RTL-Jugendreporter: Wie verhalte ich mich richtig bei Mobbing?

Meisten Mobbingvorfälle an Schulen

von Marc Luca Sleegers

Fast jeder sechste Jugendliche in Deutschland wird gemobbt. Das belegen Studien. Mehr als 80 Prozent aller Vorfälle ereignen sich dabei an Schulen. Regelmäßige Hänseleien, fiese Gerüchte, Ausgrenzung und körperliche Gewalt macht die Schule für viele Schüler:innen tagtäglich zu einem Ort der Angst und der Qual.

Ich glaube, dass ich als junger Reporter einen besonderen Zugang zu dieser Thematik und den Betroffenen habe. Deshalb kümmere ich mich in einer neuen Folge vom „RTL Jugendreporter“ genau darum.

Massive Bedrohungen über das Internet

Ich spreche mit einem 15-jährigen Mädchen, das seit Monaten massiv über das Internet bedroht wird und mit einem 15-jährigen Jungen, der seit dem Kindergarten gemobbt wurde und irgendwann selbst zum Täter wurde.

Die Gespräche mit den Beiden haben mich berührt und gleichzeitig nachdenklich gemacht. Gerade während der Corona-Pandemie hat das Mobbing über die Sozialen Netzwerke nämlich noch einmal deutlich zugenommen. Das habe ich bei meinen Recherchen immer wieder gehört. Außerdem seien viele zum Täter geworden, die vorher gar keine waren.

Zusammen mit meinem Vater, RTL-Reporter Thorsten Sleegers, habe ich mich über unsere eigenen Erfahrungen mit Mobbing ausgetauscht. Wie war das früher bei ihm, und wie läuft Mobbing heute in meiner jungen Generation ab?

Cyber-Mobbing: Hänseleien gehen nach der Schule online weiter

Mein Vater ist z.B. früher auf dem Schulhof oft gehänselt worden, weil er als Kind dicker war als die anderen. Er hat dann aber etwas gemacht, was alles verändert hat. Damals gab es allerdings noch kein Social Media. Das Mobbing hörte also nach der Schule auf.

Heutzutage geht es oft über die Sozialen Medien weiter und nimmt riesige Dimensionen an. An meiner Schule haben wir deshalb sogenannte „Medien Scouts“, die in solchen Situationen neben unseren Eltern erste Ansprechpartner sind.

Bei unseren „Jugendreporter“-Dreharbeiten habe ich zunächst die 15-jährige Julia getroffen. Sie wird seit mehr als zwei Monate online auf das Übelste beschimpft und bedroht. Der Grund: Ihr neuer Freund (ebenfalls 15), war vorher mit ihrer ehemals besten Freundin zusammen. Inzwischen sind sogar völlig Unbeteiligte auf den „Mobbing-Zug“ aufgesprungen und machen Julia über Tellonym und Instagram fertig. Gerade bei der Chatplattform Tellonym kann man nicht nachvollziehen, wer einem da schreibt (obwohl die Betreiber ganz klar darum bitten, respektvoll miteinander umzugehen), und bei Instagram ist es sogar soweit gekommen, dass der Streit öffentlich und für jeden sichtbar in Stories und Reels ausgetragen wird.

Wie sie damit umgeht, und warum ihr neuer Freund inzwischen auch Morddrohungen bekommt, erzählen sie im Video.

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Anti-Mobbing Coach kann helfen

Im zweiten Fall geht es um den 15-jährigen Ben. Der hat seit dem Kindergarten immer wieder mit Mobbing-Attacken zu kämpfen gehabt. Die anderen haben sich über sich über ihn lustig gemacht, weil er z.B. keinen Wert auf coole oder angesagte Klamotten gelegt hat. Für Ben war es viel Wichtiger, etwas mit seinen Freunden zu unternehmen und Spaß zu haben. Die Tatsache, dass er ohne Vater aufgewachsen ist, hat ihn für die Täter noch angreifbarer gemacht. Und das hat viele seelische Wunden hinterlassen.

Auch als Ben in die Schule kam, hörte das alles nicht auf. Erst bei einem Schulwechsel beschloss er dann – das war in der 6. und 7. Klasse – den Spieß umzudrehen. Ben wurde von jetzt auf gleich zum Täter. Die, die ihn jahrelang gequält haben, wurden nun von ihm geärgert. Das ging vom Beinchen stellen, „Eisbein geben“ bis hin zum Handy wegnehmen. „Das war Mist“, sagt Ben heute, der sich damit überhaupt nicht wohl gefühlt hat. „So bin ich eigentlich gar nicht, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, immer nur einzustecken.“

Dass Ben heute so reflektiert über diese Zeit reden kann, verdankt er einem Experten-Team rund um Anti-Mobbing Coach Michael Stahl aus Bopfingen in Baden-Württemberg. Der ehemalige Promi-Personenschützer, der als Kind und Jugendlicher vom eigenen Vater geschlagen und misshandelt wurde, setzt sich seit 30 Jahren für Kinder und Jugendliche ein, die Opfer von Mobbing und Gewalt sind, gleichzeitig geht er aber auf die Täter zu. Und was das bewirkt, ist echt erstaunlich.

Wenn Michael an den Schulen seine eigene Geschichte erzählt, werden die vermeintlich coolen Kids auf einmal ganz leise, und nicht selten fließen Tränen.

Zusammen mit Ben habe ich einen Nachmittag in der Sportschule von Michael Stahl verbracht und bei einem ganz speziellen Selbstverteidigungstraining mitgemacht. Da habe ich eine Menge gelernt, auch wenn ich hoffe, dass ich solche Techniken niemals anwenden muss. Dennoch: Opfer von Mobbing müssen sich im Ernstfall wehren können, und da gibt es definitiv mehr Selbstbewusstsein, wenn man weiß, wie man das machen kann.

Wenn Sie Opfer von Mobbing sind und sich nicht trauen, mit Eltern oder Lehrern zu sprechen, können Sie sich auch beispielsweise an Online Plattformen wie Juuuport wenden. Jugendliche Scouts können dort unkompliziert über das Telefon oder den Chat kontaktiert werden. Auf Wunsch auch anonym.



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