Bei der Energiewende ist auch die Versorgungssicherheit ganz wichtig

Längst ist man sicheuropa- und vielleicht sogar weltweit darüber einig, dass die Dekarbonisierungdes Energiesystems hin zur klimafreundlichen Energieversorgung gut und richtigist.

Auch wenn es gar nicht schnell genug gehen kann:im Sinne der Versorgungssicherheit muss bedacht gehandelt werden.

„Schuss vor denBug“

Als „Schuss vor den Bug“ bezeichnen die beidenVorstandsmitglieder des Vorarlberger Energiedienstleisters illwerke vkw indiesem Zusammenhang jene Ereignisse, die zu einem Beinahe-Blackout führten unddie europäische Gesellschaft am 8. Jänner aufgerüttelt hatten. Was warpassiert?

In einem Umspannwerk in Kroatien kam es am 8.Jänner um kurz nach 14 Uhr zu einer Schutzauslösung und damit dem Ausfall einersogenannten Sammelschienenkupplung. In weiterer Folge wurden die Stromflüsse imNordwes­ten und Südosten des Umspannwerks getrennt und auf benachbarteLeitungen verlagert, die dadurch überlastet wurden. In einer Kettenreak­tionfielen daraufhin, ausgehend von Serbien, 14 Leitungen aus und das Stromsystemin Europa wurde in einer Linie durch Kroatien, Serbien und Rumänien getrennt.Aufgrund der fehlenden Verbindungen konnten Stromüberschüsse südlich derGrenzlinie nicht mehr nach Zentraleuropa gelangen.

Die Netzfrequenz, die jeweils ausgeglichen bei 50Hertz gehalten werden muss, begann zu steigen. In der westlichen Insel mitÖsterreich fehlten nun die Erzeugungsmengen aus dem Süden.

Netzstabilisierung

In ganz Europa kam es zu Über- undUnterfrequenzen, die durch europäische Schutzmechanismen sowie durch die vonden nationalen Übertragungsnetzbetreibern gesetzten Maßnahmen zurStabilisierung und Rückführung in den Normalbetrieb innerhalb einer Stundebehoben werden konnten.

Wesentlichen Anteil hatten dabei auch dieKraftwerke der illwerke vkw, die automatisiert vom Pump- in den Turbinenbetriebumgeschaltet und damit umgehend rund 120 Megawatt Leistung ins Netz gespeisthaben. Österreichweit wurden die Primär- und Tertiärregelreserven mit 57Megawatt bzw. 280 Megawatt ganzheitlich aktiviert und abgerufen. Das Schlimmstekonnte dadurch verhindert werden.

UnabsehbareFolgen

1,18 Milliarden Euro pro Tag wären diegeschätzten Kosten, die ein großflächiger Stromausfall in Österreichverursachen würde. Ganz zu schweigen von den teilweise unabsehbaren Folgen, dieein solcher „Blackout“ hätte. Umso wichtiger ist es, beim Umbau desEnergiesystems dafür Sorge zu tragen, die Versorgungssicherheit mit zubedenken. Gemeinsam mit der österreichischen Interessenvertretung in derEnergiewirtschaft, „Österreichs Energie“ haben sich die Energieversorger undNetzbetreiber daher Gedanken gemacht und fünf Grundsätze zurVersorgungssicherheit entwickelt.

Ein erster Schritt ist laut Experten dieSchärfung des Bewusstseins. Die Versorgungssicherheit gehört auf die regelmäßigeAgenda von Politik, Verwaltung, Branchenvertretern, Wissenschaft und weiterenStakeholdern. Gesetzesvorhaben müssen vorab auf ihre Folgen für dieVersorgungssicherheit untersucht werden. Ein regelmäßiger Dialog aufeuropäischer Ebene stellt sicher, dass diese Herausforderung gemeinschaftlichangegangen wird.

„Unser Energiesystem steht vor einergrundlegenden Transformation. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird dieErzeugung aus erneuerbaren Energiequellen massiv zunehmen, gleichzeitig werdengesicherte Kapazitäten in großem Umfang vom Netz gehen.

Um unser Stromsystem sicher und stabil durchdiesen Umbau zu bringen, müssen wir jetzt mit der Errichtung der notwendigenInfrastruktur beginnen. Neben dem Leitungsbau gehört dazu auch, die Rahmenbedingungenfür Pumpspeicherkraftwerke zu verbessern, etwa durch den Entfall der doppeltenNetzentgelte – denn deren zentrale Rolle zur Sicherung unserer Stromversorgunghat man am 8. Jänner deutlich gesehen“, so Christof Germann.

Unterstützungaus Vorarlberg

Unterstützung aus Vorarlberg bekommt auch dieForderung von Österreichs Energie, die Versorgungssicherheit durch den Einsatzgrüner Gase voranzutreiben.

Einen wesentlichen Hebel für eine sichereStromversorgung sehen die Verantwortlichen aus Vorarlberg auch beim ThemaForschung und Innovation. Besonders mit der Digitalisierung haben wirInstrumente bei der Hand, mit deren Hilfe wir unsere Sicherheit erhöhen können. Entsprechende Projekte bei der illwerkevkw nennt Germann dabei auch: „Smart Grids, sogenannte intelligente Netze, sindeine Chance, die Überwachung und Steuerung unseres Netzes auf eine höhere Ebenezu bringen.

Intelligente Trafostationen oder das sogenannteDemand-Side-Management sind Bereiche, in denen vorarlberg netz intensiv forscht“,so Germann. Einhergehend mit der Digitalisierung wird es natürlich zunehmendwichtiger, den Bereich der Cybersecurity weiter zu stärken. „Bereits seit 2016 besteht in ­Österreich imBereich der Energiewirtschaft ein Computer Emergency Response Team ,AustrianEnergy Cert‘. Die seit 2012 bestehende Risiko­analyse im Rahmen der nationalenCyber-Sicherheit-Strategie wird regelmäßig überarbeitet, erweitert undverbessert“, so Helmut Mennel.

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