Satire "Goldjungs" blickt auf die Herstatt-Bank

Köln (dpa) – Es war ein Krisengespräch, nach dem das Ruder vielleicht noch hätte herumgerissen werden können. Waghalsige Termingeschäfte kamen als Problem zur Sprache, doch Bankdirektor Iwan David Herstatt bekam nichts mit: Er war auf seinem Sessel eingeschlafen.

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Als er aufwachte, freute er sich über den Kaffee und fragte die Mitarbeiter: „Und, meine Herren, Problem gelöst?“ Die wollten die Probleme nicht erneut benennen, sie leiteten stattdessen klammheimlich eine Vertuschung ein. Wenig später kam es zur bis dahin größten Bankenpleite der Bundesrepublik. Die Satire „Goldjungs“ am Mittwoch (20.15 Uhr, Das Erste) erzählt von dem Kollaps der Herstatt-Bank.

In wenigen Jahre war das Kölner Geldhaus zu einem großen Finanzinstitut geworden, mit 850 Mitarbeitern und 31 Filialen. Das Juwel war zunächst der Devisenhandel, mit dem man sich auf Augenhöhe mit Branchenriesen wie der Chase Manhattan Bank sah. Im Rückblick war es eine skurrile Geschichte: Versicherungsunternehmer Hans Gerling, im Film gespielt von Martin Brambach („KDD – Kriminaldauerdienst“), stieg bei einer kleinen Bank ein, um keine Geschäfte mit Großbanken machen zu müssen. Als Direktoren inthronisierte er seinen alten  Schulfreund Herstatt, dem er viel Freiraum ließ. Ein Fehler: Es wurde ein desaströses Verlustgeschäft für Gerling. 1974 flogen faule Geschäfte auf und die Bank kollabierte.

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Vor den historischen Hintergründen erzählen die Filmemacher eine irrwitzige Geschichte in goldgelben Farben und mit Partysongs der 70er Jahre. Dramatischen Tiefgang gewinnt der Film nicht – dafür sind Handlung und Dialoge zu überspitzt und die Figuren zu flach gezeichnet. Die Satire sei die richtige Form, um eine so unglaubliche Geschichte darzustellen, heißt es von den Filmemachern – weil der Zuschauer die Geschichte sonst gar nicht glauben würde. „Das schmerzhafte an solchen Satiren ist die Tatsache, dass die Geschichte im Kern wahr ist“, sagt Produzent Michael Souvignier.

Seine Firma Zeitsprung widmet sich immer wieder Geschichten mit realen Bezügen, 2019 glänzten Souvignier und seine Mitstreiter mit der kölschen Kungelei-Satire „Der König von Köln“. In dem neuen Werk sind die Figuren noch schriller. Die titelgebenden Goldjungs sind sechs Devisenhändler, die in Sportwagen Kolonne fahren, buchstäblich auf dem Tisch tanzen und auftreten wie Rockstars. Bankdirektor Herstatt fällt auf sie herein. „Das sind meine Goldjungs“, sagt er voller Stolz. Doch die zunächst lukrativen Devisengeschäfte geraten außer Kontrolle und die Goldjungs werden zu Betrügern, die das Institut immer weiter in den Abgrund steuern.

Erzählt wird der Plot aus den Augen einer naiven Sekretärin (Michelle Barthel, „Wir sind die Welle“), die sich in einen der Goldjungs und damit auch in die glitzernde Welt des schnellen Geldes verliebt – auch sie wagt riskante Geldanlagen. Noch ein reales Kuriosum der Herstatt-Pleite: Auch einfache Angestellte bekamen Millionenkredite, mit denen sie spekulative Geschäfte eingingen.

Komödiantisches Herzstück des Films ist Waldemar Kobus („Black Book“) als Bankdirektor Herstatt. Der fühlt sich in seiner Karnevalstracht am wohlsten. „Er war in rund 30 Karnevalsgesellschaften engagiert, dazu Mitglied in 20 weiteren Kölner Vereinen“, berichtet Volker A. Zahn, der zusammen mit seiner Frau Eva das Drehbuch schrieb. „Eine echte Frohnatur, durch und durch kölsch, sehr jovial und dabei ausgesprochen standesbewusst.“ Bei einem Abendessen in der Villa seines Schulfreundes Gerling singt Herstatt frenetisch ein Karnevalslied und bekommt dafür indignierte Blicke. „Mer losse d’r Dom en Kölle, denn do jehöt hä hin!“ Autorin Zahn sagt über die Filmfigur: „Natürlich erscheint Herstatts Charakter überzeichnet, aber in jeder guten Karikatur steckt ein wahrer Kern.“

„Goldjungs“ ist eine mit leichter Hand geschriebene Komödie, die bei einem Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte ganz bewusst nur an der Oberfläche kratzt. Ein historisches Bankendrama wird Teil der abendlichen Fernsehunterhaltung. Das humorvolle Format hätte dem Karnevalisten Herstatt wohl durchaus gefallen. Dass ihm hier die Hauptfigur beschieden ist als tölpelhaftem Narren, wohl weniger.

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