Wie Joelina Drews in die Magersucht schlitterte

Sie wollte unbedingt die Dünnere sein

Sie wollte dünner sein als ihre Mutter und schlitterte in die Magersucht! Joelina Drews (25) spricht im GALA-„Mental Health Matters“-Interview offen über ihre Essstörung als Teenagerin und wie sie schließlich einen Weg aus der Magersucht fand.

Wenn Mama plötzlich zur Konkurrentin wird

Wenn man Joelina Drews (25) heute sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass sie mit 15 Jahren nur noch 47 Kilogramm gewogen hat. Die Tochter von Schlager-Ikone Jürgen (75) und Ramona Drews (47) wurde mit Ende 13 magersüchtig. Rückblickend benennt sie mehrere Faktoren, die dabei eine Rolle gespielt haben. Anfangs waren es kleine Bemerkungen von Vater Jürgen Drews. „Pass auf, dass du nicht zu viel isst, sonst wirst du dick“ oder „Du bist aber ganz schön pummelig geworden“. Mit 13 habe sie noch etwas mehr auf den Rippen gehabt und nicht sonderlich auf ihre Ernährung geachtet.

Und da war noch etwas. „Meine Mama ist eine wunderschöne Frau und hat von Natur aus eine tolle Figur. Natürlich fängt man als Teenager an, sich mit anderen zu vergleichen – und ich halt mit ihr“, so Joelina. Dass ihr Mutter stets auf ihre Ernährung und Figur geachtet habe, habe sie total gestört. „Weil ich immer die Dünnere von uns beiden sein wollte“, gesteht die Sängerin

Erste Hass-Kommentare

Hinzu kam noch der Druck von Außen. Joelina veröffentlichte mit 14 Jahren ihre erste Single. „In Foren wurde über mich geschrieben, dass ich ein Mondgesicht habe und mal ein bisschen abnehmen müsse. Das tat weh“, erinnert sie sich. Kalorien zählen, jeden Happen notieren, tägliches Wiegen – das Essen wurde ein zentrales Thema für sie, die Musik rückte in den Hintergrund.

„Meine Hochphase hatte ich mit 15, 16 Jahren. Da habe ich nur noch 47 Kilo gewogen“, so Joelina, die sehr unter den Begleiterscheinungen ihrer Magersucht gelitten hat. „Meine Brust hat aufgehört zu wachsen, meine Periode blieb aus und ich hatte starken Haarausfall. Du willst als Mädchen ja toll aussehen und dazu gehören natürlich auch vorhandene Brüste und schöne Haare. Das hat mich damals total gestört.“ Neben Energielosigkeit und Atemnot schlichen sich auch Depressionen ein. Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen. „Ich wollte eigentlich ein gesunder, glücklicher Mensch sein, der vielleicht mal Kinder bekommt. Und ich hatte Angst, keine Kinder mehr bekommen zu können.“

So schaffte sie den Absprung aus der Magersucht

Neben einigen Sitzungen mit einer Psychologin sei vor allem Mama Ramona zum Rettungsanker geworden. „In den Gesprächen ging es darum, was ich tun kann, um wieder mehr Sinn in meinem Leben zu sehen. Aber ich habe gemerkt, dass die Gespräche mit meiner Mama mir mehr helfen. Sie ist ein sehr selbstreflektierter Mensch, die die richtigen Fragen stellt und mir aus der Magersucht helfen konnte.“

Schließlich habe sie im Sport den Ausgleich und ihr Ventil gefunden. „Ich denke auch nicht mehr die ganze Zeit übers Essen nach. Ich gebe meinem Körper heute einfach das, was er braucht. Regelmäßiger Sport hilft mir für ein besseres Körpergefühl“, so Drews, die seit sechs Jahren ihre Waage links liegen lässt. Auch in Sachen Hasskommentare habe sie sich ein dickes Fell zugelegt, sei abgebrühter und zweifele nicht mehr an sich selbst. „Ich weiß nun, wer ich bin, bin reflektierter und empathischer. Dafür bin ich der Krankheit heute sogar dankbar“, erklärt sie. Joelina will künftig übrigens unter dem Künstlernamen „Joedy“ mit ihren Popsongs durchstarten.


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