Lilli Hollunder: "Sex ging ewig nicht"

Lilli Hollunder, 35, erlangte erstmals 2005 durch ihre Rolle in "Verbotene Liebe" Bekanntheit. 2010 spielte sie eine Hauptrolle in "Anna und die Liebe". Seit 2016 ist sie mit dem ehemaligen Fußball-Torwart René Adler verheiratet – im Mai 2020 wurde ihr gemeinsamer Sohn Casper geboren. 

Es sind die wichtigen Themen, über die niemand sprechen will. Lilli Hollunder möchte das ändern: In ihrem Buch "Schwanger! Im Zentrum meines Universums wird´s eng" schreibt sie ganz offen über die Herausforderungen als angehende Mutter. Denn die Probleme der scheinbar fabelhaften Schwangerschaft werden oftmals in den Mantel des Schweigens gehüllt. "Sex ging ewig nicht", erzählt sie im Interview mit GALA.

Lilli Hollunder: „Ich war ein Wrack über Monate“

GALA: Wie war die Zeit nach der Geburt Ihres Sohnes für Sie?
Lilli Hollunder: Ich habe mir selber viel Druck gemacht. Ich dachte, dass ich sechs Wochen nach der Geburt wieder Gewichte stemmen und mich top fit fühlen werde. Aber ich war ein Wrack über Monate. Bei der Geburt erlitt ich einen Dammriss dritten Grades – über Monate hatte ich Schmerzen. Es war total schwer, weil ich mich manchmal nicht wiedererkannt habe. Ich hatte Haarausfall, war ständig müde und fühlte mich einfach unwohl in meiner eigenen Haut. Den Weg zurück ins Leben zu finden war für mich eine echte Herausforderung. Und ich bewundere die Frauen, die ins Krankenhaus gehen, ein Kind kriegen und danach einfach wieder nach Hause gehen. Jetzt ist alles wieder super gut, aber es hat auch wirklich gedauert und ganz viel Arbeit gekostet.

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„Sex ging ewig nicht“

Ist es Ihnen schwer gefallen, nach der Geburt nicht nur Mutter, sondern auch Frau zu sein?
Beruflich war es nicht schwer, weil ich bei meinem Buch eine Deadline hatte und Gas geben musste. Auf der anderen Ebene war es total schwer. Ich kannte das von meinen Freundinnen, dass Sex noch lange weh getan hat, aber dass es gar nicht funktioniert, war mir fremd. Ich fühlte mich auch so allein, weil man sich mit niemandem darüber austauschen konnte. Das Thema ist total schambehaftet. Sex ging ewig nicht und da fängst du schon an nachzudenken. Man will ja auch die Frau sein, die das schönste Foto von sich und dem Baby macht und online stellt. 

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Was hätte dir den Umgang mit dem Thema erleichtert?
Wenn solche "Tabu-Themen" mehr thematisiert werden würden. Ich meine, wenn jemand seinen Arm im Gips hat, dann erzählt er dir ja auch, was passiert ist. Aber alles was unter der Gürtellinie passiert, wird eben totgeschwiegen. Klar ist es unangenehm, aber davon geht's eben auch nicht weg. Im Gegenteil: Meistens bauschen sich die Probleme dann noch mehr auf, wenn Scham dazukommt. Und es hilft enorm, wenn man sich da austauscht.

„Mein Herz ist kurz vorm Explodieren“

Gibt es etwas, das Sie in der Eltern-Rolle unterschätzt haben?
Nicht wirklich. Ich bin eher total positiv überrascht von mir, wie gut ich das mache – da muss man sich auch mal selber loben. Es ist Wahnsinn, wie viel Geduld man mit dem eigenen Kind hat. Ich mochte Kinder schon immer, aber war dann auch schnell mal genervt. Ich dachte mir früher schon mal: "Jetzt reicht's auch, geh mal wieder zu deinen Eltern und lass mich in Ruhe." Mit dem eigenen Kind ist alles anders.

Was hat Sie am meisten überrascht?
Das hört sich total an wie eine Floskel, aber es stimmt einfach: Die Liebe wächst wirklich jeden Tag. Am ersten Tag dachte ich schon, sie kann nicht mehr größer werden. Aber ich weiß gar nicht, wo die noch hinwachsen soll! Das erste Mal in meinem Leben verstehe ich das Sprichwort "Mir zerspringt das Herz vor Glück". Weil die Liebe zu meinem Sohn so krass ist, dass mein Herz kurz vorm Explodieren ist.

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Ist Ihre Familienplanung abgeschlossen?
Abgeschlossen ist die Familienplanung nicht, aber da bin ich sehr vorsichtig. Es hat ja auch nicht so einfach geklappt, mit Caspi schwanger zu werden. Aber wenn das Leben es möchte, dann kann ich mir schon vorstellen, dass wir auch nochmal möchten. Aktuell genieße ich die Kita-Krankheiten aber in vollen Zügen und das ist total schön. Casper ist zwar erst seit vier Wochen in der Kita, aber nach drei Tagen hat er schon Fieber mit nach Hause gebracht.

Wie sieht ihre Rollenaufteilung Zuhause aus?
Es ist schon ein bisschen mehr Mama als Papa. Einfach weil René beruflich mehr eingebunden ist, bei mir ist das ja immer projektbezogen. Aber es ist schon so, dass ich meine Termine eher einreiche.

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Fällt es Ihnen schwer, heute ohne Ihren Sohn unterwegs zu sein?
Nein, ich freue mich, mal eine Auszeit zu kriegen. Jetzt gerade ist es ein bisschen schwierig, weil er krank ist. Dann tut's im Herzen schon immer kurz weh, wenn man so ein Mäuschen krank zurücklässt. Aber sein Papa ist ja da und da ist er in guten Händen. Zur Not habe ich noch ein Telefon dabei. Aber ich muss mich daran gewöhnen, jetzt ein Kita-Kind zu haben – das ist mein neues Leben.

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