Bully Herbig: "Eine leichte, politische Unkorrektheit musst du mitnehmen"

  • „Hui Buh und das Hexenschloss“ ist seit dem 3. November in den deutschen Kinos zu sehen.
  • Mit dabei sind natürlich wieder Michael Bully Herbig und Rick Kavanian.
  • Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählen die beiden, wie sie es empfanden, 16 Jahre nach dem ersten Teil wieder in diese Rollen zu schlüpfen.

Herr Kavanian, Herr Herbig wie war es für Sie, nach 16 Jahren wieder in diese Rollen zu schlüpfen?

Rick Kavanian (K): Ich habe den Charakter Charles sehr gerne gespielt – es war eine schöne und besondere Zusammenarbeit. Unser Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Niemann hat mich von Anfang an bei der Entwicklung der Rolle miteinbezogen und mich dann einfach machen lassen. Im Rahmen des Drehbuchs und den Drehmöglichkeiten durfte ich alles ausprobieren und so ist diese Figur auch wirklich aus mir heraus geboren, wenn ich das so sagen darf. Charles ist ein Teil von mir. Es hat Spaß und Freude gemacht.

Michael Bully Herbig (H): Ich glaube, man kann grundsätzlich sagen, wenn man eine Figur gefunden und geknackt hat, egal für welchen Film, dann ist das fast wie Fahrrad fahren. Wenn du die Rolle einmal gespielt hast und die Eigenheiten kennst, dann kannst du die nach 10 oder 15 Jahren ohne weiteres wieder abrufen.

Dirk Ahner und Sebastian Niemann haben das Drehbuch geschrieben. Herr Herbig und Herr Kavanian, Sie haben in ihrer Karriere ja auch schon einige Drehbücher verfasst. Hatten Sie daher noch Einfluss auf die Geschichte des Films oder haben Sie Herrn Ahner und Herrn Niemann einfach machen lassen?

K: Dirk und Sebastian interessieren sich sehr für Bullys Meinung – als Regisseur, als Autor, als Produzent. Bully hat gute Ideen und Vorstellungen. Und in aller Bescheidenheit hört man mich auch an und interessiert sich für meine Meinung, gerade zu meiner Figur. Die beiden sind sehr kollegial und haben einen tollen Film geschrieben.

H: Da gibt es keine Eitelkeiten. Wenn man gefragt wird, gibt man auch ein ehrliches Feedback. Insofern hast du einen gewissen Einfluss auf das Modellieren, aber letztendlich gehen wir sehr respektvoll damit um. Es ist nicht unsere Produktion, es ist nicht meine Regiearbeit. Ich bin gerne Teil davon, liefere das, was gewünscht wird und hoffe, dass ein guter Film dabei rauskommt. Ich finde, da ist Sebastian wieder etwas Schönes gelungen.

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Meine Generation ist mit dem Film quasi aufgewachsen. Ich war damals zwölf, als „Hui Buh und das Schlossgespenst“ in den Kinos anlief. Ich habe mir den ersten Film noch einmal angesehen und finde, dass der zweite Teil vom Ton her ernster ist als der Vorgänger, aber immer noch genug Humor für die Kinder besitzt. War es für euch wichtig, dass meine Generation ebenfalls auf ihre Kosten kommt?

K: Ich habe da eigentlich nie dran gedacht, weil es für mich stimmig war, als ich das Drehbuch gelesen habe. Ich empfinde es als eine würdige Fortsetzung des ersten Teils.

H: Die Gedanken macht man sich schon. Wir haben am Drehbuch nicht großartig mitgewirkt, nur an den Dialogen hat man hier und da noch etwas gefeilt. Aber du machst dir gerade bei so einem Film wie „Hui Buh“ schon Gedanken, wie die Fanbase reagiert. Es gab ja auch schon vor dem ersten Teil eine große Fangemeinde, was die Hörspiele betrifft. Und der größte Knackpunkt war, wie Hui Buh im Kino aussieht. Auf den alten Plattencovern war Hui Buh ja noch ein Skelett. Als der Sebastian mir damals die Rolle angeboten hat, hatte er – Sebastian ist ein hervorragender Zeichner, der auch seine Storyboards selbst zeichnet – ein paar Entwürfe von einem Geist, der skelettartig aussah, und ich fand das urkomisch. Nur im Laufe der Entwicklung hat sich Sebastian dafür entschieden, dass der Geist mir ähneln sollte. Dementsprechend groß war meine Erleichterung, dass dieser Switch gut funktioniert, hat.

