Willkür-Wettkampf bei "Schlag den Star"

Regeln, war da was? Am Samstagabend duellierten sich die Freunde und Komiker Rick Kavanian und Michael „Bully“ Herbig bei „Schlag den Star“. Herausgekommen ist eine unterhaltsame Show, aber auch einmal mehr die Erkenntnis, dass „Schlag den Star“ kein echter und fairer Wettkampf, sondern eben nur eine Unterhaltungsshow ist.

Eine KritikvonChristian Vock

Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wie oft hat man sich als Zuschauer bei „Schlag den Star“ ein Duell gewünscht, bei dem es ein bisschen zur Sache geht. Bei dem sich die Promi-Kandidaten wirklich um den Sieg streiten und Schweiß und Tränen fließen – es muss ja nicht gleich Blut sein.

Kurzum: gesunde Konkurrenz mit Unterhaltungswert. Es geht ja immerhin um 100.000 Euro, vor allem aber um Kurzweil, schließlich investiert man als Zuschauer ja ein paar Stunden Lebenszeit in diese XXL-Show.

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Am Samstagabend nun stehen sich Rick Kavanian und Michael „Bully“ Herbig bei „Schlag den Star“ gegenüber. Doch weil die beiden nicht nur Komiker sind, sondern auch seit über 30 Jahren befreundet, liegt erst einmal der Verdacht nahe, dass weder beim einen noch beim anderen das gesteigerte Bedürfnis vorhanden ist, den anderen im Wettbewerb zu überflügeln.

Das Gute daran: Weil die beiden eben nicht nur befreundet, sondern auch Komiker sind, kann man davon ausgehen, dass es trotzdem unterhaltsam wird. Unterhaltsam, aber nicht nur. Denn dass es spannend wird, ist deshalb natürlich nicht ausgeschlossen und beides zusammen wäre schon mehr, als viele Folgen von „Schlag den Star“ bisher geboten haben.

Rick Kavanian: „Bullys Achillesferse ist seine große Schwäche für Bananensplit“

Dass die beiden wissen, was sie können und was von ihnen erwartet wird, zeigen Kavanian und Herbig schon bei den üblichen Einspielern. Dort sollen die Promis eigentlich mit provokanten Sprüchen schon einmal Lust auf die Show machen und genau das nehmen die beiden bereits auf die Schippe: „Bullys Achillesferse ist seine große Schwäche für Bananensplit. Deswegen trage ich während der Show immer zwei Kugeln Eis in der Hose“, albert Kavanian und Herbig kontert: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rick mich schlagen möchte. Will in Zukunft ja auch nochmal in irgendeinem Film bei mir mitspielen.“

Als es dann tatsächlich losgeht, reißt der Humor der beiden nicht ab, denn Kavanian und Herbig kommen in schwarzen Anzügen ins Studio. Eher unüblich für „Schlag den Raab“ und die beiden haben noch einen kleinen Gag mitgebracht.

Kavanian zieht einen Glücksbringer hervor, den ihm sein fünfjähriger Neffe mitgegeben habe. Da kontert Herbig sofort: „Sein fünfjähriger Neffe hat mir auch was mitgegeben“, erklärt Bully und zieht einen ähnlichen Glücksbringer aus dem Anzug. Und genau so geht es den Rest des Abends weiter.

Bei Spiel Nummer drei, „Wer ist das?“, zum Beispiel werden Kavanian und Herbig Bilder von Prominenten gezeigt, die die beiden dann beim Namen nennen müssen. Das läuft auch erstmal gut an, nur als ein Bild des seit einiger Zeit ergrauten Kinderliedermachers Rolf Zuckowski eingeblendet wird, sind die beiden ratlos. Da gibt Elton den Hinweis: „Ist halt alt geworden, der Herr“ und Kavanian fragt: „Aber so alt?“

Michael „Bully“ Herbig: „Bei allem Respekt Ron, aber es ist uns scheißegal“

In diesem Stil geht es weiter und Kavanian und Herbig blödeln sich durch den Abend – zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten, denn „nebenbei“ müssen sie ja auch noch die Spielchen der Show spielen.

Die Unterhaltung stimmt also, bleibt die Frage, was mit der Spannung ist und genau hier liegt das Problem. Denn Spannung lebt davon, dass sich Spieler und Zuschauer darauf verlassen können, dass ein Wettbewerb so fair wie möglich abläuft und das ist ab Werk ein Problem bei „Schlag den Star“. In dieser Ausgabe wurde es aber besonders deutlich.

„Bei allem Respekt Ron, aber es ist uns scheißegal“, antwortet „Bully“ Herbig im Spaß auf die Frage von Moderator Elton, ob die beiden überhaupt auf die Bemerkungen von Kommentator Ron Ringguth achten. Eine völlig berechtigte Frage, denn dass die Kommentare von Ringguth, aber auch von Elton, die Spiele zumindest beeinflussen können, ist ein altes Problem von „Schlag den Star“, das man bisher nicht gelöst hat und das es auch an diesem Samstagabend wieder gab, wie man etwa beim Spiel „Zeitung austragen“ sehen konnte.

Dabei müssen Herbig und Kavanian vom Fahrrad aus Zeitungen auf markierte Flächen werfen. Für „Bully“ läuft es ganz gut, für Kavanian nicht so sehr, sodass sich Elton, aber vor allem Kommentator Ringguth offenbar aufgefordert fühlen, Tipps zu geben.

