"Täglich frisch geröstet": Live-Premiere mit Knossi endet mit dummen Gag

Irgendwas in den Medien: Jens „Knossi“ Knossalla, der selbsternannte König des Internets, träumte von einer Fernsehkarriere. Jetzt hat er sie. Stefan Raab persönlich holte ihn als festen Gastgeber zu „Täglich frisch geröstet“. Am Dienstagabend war Live-Premiere und die Besetzung war leider nicht der einzige Raab-Fußabdruck der Show. Und dann war da noch ein wirklich dummer Abschlussgag.

„Herzlich willkommen meine Damen und Herren zu ‚Täglich frisch geröstet“, ich bin der neue Allesröster von RTL.“ Die Begrüßung von Jens Knossalla ist angemessen höflich, fast schon ein bisschen gewöhnlich im Tonfall.

Vor allem aber merkt man in den ersten Minuten der ersten Live-Ausgabe von „Täglich frisch geröstet“, dass Knossalla fast platzt vor Freude, Gastgeber einer Late-Night-Show zu sein. Er, Jens „Knossi“ Knossalla. Bei RTL. Im Hauptprogramm.

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Sieht man sich die Medien-Vita von Jens Knossalla an, so mag man eine gewisse Beliebigkeit feststellen. Hier „17 Meter“ bei Pro7, dort „mieten, kaufen, wohnen“ bei Vox, Besuch bei den TV-Richtern Hold und Salesch, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mitgenommen, genauso wie „Lenßen & Partner“ und immer weiter.

Poker gespielt, danach Poker-Spiele moderiert, Musik aufgenommen und vor wenigen Wochen erst war Knossalla zusammen mit Rapper Sido bei „Late Night Berlin“ von Klaas Heufer-Umlauf zu Gast.

Eine ebenso beeindruckende wie vielfältige, man kann auch sagen, wahllose Medienpräsenz, die der gelernte Bürokaufmann Knossalla inzwischen aufzuweisen hat. Dennoch darf man bei Knossalla wahllos nicht mit ziellos verwechseln, denn sein eigentliches Ziel hat Jens Knossalla spätestens seit diesem Dienstagabend erreicht: Er steht in einer Live-TV-Show vor der Kamera.

Nicht als irgendein Casting-Teilnehmer, sondern als Hautdarsteller. Das Ziel ist das Ziel.

Jens Knossalla: „Ich wollte irgendwie in den Medien Fuß fassen“

„Ich wollte irgendwie in den Medien Fuß fassen“, erzählte Knossalla jüngst in einem seiner Youtube-Videos. Das dürfte er nun tatsächlich geschafft haben und dass er nun als Moderator von „Täglich frisch geröstet“ in einem RTL-Studio steht, dürfte zwei Gründe haben:

  • Zum einen, weil sich Knossalla neben seinen TV-Auftritten eine respektable Reichweite bei den Social-Media-Kanälen Youtube und Twitch aufgebaut hat. Wer Reichweite hat, bekommt noch mehr Reichweite – vor allem wenn er jüngeres Publikum erreicht.
  • Der zweite Grund, warum Knossalla „Täglich frisch geröstet“ moderieren darf, ist: Weil er es schon einmal gemacht hat und vor allem, weil er es gut gemacht hat. Mit „gut“ ist hier allerdings nicht das klassische „gut“ gemeint, sondern eher ein „besser als die anderen“. „Täglich frisch geröstet“ war nämlich bisher beim RTL-Streaming-Dienst „TVNow“ zu sehen und das Alleinstellungsmerkmal der Show war, dass in jeder Show ein anderer Gastgeber zugange war. Und sieht man sich die Moderationsjobs von Ralf Moeller, Jorge González oder Evelyn Burdecki an, dann erklärt das auch das mit dem „besser als die anderen“.

Nun also hat man das Konzept der Show gekippt, es gibt mit Knossalla einen festen Moderator, zunächst zwei Live-Ausgaben und das Rösten hat man sich auch gespart – was aus Täglich frisch geröstet“ nicht nur eine Show mit einem nun unpassenden Titel macht, sondern auch eine ganz gewöhnliche Late-Night-Show: Knossalla macht ein paar Stand-up-Gags, es gibt eine Band, ein paar lustige Einspieler und zum Abschluss einen Gast zum Plaudern. So weit, so gewöhnlich.

