wenn Maria Stättner zu einem Spaziergang samt Fanfare im Park lädt, bevor im Konzerthaus die Symphoniker eine begehbare Uraufführung von Peter Jakober in drei Sälen des Konzerthauses angesetzt ist. Auch wird hier Georg Friedrich Haas am 1. November 50 Klaviere im Saal verteilen. Am 4. November bringt Hannes Seidl „21 Songs“ in die U-Bahn-Passage am Karlsplatz, und Olga Neuwirth konzipiert für den 21. November beim „Gassatim-Konzert“ eine Art Flashmob im öffentlichen Raum.

Der Erste Bank Kompositionspreis geht heuer an das Kollektiv Nimikry der Wahlwiener Alessandro Baticci und Rafał Zalech, das am 28. November mit dem Klangforum musizieren wird. Neue-Musik-Doyen Kurt Schwertsik indes hat aus „Alice im Wunderland“ eine Revue gestaltet, die vom sirene Operntheater und dem Serapions Theater im Odeon ab dem 23. November aufgeführt wird. „Ich hätte mir das nie ausgesucht“, machte Schwertsik am Dienstag deutlich: „Aber das Projekt war vorhanden, und die Gelegenheit für mich sehr reizvoll.“ Er habe nun eine „verträumte Musik“ geschrieben.

Und im Semperdepot feiert man den Festivalabschluss am 2. Dezember mit einem Klangspaziergang zu 20 Dudelsäcken und mehr. Der Raum als solches steht auch beim 80-jährigen Stararchitekt Peter Zumthor im Fokus, der von 15. bis 22. November eine Festivalwoche im Rahmen der Schiene „Perspektiven“ mit 13 Konzerten und acht Werkstattgesprächen programmieren wird. Zumthors Sohn Peter Conradin Zumthor ist ebenfalls beim Festival vertreten und spielt von 22. bis 24. November bei „Domglocken con sordino“ mit dem Geläut des Stephansdoms, dessen Schlögel und damit der Klang moduliert wird.

Aber nicht nur der brandneuen Musik möchte man sich heuer widmen, sondern auch verdienten Proponenten der Zunft. Beim Claudio Abbado Konzert am 15. November würdigt man den heuer verstorbenen Friedrich Cerha mit der Aufführung seines frühen Orchesterwerks „Fasce“, während die MUK am 9. November ein Gedenkkonzert für die jüngst verschiedene Kaija Saariaho angesetzt hat.

Der Festivalpass, der für 22 Produktionen als Eintrittskarte dient und für die weiteren Veranstaltungen eine starke Ermäßigung bietet, kostet regulär 120 Euro. Ansonsten kann man beim Kauf von zumindest vier Tickets mit einem Mengenrabatt von 30 Prozent rechnen. Keinen Rabatt, sondern einen Zuschlag in Aussicht hat man bei den Subventionen durch den Bund, der seinen Beitrag von 200.000 auf 275.000 Euro erhöhen will, wie Festival-Präsident Matthias Naske bekannt gab. Hierzu kommen 1 Mio. Euro von der Stadt und rund 250.000 Euro Umsatzerlöse, was sich zu rund 1,6 Mio. Euro Gesamtbudget summiert. Das stellt nach wie vor ein enges Finanzkorsett dar, verdeutlichte Naske: „Das Team um Bernhard Günther weiß, dass es wahnsinnig anstrengend ist, für dieses Festival zu arbeiten – aber auch wahnsinnig lustvoll.“

(S E R V I C E – )

(APA)

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