Der Kirchenraum wirkt heimelig und intim, wie ein erweitertes Wohnzimmer. Eine gute Akustik garantiert schon allein die Decke aus Holz. Hier in der Himmelfahrtskirche an der Kidlerstraße in Sendling hat das Münchner Kammerorchester (MKO) bereits einige Projekte realisiert. Auch für die „Prolog“-Serie zur aktuellen Saison wurde in das vor 100 Jahren errichtete Bauwerk geladen. Und jetzt entstand hier der erste Konzertfilm des Orchesters mit Jörg Widmann.
Seit den 1990er Jahren gastiert der Münchner Komponist und Klarinettist regelmäßig beim Münchener Kammerorchester. Es ist eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit, die der Konzertfilm und die Proben-Doku einfangen. Ein gemeinsames Eruieren von Musik ist da zu erleben, ganz direkt und ungekünstelt. In distanzreicher Corona-Zeit ist allein das eine echte Wohltat. Noch dazu könnte die Musik nicht besser gewählt sein: Felix Mendelssohn Bartholdy und Widmann.
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Aus der frühen Klarinettensonate Es-Dur von Mendelssohn Bartholdy hat Widmann 2016 das Andante herausgefiltert, um es neu zu bearbeiten. Die Kontrabässe und Solo-Violine spielen eine besondere Rolle, gekoppelt mit Celesta und Harfe. In kristallhellen Flageoletten der Solo-Violine von Daniel Giglberger mischt sich die glockenspielartige Celesta. Eine fragile Jenseitigkeit ist das Ergebnis. Das „Choralquartett“ von 2019 scheint hingegen den aktuellen Zustand zwischen Stille, Stillstand und Gebrochenheit vorwegzunehmen.