Urlaub 2021: Gratis stornierbar? So vermeiden Sie Buchungsfallen!

Kostenfreie Stornierung: Welche Reiseveranstalter halten ihr Versprechen?

Nur 48 Stunden lang kostenfrei stornieren können – oder bis sechs Tage vor Abreise: Die Unterschiede bei den Reiseangeboten für den Sommer 2021 sind riesengroß. Doch bei der Auswahl dieser „Flex-“ oder kostenfreien Storno-Optionen ist Vorsicht geboten, warnt RTL-Reiseexperte Ralf Benkö: „Beinahe jeder Veranstalter hat hier derzeit seine eigenen Regeln. Es gibt große Unterschiede.“ Und das Risiko, bei der Online-Buchung in eine Falle zu tappen, ist beträchtlich, wie unser Test* zeigt. Wir haben die Angebote der Veranstalter überprüft. Hier unsere Tipps.

Egal bei welchem Reiseveranstalter – hierauf sollten Sie in jedem Fall achten

Termine und Fristen beachten

Die gesonderten Stornoregeln der Reiseveranstalter sind keine grundsätzlichen Änderungen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Sie gelten zum Teil nur für abgeschlossene Frühbuchungen vor einem bestimmten Tag (hier meist der 31.1.2021) und für Reisen in einem festgelegten Zeitraum (meist zwischen dem 31.3. und dem 31.10.2021).

Flex-Tarif muss nichts extra kosten

Bei unserer Suche entdeckten wir flexible, kostenfrei stornierbare Angebote, die manchmal kaum oder gar nicht teurer waren als andere mit schlechteren Bedingungen. Das zeigt, wie wichtig es ist, hier genau zu vergleichen. Manche Angebote muss man sogar erst sechs Tage vor Abreise bezahlen und kann bis kurz zuvor kostenfrei stornieren. Man müsste dann erst also gar kein Geld in die Hand nehmen, bis die Reise kurz bevor steht. Bei anderen Anbietern muss man trotz Flex-Option dennoch eine Anzahlung von 20 Prozent leisten. Und: Für die nächste Wochen sind einige sonst kostenpflichtigen Flex-Angebote noch kostenfrei!

Überprüfen: Wird die Storno-Option unter Leistungen gelistet?

„Kunden können oft nur schwer erkennen, welche Storno-Regelung nun wirklich zu Grunde liegt – oder es wurde eine Flex Option versprochen, die in der Buchung dann nicht mehr angezeigt wird“, berichtet Benkö von seinen Testbuchungen. Oft begleitet der Hinweis auf die kostenlose Stornierung den Such- und Buchungsvorgang, verschwindet dann aber im letzten Schritt vor Vertragsabschluss.

Benkös Tipp: „Auch wenn Reisebüros selbst durch den Lockdown gerade nicht für Kunden geöffnet haben: Man kann sie meistens doch erreichen und sich online beraten lassen.“ Wer es aber doch selbst versuchen möchte, sollte darauf achten, dass die gewünschte Garantie der kostenfreien Stornierung auch beim letzten Schritt angezeigt wird – bevor man auf „Buchen“ klickt. Das sollte mit einem Screenshot dokumentiert werden, so Benkö. Es könnte zwar sein, dass das Angebot nur anschließend hinzugefügt werden kann oder für die gewählte Reise nicht gilt. Das sollte man aber wissen, bevor man die Buchung abschließt.

Kein kostenfreier Storno bei sogenannten „X-Reisen“

Außerdem gelten die kostenfreien Stornoregeln nicht für sogenannte „dynamisch paketierte Reisen“ (X-Reisen). Hier sollte man besonders aufpassen, denn es ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, welche Reise „dynamisch“ ist. Der Hinweis liest sich meist erst im Kleingedruckten im letzten Schritt der Buchung. Wird diese Info übersehen, gelten die üblichen Stornoregeln, die an hohe Gebühren geknüpft sind und dem Kunden in Bezug auf Corona keinerlei Sicherheit geben.

TUI: „FLEX Tarif“

Der größte Reiseveranstalter Deutschlands wirbt derzeit mit dem „FLEX Tarif“, der Kunden ermöglicht, bis zu 14 Tage vor Abreise kostenlos zu stornieren. Dieser muss dazugebucht werden und ist nicht automatisch in den Leistungen inbegriffen. Hier also aufgepasst, denn die kostenlose Stornierungsoption steht bei TUI erstmal bei jeder buchbaren Reise dabei, ist dann aber nur 2-3 Tage nach Abschluss der Buchung möglich.

