Querdenker schießen gegen Kinderbuch – RTL-Reporterin findet: "Conni sagt die Wahrheit"

RTL-Reporterin Anne Wöhrle hat eine klare Meinung

Der Hamburger Carlsen Verlag hat in seiner beliebten Conni-Reihe ein Buch zum Thema Corona herausgebracht. Viele Familien empfinden „Conni macht Mut“ als gute Lektüre, um vor allem mit jüngeren Kindern ins Gespräch zu kommen. Doch es gibt auch Kritik. RTL-Reporterin Anne Wöhrle hat sich nicht nur durch diese Kritiken gefräst, sie hat auch das Buch gelesen und es ihren Kindern (2 ¾ und 7) vorgelesen und sich ihre eigene Meinung gebildet.

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von Anne Wöhrle

Bei uns Erwachsenen gehört es ja ein bisschen zum guten Ton, sich über Conni lustig zu machen. Eine vielleicht normale Reaktion nach dem wiederholten Genuss von „Conni geht aufs Töpfchen“, „Conni feiert Geburtstag“, „Conni auf dem Ponyhof“, Conni dies, Conni das… Vielleicht ist es auch der reine Neid. Conni hat schließlich schon so ziemlich ALLES ausprobiert und meistert jedes Abenteuer.

Jetzt ist Corona leider kein Abenteuer. Oder das größte überhaupt. Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Eltern, die das Buch online rezensiert haben, vermissen die typische schöne Conni-Geschichte. Es fehlten die Spiel- und Rätselideen. Eine Kritik, die ich gut verstehen kann. Weil sie einfach eine normale Reaktion auf unser Leben gerade ist: Nicht mal bei Conni ist die Welt noch in Ordnung. Kleine Fluchten aus der Realität, wie wir sie in Bilderbüchern noch haben – vorbei! Jetzt hat sogar schon Conni Corona. Aber was soll Conni auch rätseln? Wie lange die Intensivbetten im Teddy-Krankenhaus noch reichen? Ich weiß, das ist zynisch. Aber vielleicht auch der Grund, warum klassische Spiele und Rätsel fehlen.

Langweiliger Alltag statt Sachbuch über das Virus

Und: Der Vorwurf stimmt auch nicht ganz. Wir erfahren im Buch sehr viel aus Connis Corona-Alltag. Was sie alles macht zu Hause (Da sind Spielideen!) Wie es aber auch Streit gibt mit dem kleinen Bruder Jakob und wie Conni ihre Mutter Annette nicht stören soll, die im Homeoffice arbeitet. Wie sie einkaufen geht, im Bus fährt.

Hier ist die Kritik von Eltern, das sei langweilig, Alltag, nichts Besonderes. Es würde nicht mal erklärt, wie das Virus den Körper krank macht. Aber brauchen jüngere Kinder das? Unseren Alltag bildet das Buch ziemlich genau ab. Und ich empfinde ihn nicht als besonders langweilig. Viel wichtiger: Es ist genau das, was meine Kinder beschäftigt. Die wollen doch nichts über Spike-Proteine erfahren. Meine Kinder verarbeiten, wie sich ihr Leben verändert hat. Und Conni hilft ihnen dabei.

Ja, an Corona kann man sterben

Und dann ist da die Kritik, Conni solle bitte nicht sagen, dass man an Corona sterben kann. Die gute Nachricht: Wer das Buch tatsächlich liest, erfährt, dass das Thema Sterben und Corona eingeordnet sind. Es wird erklärt, wie es für Kinder ist, aber auch für Ältere und Kranke. Mein Sohn hat das sofort verstanden.

Und ja: an dieser Stelle müsste das Buch vielleicht heißen: „Conni sagt die Wahrheit.“ Und ich finde das richtig. Denn Kinder haben feine Antennen und bekommen viel mit. Vor allem Dinge, die wir ihnen lieber verschwiegen hätten. Mit der Wahrheit und einer Einordnung dazu nimmt man sie ernst. Seit einem Jahr verzichten sie auf vieles. Und dann soll man ihnen sagen, dass Corona nicht so schlimm ist? Das wäre gelogen. Eltern müssen sich die Mühe machen ihren Kindern zu sagen, wie es ist. Conni zeigt einen Weg auf, wie das gehen kann.

Conni lügt? Nein!

Was mich zu der im Netz verbreiteten Kritik bringt, dass das gar nicht die Wahrheit sei, die Conni da beschreibt. Manipulation, Lügen, Vermarktung, Fake News – zusammengefasst: die Querdenker-Kritik. Ich mache es kurz: Eine Online-Rezension dieser Art gleicht der anderen. Es ist eine Aneinanderreihung des gängigen Querdenker-Breis, der unter allem steht, wo sich ein Kommentarfeld auftut. Niemand der Kritiker scheint das Buch gelesen, geschweige denn vorgelesen zu haben. Also nichts, was Eltern sich zwingend durchlesen müssen, die überlegen, ob sie ihren Kindern das Conni-Corona-Buch kaufen wollen. Denn – Achtung Spoiler – dabei helfen einem diese Kritiken nicht.

Persönliche Leseempfehlung

Hat mir Connis Corona-Buch jetzt Mut gemacht? Ehrlich gesagt ist das egal. Mir muss das nicht gefallen. Es muss Kindern gefallen. Meinen Kindern hat es gefallen. Sie müssen sich aufgehoben fühlen, ihre Fragen müssen beantwortet werden, ihre Stimmung eingefangen. Meine Tochter ist noch zu klein. Sie lacht über den Teddy und sagt: „Der hat eine Maske auf.“ Welche 2 ½ -Jährige hätte das noch vor einem Jahr so erkannt? Mein Sohn sagt: „Conni ist schon ok.“ Mehr Lob von einem coolen Siebenjährigen für ein „Kinderbuch“ gibt es wohl nicht. Für alle Eltern gibt es ein langes Vorwort, das bei der Einordnung hilft. Und die Freiheit den eigenen Kindern aus dem Buch das vorzulesen, was in genau dem Moment passt. Und sich das Andere für später aufzuheben.


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