„Es scheint unmöglich, bis es getan ist“, sagte einst Nelson Mandela

Die vielfach hochausgezeichnete Vorarlberger Umweltaktivistin, Doktor-Toni-Russ-Preis- und-Ring-Trägerin Hildegard Breiner legt im Folgenden ihre Gedanken zu der äußerstdringlichen Energiewende dar. Die sogenannte friedliche Nutzung der Atomkraftund die militärische sind Zwillinge.

„Durchden Kampf gegen Corona wissen wir, dass auch Klimaschutz sofort geht“, folgerteFrank Mastiaux, Chef des deutschen Energieriesen EnBW, zu den Lehren aus derjüngsten Zeit bereits am 19. April 2020. Also warum denn nicht auch„Energiewende jetzt“? Indem man sie nicht mehr als Revolution fürchtet undbehindert, sondern als Evolution fördert. Das ist zudem ein großes globalesKonjunkturprogramm. Norwegen und Island haben inzwischen vorgezeigt, dass esmöglich ist, den heimischen Strombedarf erneuerbar zu erzeugen. Schottland istknapp dran.  Österreich will bis 2030 soviel erneuerbaren Strom produzieren, dass übers Jahr gerechnet der Bedarfkomplett gedeckt werden kann. Man wäre damit Vorreiter in der EU.  Das ist auch dadurch eine großeHerausforderung, weil durch den Klimawandel, präziser die Klimaerhitzung, dieStromproduktion durch Wasserkraftwerke geringer als erwartet ausgefallen ist.Auch die „gerade noch so möglich“ Potenziale der Wasserkraft sind Großteilserschöpft. In jedem Fall gilt: Entscheidend sind die Speichermöglichkeiten.Auch „grüner“ oder „blauer“ Wasserstoff ist keine Patentlösung, sondernGreenwashing. Diese ineffiziente Technologie braucht riesige Strommengen undist ein weiterer Versuch, damit die fossilen Energieträger weiter zu betreiben– und nur ja keine Dezentralisierung zuzulassen.

Derneueste Bericht von IRENA, der Internationalen Agentur für ErneuerbareEnergien, zeigt aber auf, dass die weltweite Beschäftigung im BereichErneuerbare Energien allein im Vorjahr um 700.000 neue Arbeitsplätze anstieg.Trotz aller Mehrfachkrisen. Die Solarenergie ist dabei der schnellst wachsendeSektor.

Allerdingsbefinden sich „nahezu zwei Drittel dieser Arbeitsplätze in Südostasien, in derEU (bis jetzt) nur zehn Prozent, in den USA sieben Prozent. Auf Europaentfallen etwa 40 Prozent der weltweiten Produk­tion von Windenergieanlagen.“(Für die Zulieferung kann hier auch Vorarlberg ­einen Paradebetrieb vorweisen.)

Atomkraft istkeine Lösung

(Nichtnur) Europa erlebt derzeit eine Energiepreiserhöhung in historischem Ausmaß.Abgesehen von Putins Krieg ist schon länger die strukturelle Krise derfranzösischen Atomwirtschaft der entscheidende Preistreiber. Und das ist dersogenannte „Elefant im Raum“ (Dostojewskys „Dämonen“), der „elefant in theroom“, oder auch „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“: Ein offensichtlichesProblem, das aber aus diversen Gründen nicht einmal angesprochen, möglichstversteckt und daher auch nicht angepackt wird. Tatsache ist, dass in diesemx-ten Hitzesommer 30 der 56 französischen AKWs außer Betrieb waren, aberbereits im Winter ein Dutzend wegen technischer Störungen und Wartungen. Nebenden in jedem Sommer üblichen Überholungen an etwa einem Fünftel der Anlagenmussten heuer die weiteren wegen Rissen und massiver Korrosion, alsoSicherheitsproblemen, abgeschaltet werden. Dazu noch jene, die wegen der Überhitzungder ohnehin schon zu warmen Kühlgewässer stillgelegt werden mussten. Wobei dannentgegen gesetzlich festgeschriebener Grenzwerte sogar deren Erhöhung erlaubtwurde, gegen jede Rücksicht auf Flora und Fauna. Das widerlegt auch die immerwieder verbreitete Lüge, dass Deutschland zufolge des Atomausstiegs vonImporten aus Frankreich abhängig sei. Genau das Gegenteil ist der Fall. Dieerhebliche Preisdrosselung und Exportfähigkeit Deutschlands ist denerneuerbaren Energien zu verdanken. Gerade die dramatische Entwicklung imUkraine-Krieg mit der realistischen Drohung eines Atomangriffs macht dieEnergiewende dringlicher denn je. Es kann nicht oft genug betont werden: Diesogenannte friedliche Nutzung der Atomkraft und die militärische sindZwillinge.

DezentraleLösungen

DieUnabhängigkeit kann nur durch zahlreiche dezentrale kleine und größereProduzent(inn)en gesichert werden.  Anexakt untersuchten Standorten wird auch die Windkraft ihren wesentlichen Teilbeitragen. Unabdingbar für die Akzeptanz aller dieser teilweise neuenInfrastrukturen wird die sukzessive (und bei Neubauten zwingendvorzuschreibende) Erdver­kabelung des Leitungsnetzes sein. AuchKraftwärmekopplung, in großen und kleinen Anlagen, und das seit Jahrzehntenangestrebte „Spitzenbrechen“ des Verbrauchs tragen zur Versorgungssicherheitbei. Sowohl in Großbetrieben als auch im kommunalen und privaten Bereich. Eineschlaue Methode mit hoher Wirksamkeit, wenn sie ausgeklügelt und digitalunterstützt angewendet wird. Und: Sie hilft mit, den gefürchteten Blackout zuverhindern. Man muss wohl an allen Schrauben drehen, da mehr, dort weniger. 50Jahre nachdem der Club of Rome den Bericht zur Lage der Menschheit vorstellteund die erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen das UNEP-Umweltprogrammbeschloss, heißt es alternativlos, die Wende als Mission Possible umsetzen.Jetzt.

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