Die Lockdowns im Winter dämpfen Konjunkturerwartungen für 2021

Die österreichischeWirtschaft ist pandemiebedingt schwach ins Jahr 2021 gestartet. DerKonjunkturindikator sank im Jänner auf minus 1,6 Punkte und entspricht damit zuJahresbeginn exakt dem Durchschnittswert des schwachen vierten Quartals 2020.

„Das konjunkturelle Auf und Ab durch dasWechselspiel aus Lockerungen bzw. Verschärfungen von Maßnahmen ­gegen dieAusbreitung der Pandemie setzte sich zu Jahresbeginn fort. Nach einerzwischenzeitlichen Verbesserung ist der „UniCredit Bank Austria“-Konjunkturindikatorim Jänner auf minus 1,6 Punkte gesunken“, so Chefökonom Stefan Bruckbauer.

DieSchwerpunkte

  • Die Wachstumsprognose 2021 hat sich nach spürbarer Rezession über den Winter auf 2,6 Prozent verringert, dafür wird das Erholungstempo 2022 mit 5,7 Prozent voraussichtlich etwas höher ausfallen als bisher prognostiziert.
  • Die Erholung kommt mit Verspätung am Arbeitsmarkt an: Die Arbeitslosenquote für 2021 wird mit 9,5 Prozent erwartet. Ein stärkerer Rückgang auf 8,6 Prozent im Jahresdurchschnitt ist erst 2022 in Sicht.
  • Ein höherer Ölpreis und der Nachfragedruck in einigen Dienstleistungsbranchen lassen die Inflation im Verlauf dieses Jahres voraussichtlich zeitweise über zwei Prozent steigen, doch sollte die Teuerung im Jahresdurchschnitt mit zwei Prozent heuer und 1,9 Prozent im Jahr 2022 überschaubar bleiben.

Bauwirtschaftoptimistisch

„Während mit der Stimmungsverschlechterung derKonsumenten der Pessimismus im Dienstleistungssektor zu Jahresbeginn wiedergestiegen ist, bleibt die Bauwirtschaft optimistisch und angesichts einesleicht verbesserten Exportumfelds ist die Situation in der Industrie weitgehendstabil“, meint Bruckbauer.

Die vergleichsweise günstigsten Voraussetzungenzeigen sich zu Jahresbeginn in der Bauwirtschaft, trotz des etwas nachlassendenOptimismus. Angesichts gut gefüllter Auftragsbücher hat sich die Stimmung beiden Baunebengewerben sogar verbessert, die Zuversicht ist jedoch im Tiefbau amhöchsten. Die Verschärfung des Lockdowns hat die heimische Industrie im Jännerkaum belastet, da die globalen Rahmenbedingungen günstiger geworden sind. DasExport­umfeld hat sich gemessen an der mit den österreichischen Handelsanteilengewichteten internationalen Industriestimmung spürbar verbessert. Durch dieWachstumsimpulse vor allem aus dem asiatischen Raum sind die Voraussetzungen sogünstig wie zuletzt vor zwei Jahren. Während zum Beispiel die Stahlindustriewieder mehr Rückenwind spürt, sind weniger exportorientierte Bereiche derheimischen Industrie, wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, belastet.

Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt hat dieStimmung der Konsumenten zu Jahresbeginn erneut gedämpft. Zudem hat sich derPessimismus im Dienstleistungssektor aufgrund der behördlichen Einschränkungenfür verschiedene Sparten, wie vor allem für den Handel sowie für Beherbergungs-und Bewirtungsbetriebe, wieder erhöht.

Aufgrund der starkenAuswirkungen des Lockdowns auf die österreichische Wirtschaftsentwicklung überden Winter sind trotz einsetzender Erholung die Wachstumsaussichten für dasGesamtjahr 2021 begrenzt. „Nach der Rezession im Winter ist – begünstigt durchdie wärmere Jahreszeit und aufgrund der fortschreitenden Durchimpfung derBevölkerung im zweiten Quartal – eine Gegenbewegung der Konjunktur zu erwarten,die allerdings vorerst nur von Nachholeffekten angetrieben werden wird. Erst imVerlauf des Sommers sollte eine Entspannung der Pandemie weitreichendewirtschaftliche Lockerungen ermöglichen, die eine anhaltende Erholung in Gangsetzen. Wir gehen von einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent für 2021 aus,das sich 2022 auf 5,7 Prozent beschleunigen dürfte“, meint Ökonom WalterPudschedl. Erst Mitte 2022 sollte die österreichische Wirtschaft, derenLeistung aktuell rund 9,0 Prozent unter dem Vorkrisenniveau liegt, die Outputlückewieder geschlossen haben.

Inlandsnachfrage als Treiber

Der Aufschwung wird in den kommenden beidenJahren neben der Erholung des internationalen Handels vor allem vom Rebound derInlandsnachfrage angetrieben werden. Nach einem besonders starken Einbruch wirdinsbesondere der private Konsum für Schwung sorgen, gestützt auf die währendder Lockdowns angehäuften Sparvolumina sowie die schrittweise Entspannung derLage am Arbeitsmarkt.

Auch die Investitionsbereitschaft sollte angesichts aufgeschobener Investitionen und des anhaltend günstigen Finanzierungsumfelds wieder deutlich anspringen, wenn auch in vielen Betrieben ein Schuldenabbau als Reaktion auf die während der Pandemie gestiegenen Verbindlichkeiten Vorrang haben dürfte und auch steigende Insolvenzzahlen die Investitionsdynamik beschränken könnten. Sowohl der private Konsum als auch die Investitionstätigkeit werden dabei ganz wesentlich von einer expansiven Fiskalpolitik auf nationaler und europäischer Ebene und der lockeren Geldpolitik der EZB unterstützt.

Die Situation in der Industrie ist weitgehend stabil, da die globalen Rahmenbedingungen wieder günstiger geworden sind.  Stefan Bruckbauer, Chefökonom

Wir gehen von einem Wirtschaftswachstum in Österreich  von 2,6 Prozent für 2021 und von 5,7 Prozent für das Jahr 2022 aus.Walter Pudschedl, Ökonom

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel