Meinungsfreiheit: Schriftstellerin Thea Dorn beklagt "Cancel Culture"

  • Die ZDF-Talkrunde „Markus Lanz“ handelte am Mittwochabend (30. Juni) von Meinungsfreiheit.
  • Großes Thema war auch die sogenannte „Cancel Culture“, zu der Schriftstellerin Thea Dorn Kritik äußerte.

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Die ZDF-Talkrunde „Markus Lanz“ ging am Mittwochabend der Frage nach, ob die Meinungsfreiheit in Deutschland bedroht sein könnte. Anlass dazu war eine aktuelle Allensbacher Studie, die feststellt, dass 45 Prozent der Menschen in Deutschland denken, man könne seine Meinung nicht mehr frei äußern und 44 Prozent sagen, es sei besser, Vorsicht bei seinen Äußerungen walten zu lassen.

Schriftstellerin Thea Dorn erklärte, die Gesellschaft sei „natürlich behutsamer geworden“. „Als Schriftstellerin glaube ich natürlich daran, dass man mit Worten verletzen kann und dass man deshalb Worte bedenken muss“, erklärte sie.

Allerdings stoße dieses Prinzip für sie an Grenzen: „Schwierig wird es dann, wenn zum Beispiel einzelne Worte nicht mal mehr zitiert werden dürfen, weil sie durch den reinen Klang so verletzend oder traumatisierend von Menschen wahrgenommen werden, dass man sagt, ein solches Wort muss insgesamt völlig aus einem Sprachschatz verbannt werden. Da setzt dann eher ein Unbehagen bei mir ein.“

„Cancel Culture“: Literatur soll nicht verändert werden

Thea Dorn forderte im Hinblick auf die sogenannte „Cancel Culture“, dass Literatur nicht verändert werden solle. Bei „Pippi Langstrumpf“ etwa wird der Vater des Kindes mit dem N-Wort bezeichnet, in neueren Ausgaben ist er ein „Südseekönig“. Das müsse man den Kindern laut Dorn erklären.

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Ein weiteres Beispiel der aktuellen „Cancel Culture“ sei der ehemalige DFB-Keeper Jens Lehmann, der seinen Aufsichtsratposten bei Hertha BSC verlor, weil er Ex-Fußballprofi Dennis Aogo in einer WhatsApp-Nachricht als „Quotenschwarzen“ bezeichnet hatte.

Widerspruch müsse es in einer offenen Gesellschaft geben, sagte Dorn zu dem Thema. Daraus dürfe aber nicht resultieren, Menschen in Bausch und Bogen zu verurteilen. Manchmal habe sie den Eindruck, dass jemand wegen einer unbedachten Aussage schon fast als „vergiftet“ gelten würde.

„Markus Lanz“: Miteinander reden ist wichtig

Bei „Markus Lanz“ ging am Mittwoch das ein oder andere Argument im Stimmgewirr in der Diskussion um Meinungsfreiheit unter. Neben Dorn waren auch Journalist Giovanni di Lorenzo, Politikwissenschaftlerin Emilia Roig und Blogger Sascha Lobo anwesend.

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Die Gäste führten eine emotionale Debatte, in die gegen Ende der Sendung auch Talkmaster Lanz selbst immer engagierter einstieg. Einen gemeinsamen Nenner fand die Runde selten, was auch das Schlusswort der Autorin Thea Dorn zum Ausdruck brachte: „Man muss demonstrieren, und das tun wir ja in einer gewissen Weise heute Abend, dass man durchaus hitzig und durchaus kontrovers miteinander reden kann – aber miteinander redet.“ © 1&1 Mail & Media/spot on news

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