Sobald eine Reise ausgewählt wurde, muss im Buchungsvorgang vom „Standard-Tarif“ in den „FLEX-Tarif“ gewechselt werden. Um Frühbuchern einen Anreiz zu schaffen, ist dieses Angebot bis Ende Januar noch gratis zu haben. Danach kostet es mindestens 39 Euro (für Reisen im Gesamtwert bis 2.500 €) und staffelt sich aufwärts, je nach Höhe des Gesamtreisepreises (zum Beispiel 69 Euro bei einem Reisepreis bis 4.000 Euro). Ausgenommen hiervon sind Reisen mit TUI Cruises.

Bentour: „Flex-Sorglos-Option“

Auch bei Bentour kann der Urlauber bis zu 14 Tage vor Abreise kostenfrei stornieren, sofern die Option dazugebucht wurde. Preislich ist diese an den Reisepreis geknüpft und kostet zwischen 100 Euro (bei Reisekosten bis zu 2.000 Euro) und 340 Euro (bei Reisekosten über 9.000 Euro).

Für Buchungen bis Mitte Februar ist die Option sogar kostenfrei. Diese dazuzubuchen, ist während des Vorgangs allerdings nicht möglich. Hierfür muss der Kunde den Veranstalter spätestens 24 Stunden nach Buchung kontaktieren. Verstreicht diese Frist, ist das Angebot für ihn nicht mehr gültig. Diese wichtigen Infos finden sich leider nicht auf der Produktseite der „Flex-Sorglos-Option“.

Nachdem wir bei unserer Suche nach Bentour-Flex-Angeboten auf Vergleichsportalen überwiegend Angebote gefunden haben, für die „Flex“ nicht galt, verspricht Bentour-Chef Deniz Ugur, man würde die Zahl der dort wirklich flexibel buchbaren Reisen jetzt erhöhen.

DER Touristik: Zusätzliche Funktion nach Test

Auch der Marktriese DER Touristik verspricht seinen Kunden eine kostenfreie Stornierung bis zwei Wochen vor Abreise – das zunächst generell ohne Aufpreis. Bei Eigenanreise soll die Stornierung sogar noch sieben Tage vor Urlaubsbeginn kostenfrei möglich sein. Diese Sonderregelung wird auf der Konzernseite stark beworben.

Bei unserer Stichprobe hatten wir aber Schwierigkeiten, diese kostenfrei stornierbaren Angebote zu finden. Deshalb justiert DER Touristik für die eigene Webseite jetzt nach: „Zudem haben wir einen neuen Filter erarbeitet, der die kostenfrei stornierbaren Angebote explizit im Suchprozess filterbar macht“, schreibt uns der Konzern.

Eurowings Holidays: Nur „kostengünstige Stornierungen“

Kostengünstig ist nicht kostenfrei – auch hier zeigt sich, warum man solche Angebote genau lesen muss. Denn bei Eurowings Holidays, die mit „kostengünstiger Stornierung“ werben, muss der Kunde 50 Euro für die Stornierung bezahlen, die er als Anzahlung bei Buchungsabschluss leisten muss. Kostengünstig vom Reisevertrag zurücktreten kann der Kunde allerdings nur bis 60 Tage vor Abreise. Zwar müsste er auch erst dann für seine Reise bezahlen, aber zwei Monate vor einer Reise dürften viele Urlauber noch keine Klarheit haben.

Ralf Benkö dazu: „Man sollte darauf achten, dass man bis möglichst kurz vor Abreise diese Storno-Option hat. Denn in Corona-Zeiten ändert sich die Lage in Urlaubsgebieten viel zu kurzfristig, als dass man zwei Monate vorher schon ein klares Bild haben könnte.“

LMX, Alltours und Schauinsland

Auch LMX, Alltours und Schauinsland haben vorübergehend ein neues Konzept auf den Markt gebracht. Bei LMX fällt die übliche Anzahlung weg. Pro Reisendem werden 25 Euro bezahlt, die im Falle einer Stornierung einbehalten werden.

Bei Alltours haben Kunden die Möglichkeit ihre Reise, die zwischen April und Oktober stattfindet, bis Mitte März gratis zu stornieren und bis 14 Tage vor Abreise kostenlos umzubuchen. Bei unseren Stichproben hat uns irritiert, dass Kunden im Buchungsvorgang auf die flexiblen Storno- und Umbuchungsregeln nicht zusätzlich aufmerksam gemacht werden. Auf unsere Nachfrage hin erklärten uns die Reiseveranstalter aber, dass diese Regelungen automatisch aktiv seien und nicht dazu gebucht werden müssten, insofern die Reise im Aktionszeitraum liegt und vor Ablauf der Aktion gebucht würde (bei LMX ist es der 31.1. und bei Alltours der 15.3.).