Das ist wiederum aus zwei Gründen bemerkenswert, denn zum einen erinnert all das, was Knossalla da am Dienstagabend zeigt, sehr stark an das, was man all die Jahre bei Stefan Raabs „TV total“ gesehen hat: Internetvideos, in denen Leute dumme Sachen machen, TV-Schnipsel, in denen andere Leute dumme Sachen sagen und Merkel-Parodien, bei denen man der Kanzlerin Sätze in den Mund gelegt hat. Worüber man eben so gelacht hat – 2007.

„Täglich frisch geröstet“: RTL ist nicht Youtube

Das kann natürlich daran liegen, dass Stefan Raab die Show produziert, aber selbst dann ist das doch reichlich mutlos. Insbesondere, weil Knossalla zum anderen eigentlich ein ganz nützliches Talent fürs Fernsehen mitbringt: Knossalla kann reden.

Nicht in einem logopädischen Sinn, sondern eher im Sinn von: Kann ein Gespräch in Gang bringen und am Laufen halten. Knossalla kann man witzig finden oder nicht, aber sein Treiben bei Twitch und Youtube hat doch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und wenn es nur seine Fähigkeit ist, beim Zuschauer ein „Schrei. Mich. Nicht. An!“-Gefühl zu erzeugen.

Aber Knossalla ist jetzt eben nicht mehr bei Youtube, sondern im RTL-Hauptprogramm. Das merkt man und das merkt auch er: „Ich hoffe, ich überpace heute nicht“, erzählt Knossalla zu Beginn sichtlich aufgeregt. Dementsprechend gab es auch keine Knossalla-typischen Schreianfälle, sondern mehr oder weniger klassische Late-Night-Unterhaltung von vorgestern.

Dabei wäre es einmal fast witzig geworden, als Knossalla ein bisschen die Handbremse lösen durfte. Ein kurzer Einspieler zeigt ihn, wie er mit Schultüte seinen ersten Arbeitstag bei RTL antritt. Er macht einen Corona-Test, stört Katja Burkhardt bei einer Aufzeichnung und steht irgendwann mit ihm unbekannten Mitarbeitern in der Raucherecke. Als ihn ein Mitarbeiter fragt, was er bei RTL so mache, antwortet Knossalla: „Ich mach‘ bla bla bla.“

Insekten essen – ernsthaft?

Besser hätte man Knossallas Kernkompetenz nicht beschrieben können, denn in der Tat, ist er in seinem Element, wenn er einfach reden kann. Dann erreicht er eine Mischung aus Kleiner-Mann-Kumpelhaftigkeit und größenwahnsinniger Exaltiertheit. Knossalla sagt nichts von Belang. Gar nichts. Nach 45 Minuten weiß man, dass Jens „Knossi“ Knossalla diese 45 Minuten füllen kann, aber man weiß nicht mehr, womit eigentlich.

Das Gespräch mit seinem Gast Evelyn Burdecki, eine Meisterin desselben Fachs, bleibt deshalb auch nur wegen einer ganz anderen Sache in Erinnerung.

Als zweiten Gast hat Knossalla nämlich einen Insektenliebhaber eingeladen, der mit allerlei Tierchen ins Studio kommt, darunter eine Gespenstschrecke, ein sogenanntes „Wandelndes Blatt“. Der Insekten-Züchter schwärmt noch von der Tarnfähigkeit der Tiere, doch Knossalla fragt nur „Kann man die essen?“ und stopft sich kurzerhand ein Tier in den Mund.

Selbst wenn es sich dabei sehr wahrscheinlich um ein Tierchen aus Marzipan oder Ähnlichem gehandelt hat: Nicht jedem Zuschauer wird das aufgefallen sein und die Botschaft, dass man für plumpe TV-Unterhaltung vor der Kamera ein vermeintlich lebendes Insekt aufisst, ist einfach nur daneben – auch wenn es den einen oder anderen zwölfjährigen Knossi-Fan vor den Fernseher holt.

Und so bleibt die neue Version von „Täglich frisch geröstet“ in fast allen Bereichen unter ihren Möglichkeiten. Eine Show, die nichts wirklich will, mit einem Gastgeber, der ein bisschen zu viel will in einer Zeit, in der man solches Fernsehen eigentlich nicht mehr wollte. Oder wie es Knossalla selbst sagt: „Ich mach‘ bla bla bla.“

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