"Murot und das Gesetz des Karma" langweilt mit spirituellen Spielereien

In „Murot und das Gesetz des Karma“ fragt sich der Kommissar, was eine junge Trickbetrügerin mit einem alten Urlaubserlebnis zu tun hat. Das Publikum fragt sich: Womit haben wir das verdient.

Eine KritikvonIris Alanyali

Diese Kritik stellt die Sicht von Iris Alanyali dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) ist unartig. In einem schicken Hotel hält er auf einer Versicherungsvertreterkonferenz einen Vortrag über Cybersecurity. Aber als LKA-Mann muss er sich den lukrativen Nebenjob genehmigen lassen. Wie wir später erfahren werden, hat er das nicht getan.

Da ist Murot für sein Versäumnis bereits bestraft worden, ironischerweise ganz altmodisch von einer Trickbetrügerin: Die junge Frau (Anna Unterberger), mit der er beim spontanen Abendessen im Hotelrestaurant so nett geflirtet hat, tröpfelt ihm etwas in den Bordeaux. Am nächsten Morgen erwacht der Kommissar in seinem Hotelzimmer – ohne Brieftasche, aber mit dumpfen Kopfschmerzen .

Im Konferenzhotel liegt inzwischen noch ein anderer Gast reglos in seinem Bett. Der allerdings wurde ermordet, und trotzdem schlurft Murot nur apathisch durch die Ermittlungen und durch einen Großteil dieses „Tatorts“.

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Für das Fernsehpublikum ist das ein bisschen einschläfernd, für die Kollegin ein Grund, Murot ihrem Hausarzt vorzustellen. Schließlich hatte der Kommissar mal einen Gehirntumor. Weil der Arzt aus Indien stammt und ganzheitlich arbeitet, will er nach der Untersuchung wissen, ob Felix Murot an Zufall glaube oder daran, dass alles im Leben gelenkt werde.

Er erklärt dann das religiöse Prinzip des Karmas, wonach jede Tat eines Individuums eine Folge hat, in diesem oder einem folgenden Leben. „Schlechtes Karma“, so der Doktor, „entsteht durch den negativen Eingriff in das Leben eines Anderen.“ Mit anderen Worten: Murot ist an Gehirntumor und K.o.-Tropfen irgendwie selber Schuld.

Buddha muss ein Drehbuchautor gewesen sein. Aber um ihn geht es nicht, sondern um Karma, das den Drehbuchautoren Lars Hubrich und Matthias X. Oberg (von dem auch die Regie stammt) als praktisches Mittel dient, Fäden zwischen den Figuren und ihren Handlungen zu spinnen. Buddha muss ein Drehbuchautor gewesen sein: Schließlich kann man als solcher die Trickbetrügerin mühelos mit einem Urlaubserlebnis aus Murots Jugend verknüpfen, und beides mit einem Investmentbetrug, weil die junge Frau zudem dem Hoteltoten einen Laptop gestohlen hat.

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Weshalb ihr jetzt ein soziopathisch angehauchter Unternehmer (Philipp Hochmair) seinen überforderten Killer Xavier (Thomas Schmauser) auf die Fersen hetzt. Aus ihm macht Darsteller Thomas Schmauser immerhin die interessanteste Figur der Geschichte, weil es ihm gelingt, für Xavier Mitleid und Abscheu zugleich zu erregen.

Außerdem werden noch ein paar weitere überflüssig skurrile Gestalten in den Plotpot geworfen (Bauchredner! Bodybuilder! Hühner!), und fertig ist die durch den pseudo-spirituellen Überbau dürftig zusammengehaltene, wenig spannende Krimi-Reise in Murots Vergangenheit.

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Die Wiesbadener „Tatorte“ sind als experimentierfreudig bekannt, und ab und zu dürfen Experimente ruhig scheitern. Da darf sich das Publikum dieses Mal aber schon fragen: Was haben wir getan, um „Murot und das Gesetz des Karma“ zu verdienen?

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