Schauinsland bietet bei Reisen, die bis Ende Februar gebucht werden, eine kostenfreie Umbuchung bis 15 Tage vor Abreise. Hiervon ausgenommen sind ebenfalls dynamische Reisen, die der Kunde auf der Seite von Schauinsland aber sofort als solche identifizieren kann.

FTI: Unkomplizierte Buchung

Auch bei FTI können Kunden derzeit bis spätestens zwei Wochen vor Reiseantritt kostenfrei stornieren. Außerdem sichert der Reiseveranstalter dem Kunden zu, die Kosten innerhalb von 14 Tagen zu erstatten.

Auf der Seite von FTI geht eine solche Buchung simpel vonstatten. Von der Angebotsübersicht bis zum letzten Buchungsschritt, wo sie dann unter den Leistungen gelistet wird, ist zu erkennen, ob das jeweilige Angebot die kostenlose Stornierung beinhaltet. Auf den Seiten von Buchungsportalen fehlt allerdings häufig noch der Hinweis, dass die FTI-Reise auch kostenfrei zu stornieren wäre. Hier also besser direkt über FTI suchen.

Holidaycheck-Flex

Bisher sind zwar noch nicht sehr viele Reisen zum Flex-Tarif von Holidaycheck buchbar, dennoch ist es lohnenswert, sich einen Überblick über die Angebote zu verschaffen. Bei diesem Tarif kann der Kunde bis sechs Tage vor Abreise kostenlos stornieren. Entscheidet er sich die Reise anzutreten, wird auch erst dann die Zahlung fällig.

Womöglich muss man aber mit etwas Geduld nach Reisen suchen, für die der Tarif gilt. Denn der einstellbare Flex-Filter des Portals ließ sich bei unseren Tests nicht für jede Such-Auswahl aktivieren. Bestenfalls rufen Kunden die Produktseite des Tarifs auf und bekommen dort diejenigen Reisen angezeigt, die mit „Holidaycheck-Flex“ kombinierbar sind.

Checkliste vor Buchung

Für diejenigen, die sich trauen eine Buchung auf eigene Faust vorzunehmen, die eine gesonderte Stornierungsregel beinhaltet, haben wir noch eine Checkliste zusammengestellt. Diese sollte die Buchung möglichst absichern:

  • Nicht nach dynamischen „X“-Angeboten suchen, sondern nach „normalen“ Pauschalreisen
  • Nicht nur auf Vergleichs-Portalen, sondern auch auf der Website des Reiseveranstalters selbst suchen – dort sind manchmal mehr Informationen verfügbar
  • Wenn möglich, Suchfilter auf „kostenfrei stornierbar“ oder „Flex“ einstellen
  • Kontrollieren, ob die Storno-Garantie vor dem Buchen auch konkret angezeigt wird
  • Prüfen, ob bis kurz vor Abreise kostenfrei storniert werden kann
  • Nachsehen, ob bzw. welche Mehrkosten mit der Flex-Option verbunden sind
  • Screenshot der Buchungsbedingungen erstellen
  • Bei Problemen oder Unklarheit über die konkreten Stornobedingungen besser abbrechen und Reisebüro um Buchung bitten. Dort sind diese Angebote oft leichter zu finden, und man bekommt eine Beratung.

Oft ist es nicht so einfach, wie anfänglich dargestellt

Zahlreiche Reiseveranstalter bieten derzeit Buchungen mit besonderen Stornierungs- und Umbuchungskonditionen an. Darunter etwa auch Anex oder ETI. Hierbei entwirft Veranstalter eigene Regeln, die potenzielle Kunden zu Frühbuchern machen sollen. Umso wichtiger ist es, genau darauf zu achten, unter welchen Bedingungen kostenfrei oder günstig storniert werden kann. „Solange Zweifel bestehen, wäre mein dringender Rat, nicht auf Verdacht zu buchen, sondern sich die Gültigkeit der neuen Regeln für kostenfreie Stornierung für die eigene Reise schriftlich bestätigen zu lassen“, rät Benkö abschließend.

Es ist ein kniffliges Unterfangen, das mitunter für Verwirrung sorgen kann. Deshalb noch einmal unser wichtigster Tipp: Versuchen Sie sich, von einem Reisebüro beraten zu lassen. Das geht auch in Zeiten eines Lockdowns über Mail oder Videokonferenzen. So vermeiden Sie, in eine „Buchungsfalle“ zu tappen, wenn sie den Eindruck haben, kostenfrei stornieren zu können – das Online-System dann aber doch plötzlich Anderes für Sie bereithält.

*Unser Test erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


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