"Vegan ist viel mehr als nur ein Trend – es ist eine Notwendigkeit"

Wenn Leslie Clio, 34, über ihre Ernährung spricht, wartet man vergeblich auf ausgebrannte Floskeln oder banales Chichi. Die Sängerin sagt, was sie denkt und ist gleichzeitig herrlich sympathisch. Das beste Beispiel dafür ist sicherlich der Speiseplan der 34-Jährigen. Zum Mittagessen gibt es nämlich nach eigenen Aussagen: "Reis mit Scheiß". Auch würde sich Leslie Clio sicherlich nie als Hobbyköchin beschreiben, nur weil sie sich vegan ernährt. Muss sie auch nicht, denn in ihrer Wahlheimat Berlin ist die vegane Küche breit gefächert vertreten.

Leslie Clio: „Ich bin in einem vegetarischen Haushalt großgeworden“ 

Dennoch spricht die "Strangers Again"-Interpretin mit Leidenschaft über ihre vegane Ernährung – dahinter steckt ihre Liebe zu Tieren und der Wunsch nach mehr Bewusstsein. 




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Gala: Wann und vor allem wie hast Du die vegane Ernährung für dich entdeckt?

Leslie Clio: Ich bin mittlerweile seit neun Jahren vegan. Das fing mit meinem damaligen Freund an. Wir sind zusammengekommen und er hat gesagt: 'Wir sind jetzt vegan.' Für mich war das aber keine sonderlich große Umstellung, da ich in einem vegetarischen Haushalt großgeworden bin. Ich hatte also keine innerlich starke Fleischkultur. Nur der Umschwung weg von Milchprodukten war schwieriger. Aber ich vermisse es nicht – ich habe noch kein Mal gedacht: 'Das wäre jetzt mit Sahne aber geiler.'

Du sagtest vor ein paar Jahren, dass Du niemandem diesen Lebensstil aufzwingen willst. Wie stehst Du heute dazu?

Ich finde, die Welt braucht nicht eine Handvoll perfekter Veganer, die das streng durchziehen – das erwartet auch keiner. Die Welt braucht eine Menschheit, die ihren tierischen Lebensmittelkonsum einschränkt. Wenn jemand mal ein Stück Camembert essen will, Okay. Darum geht es gar nicht. Ich möchte kein Lebewesen töten. Das ist ganz klar meine Meinung. Aber ich werde ungeduldig. Wenn jemand einen Liter Milch hinstellt, dann sage ich mittlerweile auch etwas. Es gibt so viele Alternativen. Es sind tolle Zeiten, um sich tierfrei zu ernähren. Kochbücher, Foodblogs, das alles ist da!

Leben Pescetarier und Co – in Deinen Augen – eine Doppelmoral?

Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir endlich in den Dialog gekommen sind. Die Tanzfläche ist eröffnet und das Bewusstsein endlich da. Für mich persönlich sind alle Lebewesen gleich. Auch Fische haben Gefühle, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Ich als spiritueller Mensch denke, dass auch ein Fisch nicht für mich sterben sollte. Aber ich denke, diese Ernährungsformen sind immer noch besser als gar nichts. 

Inwiefern hat sich Dein veganer Lebensstil auf Deinen Freundes- und Familienkreis ausgewirkt? Bist Du auch auf Skepsis gestoßen?

Tatsächlich bin ich nie auf Skepsis gestoßen. Ich bin wie gesagt bei meiner Mutter aufgewachsen, die vegetarisch gekocht hat. Mein Papa war auch total am Start. Ich erinnere mich, dass ich zu Ostern und Weihnachten dann immer vegane Kochbücher geschenkt bekommen habe. Die benutze ich seit dem Lockdown auch endlich. Einen positiven Effekt hat es tatsächlich in meinem Beruf. Auf Konzerten wird die Band gefragt, was es Backstage geben soll. Seitdem ich vegan esse, gibt es daher auch für die Band ausschließlich veganes Catering. Das ist ein echt schöner Effekt, den man in meiner Position dann hat.

Siehst Du den Veganismus noch als Trend an?

Vegan leben ist so viel mehr als ein Trend – es ist eine Notwendigkeit. Eine Notwendigkeit für die Zukunft unseres Planeten. Besonders die Pandemie macht solche Fragen nach Trends überflüssig. Für mich war die Oscar-Verleihung, bei der das Catering komplett vegan war, ein Riesenschritt. So etwas muss auch in Deutschland ankommen. So ein Bewusstsein sollte in der übergreifenden Verantwortung liegen – besonders bei Menschen, die mit ihrer Reichweite viel erreichen können. 

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Auch Du nutzt Deine Reichweite, um auf Tierschutz aufmerksam zu machen.

Das war für mich immer klar – es wäre dumm, seine Reichweite nicht richtig zu nutzen. Tierschutz ist mein Thema. Mit Aufmerksamkeit kommt nämlich auch Verantwortung. Als ich angefangen habe mich in den Beruf einzufinden, wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, politisch zu handeln – ich mach Musik, ich bin Sängerin. Jetzt sehe ich das ganz anders. Wenn ich Likes verliere, weil ich einige eklige Fotos vom Tierschutz poste, dann ist das in Ordnung. Jeder Einzelne kann viele bewegen.

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