Doch um deine Frage zu beantworten, man versucht schon, die Hui-Buh-Fans glücklich zu machen und sich trotzdem weiterzuentwickeln.

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Herr Herbig, Sie sind wieder einmal hervorragend als Hui Buh. Doch Herr Kavanian als Charles ist wie auch schon im ersten Teil der Scene Stealer.

H: Absolut. Charles braucht ein eigenes Spin-Off. Das habe ich schon nach dem ersten Teil zum Sebastian gesagt. Gebt Charles ein eigenes Abenteuer, die Leute würden es lieben. Aber jetzt kriegen wir Probleme, denn die Knusperhexe macht auch keine schlechte Figur. Auch das Buch, das Necronomicon, hätte einen eigenen Film verdient. Eigentlich müssten wir das wie „Star Wars“ machen – eine Hui-Buh-Story.

Genau das wollte ich auch sagen. Denn Charles ist wie im Vorgänger am Anfang zu sehen, verschwindet aber wieder im zweiten Akt. Für den Zuschauer ist das ziemlich frustrierend, weil man möchte mehr von Charles sehen.

H: In der Reduzierung einer Figur liegt aber auch eine gewisse Kraft. Ist natürlich ein toller Überraschungsmoment – ohne zu viel zu spoilern – wenn die Figur, die man vermisst hat, am Ende als großer Held wieder auftaucht. Das ist ein alter Trick und war schon bei „Star Wars“ mit Han Solo der Fall. Der klinkt sich aus, um am Ende, wenn es um alles oder nichts geht, als Retter aufzutauchen. Aber ich gebe dir vollkommen recht, gerade bei einer solchen Figur wie Charles ist das etwas traurig.

Im ersten Film haben wir erfahren, dass Ritter Balduin ein Betrüger ist. In der Fortsetzung sehen wir seine Schwester. Was würden Sie gerne im dritten Teil sehen wollen?

H: Charles! Ich möchte mehr von Charles sehen im dritten Teil.

Sie könnten den Film ja drehen, Herr Herbig.

H: Das würde ich niemals machen! Da gibt’s so etwas wie ein Gentlemen’s Agreement. Diese Filmreihe haben Christian Becker und Sebastian Niemann auf die Beine gestellt. Wenn die beiden jetzt sagen würden, wir wünschen ausdrücklich, dass du mit Rick einen Film über Charles drehst, dann würde ich vielleicht darüber nachdenken.

Herr Herbig, auf der Pressetour von „Tausend Zeilen“ haben Sie gesagt, dass die „Comedy-Polizei etwas streng“ geworden ist. Auf Ihrem Schreibtisch landen mit Sicherheit viele Comedy-Drehbücher. Denken Sie dann daran, wenn Sie so ein Drehbuch lesen?

H: Der Ausdruck „Comedy-Polizei“ ist nicht neu. Den haben wir schon damals bei der TV-Comedyshow „bullyparade“ vor 25 Jahren benutzt. Das hat immer etwas mit Humorverständnis zu tun. Letztendlich bedeutet das ja nichts anderes, als dass du versuchst, humortechnisch dich dem Zeitgeist anzupassen. Und da gibt es Dinge, die hinterfragt man. Nicht jeder Gag, den wir vor 20 Jahren gemacht haben, hat gezündet. Und heute finden wir ihn vielleicht noch schlimmer. Im Grunde ist es so, letztendlich musst du dazu stehen können. Wir haben unser ganzes filmisches Leben versucht, Leute zum Lachen zu bringen. Das war immer die Königsdisziplin und entweder gelingt es dir oder nicht. Was ist dein Maßstab? Was kannst du vertreten? Was findest du selber lustig?

So eine leichte, politische Unkorrektheit musst du mitnehmen. Wenn du versuchst, alles jedem recht zu machen, wird’s ein langweiliger Einheitsbrei und es gefällt überhaupt niemandem mehr. Eine gewisse Polarisierung gehört dazu.

Herr Kavanian und Herr Herbig, Sie beide verbindet eine langjährige Freundschaft. Und für die Zuschauer ist es wieder sehr schön, Sie gemeinsam auf der großen Leinwand zu sehen. Sind weitere Filme geplant?

K: Geplant ist konkret noch nichts.

H: Wir sehen uns regelmäßig und natürlich hätten wir beide große Lust. Es liegt immer am Projekt. Du brauchst immer eine Idee. Wenn du die nicht hast, brauchst du gar nicht erst anzufangen. Wir warten, bis die Muse uns küsst. Vielleicht ist die Muse in diesem Fall ja Christian Tramitz!

Vielen Dank für das Gespräch!

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