Nina Hoger: "Ich merke, dass ich einfach ein bisschen mürbe werde"

„Um Himmels Willen“-Star Nina Hoger spricht im Interview über das, was ihr gerade besonders fehlt und erzählt, dass sie in der Corona-Zeit auch unentdeckte Talente hervorgezaubert hat.

Sie ist die Tochter von „Bella Block“-Star Hannelore Hoger und selbst erfolgreiche Schauspielerin. Seit 2014 ist sie fester Bestandteil von „Um Himmels Willen“, in zahlreichen bekannten deutschen TV-Serien übernahm sie schon Gastrollen – von „Küstenwache“ über „Der Alte“ bis hin zu mehreren „Tatort“-Episoden. Die Möglichkeit zu drehen besteht zwar weiterhin, doch einen weiteren Teil ihres beruflichen Lebens kann Hoger nun seit über einem Jahr gar nicht ausführen. Darüber und über die fehlende Kultur innerhalb der Corona-Pandemie klagt sie außerdem im t-online-Interview.

t-online: Die Dreharbeiten zur letzten „Um Himmels Willen“-Staffel sind schon länger vorbei. Nun starten die finalen Folgen im TV. Wie war es, dass dieses Ende mitten in den Lockdown gefallen ist?

Ihre Rolle, Oberin Theodora, sagt in einer der neuen Folgen von „Um Himmels Willen“, „eine starke Frau, die ist mutig und klug“. Inwiefern trifft diese Beschreibung auf Sie persönlich zu?

Das müssten eigentlich andere beantworten, aber ich glaube, ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Ich bin unabhängig und habe einen Beruf, den ich liebe. Ich glaube, dass ich mein Leben ganz gut im Griff habe und eine gute Bodenhaftung habe.

Nina Hoger als Oberin Theodora und Andrea Sihler als Schwester Hildegard: Die beiden drehten gemeinsam ihre letzte Szene bei „Um Himmels Willen“. (Quelle: ARD/Barbara Bauriedl)

Mit welchen Herausforderungen haben Frauen in der Filmbranche zu kämpfen?

Das ist ja leider immer das Gleiche. Es gibt weitaus mehr interessante Rollen für Männer. Und in diesem „Zwischenalter“, in dem ich jetzt bin, ist das Rollenangebot überschaubar. Aber, ich finde der „Jugendwahn“ ist nicht mehr so akut wie noch vor ein paar Jahren und in unserer Branche ist es wie in anderen Branchen auch: Die Gleichberechtigung ist ein langwieriger Prozess, aber Frauen sind auf dem Vormarsch und das ist gut so. Ich bin zuversichtlich und Qualität setzt sich durch.

Sie haben jetzt schon ein paarmal Ihr Alter angesprochen, feiern im März Ihren 60. Geburtstag [das Interview wurde bereits vor dem Geburtstag geführt, Anm. d. Red]. Was bedeutet Ihnen das?

Angesichts der aktuellen Situation interessiert mich mein Geburtstag überhaupt nicht. Ich will und kann meinen Geburtstag dieses Jahr nicht feiern und vor allem will ich ihn nicht an die große Glocke hängen.

Also auch nicht unabhängig von Corona?

Ja, auch unabhängig von Corona. Freunde von mir haben ihren Geburtstag im „Time Slot“-Verfahren gefeiert. Jede Stunde kam ein anderer Gast. Das ist doch absurd. Viele gute Freunde von mir wohnen nicht in Berlin. Die werden angesichts der Situation einen Teufel tun, sich in den Zug zu setzen. Aber ich bin froh, wenn ich meine Freunde mal wieder treffen kann – entspannt, ohne Abstand, ohne dieses schaumgebremste Verhalten. So wie früher. Als wäre das in einem anderen Jahrtausend gewesen, dass man entspannt zusammengesessen, miteinander gesprochen und gemeinsam gegessen und gefeiert hat. Es kommt mir vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen.

Ja, es ist weit weg.

Genau, die Situation nervt natürlich langsam. Ich bin immer diszipliniert und unterstütze die Maßnahmen. Aber ich merke, dass ich einfach ein bisschen mürbe werde. Es hört einfach nicht auf und auch ich habe melancholische Tage. Eine Freundin von mir hat gesagt, wenn einer behauptet, dass er ohne depressive Phasen durch diese Zeit kommt, der lügt. Es ist für alle belastend und schwierig. Die sozialen Kontakte fehlen mir schon sehr und natürlich die Kultur! Eine absolute Verarmung. Wir spüren doch jetzt, wie leer unser Leben ohne das gemeinsame Erleben von Kultur ist.

Wie halten Sie sich trotzdem bei Laune?

Disziplin, eine Tagesstruktur, mein Hund und natürlich die Möglichkeit zu arbeiten, wenn auch sehr eingeschränkt. Seit einem Jahr konnte ich keine Lesungen mit meinen Musikern mehr machen. Alles wurde abgesagt oder verschoben. Und die Verschiebungen werden auch schon wieder verschoben auf irgendwann. Das ist dramatisch.

Ich versuche einfach die Situation anzunehmen, bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Ich lese, ich male, ich gehe in den Garten – zumindest bis zum Wintereinbruch war das ja gut möglich. Natürlich gucke ich die Mediatheken rauf und runter und ich koche viel, probiere neue Gerichte aus. Ich war nie eine gute Köchin, mittlerweile würde ich sagen, ich bekomme das ganz gut hin.

Was ist denn Ihre Spezialität?

Was immer gelingt ist Kalbsleber mit Kartoffelpüree und meine Apfelpfannkuchen sind legendär. Aber eigentlich kann ich alle Kartoffelgerichte gut und ich liebe Gemüsepfannen, gerne auch mit Resten. Das kommt dann alles in die Pfanne, wird anständig gewürzt und schmeckt. Ich koche eigentlich fast täglich. Einmal am Tag was Warmes im Bauch! Nur Brötchen habe ich bisher noch nicht geschafft, die waren immer zu fest – zu viel Hefe – aber bis vor einem Jahr konnte ich nur einen Kuchen backen, jetzt kann ich schon vier.

Jetzt muss nur noch die Zeit kommen, dass Sie Ihre Kuchen auch für Freundinnen und Freunde backen können.

Genau, ich habe schon mal einer Freundin einen halben Kuchen vor die Tür gestellt. Dann ruft man an und sagt: Schau doch mal, bei dir steht was vor der Tür.

Apropos anrufen, machen Sie derzeit auch Videotelefonie?

Ja, hin und wieder über Skype, vor allem mit meiner Mutter. Aber ich telefoniere eigentlich lieber. Man verrenkt sich immer so beim skypen, um nicht zu doof auszusehen und kann beim sprechen nicht herumlaufen wie mit einem Telefon. Wichtig ist, dass man Kontakt hält.

Nina und Hannelore Hoger: Das Mutter-Tochter-Duo zeigte sich schon häufig gemeinsam auf diversen Veranstaltungen. (Quelle: IMAGO / Eventpress)

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Das stimmt. Wie geht es denn Ihrer Mutter?

Meiner Mutter geht es gut. Aber es ist für sie natürlich auch schwierig allein in Hamburg. Meine Mutter ist immer viel ins Theater und ins Kino gegangen in Hamburg. Die Kultur fehlt ihr, wie uns allen, sehr sehr sehr. Aber sie hat einen Impftermin und dann hoffen wir inständig, dass wir in eine wie auch immer geartete Normalität zurückfinden. Was auch immer das heißt …

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