"Nudes – Nackt im Netz": Die Abgründe des digitalen Zeitalters

  • In der ARD läuft am Dienstagabend „Nudes – Nackt im Netz“. In der norwegischen Miniserie geht es um drei unterschiedliche, fiktive Fälle, in denen Nacktbilder oder -videos von Jugendlichen ins Internet gelangen.
  • Die Serie widmet sich dem Problem des Cybermobbings auf ebenso einfühlsame wie spannende Art und Weise und macht die Verzweiflung der Opfer greifbar.
  • „Nudes – Nackt im Netz“ richtet sich vor allem an die „Generation Z“, spricht aber auch ältere Erwachsene an.

Viktor (Tord Kinge) und Miriam (Stella Kvam Young) sitzen auf einer Parkbank. Der Himmel ist grau, der Wind weht durch die Blätter der Bäume. Sie weint, er schaut ins Leere. „Also sind wir beide gef***t“, sagt Viktor. Die 17-jährige Miriam hatte Sex auf einer Party. Er, der ein Jahr ältere, ambitionierte Schülersprecher aus gutem Hause, filmt sie dabei und lädt das Video für einige Minuten ins Netz hoch, löscht es dann aber wieder. Aber es ist schon zu spät.

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Beide waren betrunken, beide bereuen, was sie getan haben. Das Video hat sich innerhalb kürzester Zeit auf Pornoportalen verbreitet. Über Miriam wird in der Öffentlichkeit getuschelt, im Netz schlägt ihr Hass entgegen, sie erhält Unmengen an obszönen Mails. Miriam hat Viktor angezeigt, die Polizei ermittelt gegen ihn wegen Verbreitung von Kinderpornografie. Wird er als Sexualstraftäter verurteilt, sind seine Karrierepläne in Gefahr. In der Stadt erzählen die Leute, die Polizei habe Kinderpornos auf Viktors Telefon gefunden. Die Aussprache der beiden kommt zu spät, ihre Leben sind aus den Fugen geraten. Der Schaden lässt sich nicht mehr abwenden.

„Nudes – Nackt im Netz“ zeigt die Gefahren des digitalen Zeitalters

Die norwegische Miniserie „Nudes – Nackt im Netz“ zeigt an drei Beispielen, welche Gefahren Smartphones und Social Media für junge Menschen mit sich bringen. Jugendsünden, die früher vielleicht folgenlos geblieben wären, werden im digitalen Zeitalter durch die ständige Anwesenheit von Kameras dokumentiert und können sich im schlimmsten Fall innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreiten und Existenzen zerstören.

Die ARD sendet am 17. August von 22:50 Uhr bis 2:13 Uhr die zehn jeweils knapp 20-minütigen Folgen in einem kleinen Serienmarathon am Stück. Einen Tag später sind alle Episoden in der ARD-Mediathek abrufbar. Was wohl eher den Sehgewohnheiten der Generation Z entspricht, um die sich „Nudes – Nackt im Netz“ dreht.

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Nacktvideos von Jugendlichen landen ungewollt im Netz

Die einzelnen Geschichten sind sehr unterschiedlich, in der Sache aber doch ähnlich. Die ersten drei Folgen drehen sich um die 16 Jahre alte Sofia (Lena Reinhardsten), die auf einer Party ihr erstes Mal mit ihrer großen Liebe Axel (Christian Reyes Lovdal) erlebt. Schon am nächsten Tag merkt das beliebte Mädchen, dass hinter ihrem Rücken über sie gesprochen wird. Sie muss feststellen, dass sie beim Sex gefilmt wurde und der Film an der Schule kursiert.

Die nächsten vier Folgen sind der Geschichte von Viktor und Miriam gewidmet, in den abschließenden drei Episoden geht es um die erst 14-jährige Ada (Anna Storeng Froseth). Ada sehnt sich nach Zuneigung und beginnt einen Chat mit einem anscheinend gleichaltrigen Jungen. Er überredet sie, ihm Nacktfotos zu schicken, die schon bald auf einschlägigen Pornoseiten auftauchen. Ein Mann, der ihr zunächst Hilfe anzubieten scheint, versucht sie auch noch zu erpressen.

Die gezeigten Geschichten sind fiktiv, wirken aber fast schon dokumentarisch

So unterschiedlich die drei Geschichten von Ada, Sophia und Viktor sind, ähneln sich deren Auswirkungen. Die Serie macht die Verzweiflung der jungen Menschen greifbar, ihre Angst, sich zu offenbaren. Der soziale Druck, der auf den Betroffenen lastet, ist enorm. Obwohl die drei Fälle fiktiv sind und mit überzeugenden Nachwuchsschauspielerinnen und -schauspielern inszeniert wurden, wirkt die Serie teilweise fast dokumentarisch und vermittelt den Zuschauerinnen und Zuschauern das Drama der Jugendlichen sehr realistisch.

Bei Sofias Geschichte wechselt beispielsweise mehrfach das Bild aus dem 16:9-Serienformat in die Hochkant-Perspektive des Smartphones. So entsteht das Gefühl, als wäre man auf den Partys dabei oder würde den Instagram-Account einer befreundeten Person betrachten.

Von der Botschaft und der Machart her richtet sich „Nudes – Nackt im Netz“ vor allem an junge Menschen. Die Generation Z kam zwischen den späten 90er-Jahren und 2010 auf die Welt. Ihre Mitglieder gelten als „Digital Natives“ und kennen kein Leben ohne Internet mehr. Ihr Alltag spielt sich zu großen Teilen in sozialen Medien ab, was natürlich auch Gefahren mit sich bringt. Vor allem in Verbindung mit Partys, Alkohol und Übermut.

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Hohe Dunkelziffer bei Cybermobbing

Laut der aktuellen JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest wurden von 16 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland schon einmal Fotos oder Videos ohne Einwilligung veröffentlicht. „Dies bildet vermutlich jedoch nur einen kleinen Teil der Betroffenen ab, da es sich um ein schambesetztes Thema handelt, über das nicht alle Betroffenen sprechen möchten. Auszugehen ist also auch von einer relativ hohen Dunkelziffer“, zitiert die ARD das Portal JUUUPORT.de, das Hilfe bei Cybermobbing anbietet.

„Nudes – Nackt im Netz“ verdeutlicht auf einfühlsame Art und Weise, welche Abgründe die allgegenwärtige Digitalisierung unseres Lebens bereithält. Die Serie ist eine Warnung, insbesondere für junge Menschen. Allerdings ohne erhobenen Zeigefinger. Und gerade deshalb sehr sehenswert. Für Jugendliche, aber auch für Erwachsene, die sich für dieses hochaktuelle Thema interessieren.

Verwendete Quellen:

  • Vorabsichtung der zehn Folgen von „Nudes – Nackt im Netz“
  • Pressemappe der ARD mit Material zur Serie
  • mpfs: JIM-Studie

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