„Ich erinnere daran, dass die bei Rick immer ziemlich weit links waren. Was man da vielleicht machen kann, wenn man immer zu weit links ist …?“, kommentiert etwa Ringguth und Elton ergänzt wenig später: „Immer zu weit links.“

„Bully“: „Geht ja nur um 100.000 Euro“

Umso erstaunlicher, dass Elton beim Spiel „Helium Rennen“, das „Bully“ deutlich gewinnt, zu der Selbsteinschätzung „Normalerweise geb’ ich wirklich keine Tipps“ gelangt, als er Kavanian ein bisschen erklärt, mit welcher Technik er zum Erfolg kommt. Mit Fairness hat das nichts zu tun, noch ungerechter wird es aber beim Spiel „Blamieren oder kassieren.“

Dort fragt Elton: „Auf welchem Planeten sollen im Zuge der Artemis-Mission Astronauten landen?“ Kavanian drückt zuerst und antwortet „Mond“, doch als Elton ihm dafür einen Punkt gibt, weist Herbig darauf hin, dass der Mond kein Planet sei. „Ich gönn dir den Punkt, aber die Frage ist falsch gestellt, das muss man auch mal sagen dürfen einmal nach“, erklärt Herbig, aber das interessiert Elton nicht, der Punkt bleibt bei Kavanian.

Der Wind der Beliebigkeit sollte aber nicht das letzte Mal durchs Studio wehen. Denn gleich beim nächsten Spiel „Road Tennis“ legt Elton die Regeln erneut nach eigenem Ermessen aus. Mitten im Spiel fällt Kommentator Ringguth plötzlich auf, dass das Aufschlagssrecht längst einmal hätte wechseln müssen. Elton stimmt zu und entscheidet dann, dass „Bully“ Herbig nun dreimal hintereinander aufschlagen darf. Doch der erkennt hier sofort eine gewisse Regelwillkür: „Ach, mach ma mal drei. Vielleicht auch vier. Geht ja nur um 100.000 Euro“, spottet Herbig.

Nein, für Regel-Freunde und Fairness-Fans ist die jüngste „Schlag den Star“-Ausgabe wirklich nichts. Den negativen Höhepunkt erreicht der Abend aber bei Spiel Nummer zwölf, „Ablenken“. Hier müssen sich Kavanian und Herbig Sätze merken, während der jeweils andere den Gegner Faxen ablenken darf.

Beim Stand von 1:0 für Kavanian muss sich dieser einen neuen Satz merken, während „Bully“ ihn ablenkt. Nachdem er beim Wiedergeben des Satzes einen Fehler macht, wendet er sich an Elton, denn bei „Bullys“ Faxen ist ihm etwas aufgefallen: „Du hast übrigens mitgemacht. Das war nicht sehr kollegial“, beschwert sich Kavanian zu Recht und Elton entschuldigt sich kleinlaut.

„Schlag den Star“: gute Unterhaltung, aber mit Regelwillkür

Doch es kommt noch bitterer für Kavanian. Wenig später muss er sich folgenden Satz merken: „Peter Gabriel sang bis 1975 bei Genesis, Phil Collins von 1970 bis 1996 und wieder ab 2006.“ Kavanian fängt an und wiederholt den Satz fehlerfrei, doch plötzlich kommt das Signal, er habe einen Fehler gemacht. Völlig zu Unrecht, weshalb Elton in die Regie fragt: „Warum habt ihr abgebrochen?“

Elton lässt Kavanian in einer Spontanreaktion noch einmal anfangen. Doch dann kommt tatsächlich ein Fehler, weshalb Kavanian anmerkt: „Nach einer Minute! Ich habe in der Zwischenzeit einen Roman geschrieben!“

Was folgt, ist Ratlosigkeit, die Herbig und Kavanian mit kleinen Showeinlagen unterhaltsam überbrücken. Nach einem Telefonat mit dem Notar kommt dann die Entscheidung: Kavanian bekommt einen neuen Satz und zwar diesen: „Die Staatsangehörigen der Dominikanischen Republik nennt man Dominikaner mit ‚k‘, die Einwohner der Insel Domenica Dominicaner mit ‚c‘.“

Welcher der beiden Sätze nun schwieriger zu merken ist, kann jeder selbst beurteilen, Kavanian jedenfalls legt sich fest: „Ich finde auch, der Ersatzsatz war nicht in der Qualität des Satzes davor. Schönen Gruß an den Herrn Juristen“, merkt Kavanian an und erhält dafür Applaus vom Studiopublikum.

Am Ende gewinnt Kavanian das Spiel zwar trotz der Hürden, die Show selbst und damit auch die 100.000 Euro Preisgeld gehen nach einem spannenden Finale aber an Michael „Bully“ Herbig.

Und so kann man nach der jüngsten Ausgabe ein zweigeteiltes Fazit ziehen. Zum einen, dass man von Kavanian und Herbig auch ohne den ganzen Wettbewerbsehrgeiz bestens unterhalten worden ist und zum anderen, dass ProSieben wieder einmal Gefahr gelaufen ist, diesen Spaß, den die Show machen kann, mit viel zu viel Willkür kaputtzumachen.

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