Kobra-Effekt: Warum einfache Anreize für weniger Erfolg sorgen können

  • Wir glauben häufig, dass die Lösung für ein Problem so einfach ist. Es braucht nur die richtige Motivation, dann wird das Ganze schon laufen. Doch so leicht ist es oft nicht. Denn schon im Kleinen kennen wir das vielleicht: Wir setzen uns ein bestimmtes Ziel, etwa früher ins Bett zu gehen oder uns mehr zu bewegen. Um uns zu motivieren, setzen wir äußere Anreize, etwa uns ein besonderes Kleidungsstück oder Accessoire zu gönnen, wenn wir es geschafft haben. Kurzfristig mag das helfen, aber langfristig wird diese äußere Motivation nicht funktionieren – und vielleicht zu ganz anderen Problemen führen. Denn viel wichtiger und vor allem zielführender ist, dass wir intrinsisch motiviert sind, also etwas aus uns selbst heraus erreichen wollen.

    Diesen Effekt können wir nicht nur bei uns selbst beobachten, es gibt auch eindrucksvolle Beispiele aus der Geschichte. Sie zeigen, dass ein externer Anreiz definitiv nicht immer die einfache Lösung ist, die wir uns erhoffen – sondern manchmal sogar das Gegenteil bewirken kann.

    Der Kobra-Effekt: Das Schlangenproblem von Neu-Delhi

    Während Indien unter britischer Kolonialherrschaft stand, soll es in Neu-Delhi eine Kobra-Plage gegeben haben. Die Regierung wollte die giftigen Schlangen loswerden und probierte es mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie setzte ein Kopfgeld auf die Kobras aus. Jede Person, die eine getötete Schlange präsentierte, sollte mit einer Prämie belohnt werden.

    Im ersten Moment mag das nach einer naheliegenden und sinnvollen Lösung für das Problem klingen. Aber es entpuppte sich schnell als Milchmädchenrechnung. Denn die Menschen in Neu-Delhi witterten ein gutes Geschäft: Sie begannen, Kobras zu züchten, diese dann zu töten und dafür die Belohnung zu kassieren.

    Neben der ethischen Problematik, Lebewesen zu züchten, nur um sie dann für Geld umzubringen, verschlimmerte die Strategie der britischen Kolonialherren so die Kobra-Plage, anstatt sie zu verbessern. Die finanzielle Motivation für das Töten der Schlangen hatte also den gegenteiligen Effekt.

    Fehlgeleitete Anreize können das Problem verschlimmern

    Die Regierenden wollten nun mit dem für sie logischen Schritt die missliche Lage wieder in den Griff bekommen: Sie setzten die monetäre Belohnung aus und hofften, dass sich das Schlangenproblem so nach und nach von selbst lösen würde. Aber auch dieser Schnellschuss erwies sich als Fehler. Denn die Menschen hatten nun all die Kobras, die sie für das Kopfgeld gezüchtet hatten, und wussten nicht mehr, wohin mit ihnen. Deshalb entließen sie die Tiere in die Freiheit – und Neu-Delhi wurde von mehr Kobras heimgesucht als je zuvor.

    Es ist nicht historisch belegt, ob die Geschichte sich wirklich so zugetragen hat. Aber so oder so gab sie dem Kobra-Effekt seinen Namen. Denn der beschreibt eine Maßnahme oder eine Lösung, die nicht ganz zu Ende gedacht ist und so das ursprüngliche Problem nicht nur nicht löst, sondern es sogar verschlimmert.

    Was können wir nun aus der Ursprungsgeschichte des Kobra-Effekts lernen? Nur weil etwas in der Theorie eine einfache Lösung und wohlmeinend ist, muss es so nicht funktionieren. In vielen Fällen kann es besser sein, erst mal einen Schritt zurückzutreten, die eigenen Beweggründe zu hinterfragen und vor allem alle möglichen Konsequenzen in Ruhe zu durchdenken, bevor man in Aktionismus verfällt.

    Verwendete Quellen: TikTok.com/@feleciaforthewin, choicehacking.com, medium.com

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