Die Prinzessin traut sich nicht

Carlo Gozzi gehört zu den etwas unglücklichen Stars der Theatergeschichte. Seine Dramen sind möglicherweise nur noch deshalb in Erinnerung, weil sie Stoffe für populäre Opern sind. Dabei war der Venezianer bei seinem zeitgenössischen Publikum sehr beliebt, denn er lieferte ihnen die gute alte Commedia dell’arte, während Konkurrent Carlo Goldoni an der überlieferten Volkstheater-Dramaturgie respektlos gerüttelt hat. Sogar Goethe wurde bei seiner Italien-Reise zum Gozzi-Fan und Schiller war von „Turandot“ so überzeugt, dass er eine deutsche Fassung schrieb.

Auch diese floss in die neue Spielvorlage ein, die Margrit Carls für ihr Theater Viel Lärm um Nichts schrieb und von Andreas Seyferth inszeniert wurde. Sie selbst spielt mit bedrohlich unnahbarer Würde und doch mit ebenso feinem wie schrägem Witz den Kaiser von China, der ein Problem mit der heiratsfähigen Tochter hat: Sie will nicht heiraten. Prinzen aus den Nachbarreichen dürfen sich zwar vorstellen, müssen aber drei Rätsel lösen. Wer beim Quiz scheitert, wird geköpft, und das hat bisher kein Bewerber überlebt. Doch dann kommt Kalaf, für den beim Betrachten eines Porträts klar wurde: „Tod oder Turandot“.

Er löst die Rätsel, aber seine Liebe zu ihr ist so groß, dass er auf die Heirat nicht besteht. Er stellt seinerseits zwei Rätsel und gibt 24 Stunden Zeit, die richtigen Antworten zu finden. Aus dem Traditionspersonal der barocken italienischen Komödie ist in dieser Version nur noch Truffaldino übrig, der hier in Gestalt von Arno Friedrich die Fäden zusammenhält und in einer fast kabarettistischen Conférence Handlungen zusammenfasst und kommentiert. Er selbst weiß zwar auch nicht, warum er als italienischer Spaßmacher in Pasing fränkisch spricht, aber wenn er im Söder-Sound über „die Durandodde“ lästert, ist das ein Extrajux.

Die anderen Figuren sind zwar eher tragisch umflort, aber der bindungsscheuen Turandot (Melda Hazirci), dem netten Kalaf (Mario Linder), dem traurigen Barach und der immer irgendwie beleidigten Adelma (beide Theresa Bendel) hätte man schon ein paar charakterliche Farben mehr gewünscht, um sich gegen Truffaldinos süffige Präsenz behaupten zu können. Aber Seyferth zeigt anregende Bilder, Gozzi bleibt unterhaltsam und nicht einmal auf Puccini muss ganz verzichtet werden: Zwischendurch erklingt der Tenor-Superhit „Nessun dorma“ vom Smartphone.


Theater Viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik, Samstag, 10. bis 12., 24. bis 26. Juni, 9., 10., 15. bis 17., 22., 23. Juli, 20 Uhr, Telefon 82 92 90 70

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