Nach Flutkatastrophe: Junge soll 43km zur Schule fahren

Alina Masannecks Sohn muss einen Schulweg von 43km bestreiten

Eine völlig verzweifelte Mutter, die uns per Zuschauerpost ([email protected]) kontaktiert hat, weiß einfach nicht mehr weiter: Als wäre die Flutkatastrophe in ihrer Region nicht schon schlimm genug gewesen, muss ihr Sohn jetzt einen Schulweg von über 40 (!) Kilometer auf sich nehmen. Aber wie soll das funktionieren?

Folgen der Flutkatastrophe: Die eigentliche Schule ist zerstört

Eigentlich geht der Sohn von Alina Masanneck auf die BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zur Erinnerung: Dieser Teil in Rheinland-Pfalz gehört zu den mit am härtesten getroffenen Regionen der verheerenden Flutkatastrophe von Mitte Juli. Die besagte Berufsschule? Von der Flut zerstört. Die Folge: Die Kinder wurden – laut Masanneck – auf andere Schulen im Umkreis aufgeteilt. der 17-Jährige muss jetzt nach Mayen fahren – einen Ort, der knapp 34 Kilometer südlich von Bad Neuenahr liegt. Durch den langen Fahrtweg kam ihr Sohn Anfang der Woche erst um 18:30 Uhr aus der Schule. Doch es kommt noch schlimmer: Die Klassenlehrerin erklärte den Schülern, dass der Unterricht ab kommender Woche schon um 8:20 Uhr beginnt.

Der Junge ist mehrere Stunden am Tag unterwegs – nur um zur Schule zu kommen

Jetzt stellen sich Mutter und Sohn die Frage: Wie soll das funktionieren? Der erste Bus nach Neuenahr-Ahrweiler fährt aus ihrem sehr ländlich gelegenen Dorf ab 7 Uhr morgens. Um dann von dort aus nach Mayen zu kommen, muss der Sohn drei Mal umsteigen, sodass er am Ende auf eine Einzelstrecke von rund 43 Kilometer kommt. Dass er es aufgrund der eher schlechten Busverbindungen vermutlich nicht schaffen wird, pünktlich um 8:20 Uhr auf seinem Platz in der Klasse zu sitzen, liegt auf der Hand. Und dann wäre da ja auch noch der Rückweg, wo der gleiche Ablauf auf den Teenager wartet.

Alina Masanneck gibt an, dass die Schulen eher abweisend reagieren würden, die Eltern sollen sich bitte an die Kreisverwaltung wenden. Dortige E-Mails werden nur zum Teil beantwortet, die Eltern sollen sich gedulden, bis eine Lösungen gefunden ist. Im Gespräch mit RTL heißt es von der Kreisverwaltung, dass „ihnen die Hände gebunden“ seien, und dass es „mehr als schwer ist, das Ganze von jetzt auf gleich zu koordinieren“. Durch die Flut seien viele Teile rund um Bad Neuenahr-Ahrweiler einfach zerstört worden, sodass ihnen „nichts anderes übrig bleibt“, als die Kinder zunächst einmal aufzuteilen, damit sie wieder zur Schule gehen können. Zumal das Schuljahr in Rheinland-Pfalz gerade erst wieder begonnen habe und viele Schüler und Schülerinnen umverteilt werden mussten – ein echter Kraftakt also.

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Shuttlebusse und Home-Schooling: Könnte man die Sache so nicht vereinfachen?

Alina Masanneck ist alleinerziehend und berufstätig. RTL hat sie verraten, dass sie „froh sei, dass ihr überhaupt jemand zuhört“. Wie sie die Situation, vor allem in Bezug auf den bevorstehenden Winter, weiterhin meistern soll, weiß sie nicht. Fahrgemeinschaften zu bilden, damit der Transport nach Mayen vereinfacht wird, sei quasi unmöglich: „Aktuell gehen drei Kinder aus der Grafschaft, einer Gemeinde bestehend aus 16 Ortschaften, auf die Schule nach Mayen. Eben weil die Gemeinde aus so vielen kleinen Orten besteht, wäre es unmöglich, morgens vor der Schule alles abzuklappern und die Kinder einzusammeln – vor allem weil wir Eltern alle unterschiedlich arbeiten müssen. Das zu organisieren, wäre einfach zu schwierig“, sagt Masanneck.

Home-Schooling soll wohl nicht in Frage kommen, wie die alleinerziehende Mutter weiter ausführt. Laut Aussage des Bildungsministeriums hätten die Kinder wegen Corona ohnehin schon so viel verpasst und sollten daher in den Präsenzunterricht zurückkehren. Wegen eines positiven Corona-Verdachts in der Schule müssen Masannecks Sohn und seine Mitschüler zumindest vorerst doch aufs Home-Schooling ausweichen. Für Alina Masanneck bedeutet das Aufatmen. Doch der Wahnsinn geht danach von vorne los. Was sie sich wünscht? „Shuttlebusse. Wenn man einen Shuttlebus von Neuenahr nach Sinzig organisieren kann, wäre das die halbe Miete.“ Von Sinzig aus kämen die Kinder nämlich einigermaßen gut nach Mayen.

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Die perfekte Lösung für alle Beteiligten gibt es (noch) nicht

Auf Nachfrage von RTL hat uns die Kreisverwaltung in Bad Neuenahr-Ahrweiler zugesichert, dass man aktuell an Lösungen arbeitet. Das Problem mit den Shuttlebussen? Busunternehmen und die Busse selbst seien teilweise ebenfalls von der Ausmaßen der Flutkatastrophe betroffen. Aktuell fahren nur die regulären Buslinien. Ob es in Zukunft Shuttlebusse geben könnte, ist noch unklar. (vdü)



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