"Die fremde Spionin" von Titus Müller: Packendes Spionagedrama um den Bau der Berliner Mauer

Die Mauer in Berlin: Symbolbelastetes Betonbollwerk

Die Berliner Mauer war ein Bauwerk, das seinen Zweck nachhaltig erfüllt hat. Sie hat sich tief und symbolbelastet in das Bewusstsein eines Volkes einbetoniert. Manchmal vergisst man, dass sie länger fort ist, als sie je gestanden hat. Und dass es eine Zeit vor der Mauer gab, in der Deutschland schon in zwei Staaten geteilt war, und die russische Sektorengrenze in Berlin eine offene Grenze war. Eine Stadt mit zwei verschiedenen Währungen in zwei nicht kompatiblen politischen und wirtschaftlichen Systemen.

Worum geht es?

In seinem Buch „Die fremde Spionin“ führt uns Titus Müller in diese spannende und spannungsgeladene Zeit zurück. Hinein in den Frühling des Jahres 1961, als die sogenannte zweite Berlin-Krise ihrem Höhepunkt entgegensteuerte, und die Stadt aufgrund ihres Status zur Hauptstadt der Spione geworden war. Hier trifft der Leser Ria Nachtmann und Soronkin

Ria ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt werden. Sie wird von ihrer kleinen Schwester getrennt und in einer Adoptivfamilie untergebracht. Seither führt Ria in Ostberlin ein scheinbar angepasstes Leben. Erst als der BND sie als Informantin rekrutiert, sieht sie ihre Chance gekommen. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will Ria sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie im Sommer 1961 von einem ungeheuerlichen Plan, der ihr Schicksal und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte. (Klappentext)

Zur gleichen Zeit kehrt KGB-Agent Soronkin von einem Mordauftrag in der BRD nach Ost-Berlin zurück. Seine deutsche Freundin ist schwanger. Er möchte sie heiraten und dem tödlichen Geschäft entfliehen, doch der KGB zwingt ihn, weiterzumachen. Rias und Soronkins Wege kreuzen sich im Jahre 1961 immer wieder, bis hin zu jener dramatischen Nacht im August, in der die Bautrupps der DDR ausrücken, um Ost-Berlin endgültig abzuriegeln.

Die Stadt der Spione

Das geteilte Berlin war aufgrund seiner besonderen Bedeutung im Kalten Krieg schon häufig Schauplatz großartiger Spionage-Dramen. John le Carrés legendärer Spion George Smiley erlebte dort seine größte berufliche Niederlage, als sein Agent Alec Leamas – schon auf der Mauer stehend – doch lieber auf der Ostseite in den Tod ging als auf die Westseite zurückzukehren. Und er erlebte seinen größten beruflichen Triumph – als er im Schatten der Mauer seinen überlaufenden KGB-Gegenspieler Karla in Westberlin an der Mauer abholt. Ein Triumph, der gleichzeitig seine größte Niederlage ist, weil er ihm nur gelang, indem er jene unmenschlichen Methoden des Spionagegeschäfts anwandte, die ihm eigentlich völlig zuwider waren.

Diese Beispiele seien erwähnt, weil es auch bei Müller nicht so sehr um die Spionage geht, als um die Menschen, die spionieren (müssen), was dieses Geschäft mit ihnen macht und in was für eine psychische Ausnahmesituation sie geraten. Egal, ob sie da zufällig hineingeraten – wie Ria – oder dafür ausgebildet wurden – wie Soronkin.

Müller gelingt hier ein menschlich wie historisch sehr differenziertes Bild der Zeit um den Mauerbau, weder geografisch noch moralisch gibt es klare Fronten, wie im Berlin ohne Mauer verläuft alles irgendwie ineinander. Jeder versucht, das Beste für sich herauszuholen. Zwar stehen sich zwei von Grund auf verschiedene politische Systeme gegenüber, das System der Spionage funktioniert auf beiden Seiten gleich. Es nimmt auf die in ihm agierenden Menschen keine Rücksicht. Sie müssen am Ende den Preis zahlen.

„Die fremde Spionin“ ist der Auftakt einer Trilogie, die die Geschichte Ria Nachtmanns und der deutschen Teilung erzählt. Und der erste Band macht sehr viel Lust auf mehr. Kann sich Ria in diesem skrupellosen Spiel behaupten und wie wird es für sie ausgehen?

Die Erscheinungstermine für die nächsten beiden Bände stehen bereits fest. „Das zweite Geheimnis“ soll am 9. Mai 2022 erscheinen, „Der letzte Auftrag“ am 8. Mai 2023.



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