Mavie Hörbiger: "Meine sexuellen Vorlieben gehen niemanden was an"

Ob Altersdiskriminierung oder sexuelle Orientierung – Mavie Hörbiger räumt mit Rollenklischees auf. Mit t-online spricht die Schauspielerin über Stereotype, Selbstinszenierung und Social Media.

Es ist gerade erst wenige Tage her, dass Mavie Hörbiger ein seit mehr als 100 Jahren bestehendes Muster gebrochen hat. Sie stand als Teufel im „Jedermann“ auf der Bühne – als erste Frau in der langen Geschichte der Salzburger Festspiele. Dass ausgerechnet sie diesen Part übernahm, ist eigentlich keine Überraschung. Denn Rollenklischees sind nichts für die 41-Jährige, wie sie immer wieder betont. 

Anfang Februar machte sie öffentlich auf die Altersdiskriminierung in der Filmbranche aufmerksam. Kurz darauf zeigte sich die zweifache Mutter als Teil der Aktion „#ActOut“, bei der sich 185 Schauspielerinnen und Schauspieler „unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, queer, inter und non-binär“ identifizierten.

„Es ist wichtig, anders über Rollen nachzudenken“

Ein Schritt, der für viel Aufsehen sorgte, für Mavie Hörbiger aber nicht selbstverständlicher hätte sein können. „Es ging ja um ein Manifest und das Manifest war für mich unterschreibenswert“, stellt sie im Interview mit t-online klar. Es habe dabei nie im Fokus gestanden, „auf wen oder was ich stehe“, betont die 41-Jährige. „Meine sexuellen Vorlieben gehen niemanden was an. Darüber habe ich auch nicht gesprochen. Das kann sich jeder selbst denken.“

Für sie sei es viel ausschlaggebender gewesen, „dass man sagt, es gibt mehr zwischen dem, was wir kennen. Es ist vor allem auch wichtig, anders über Rollen nachzudenken, als wir das bisher tun.“ Nicht an ihr als Einzelperson festgemacht, sondern als Ganzes betrachtet.

Der Gemeinschaftsgedanke sei auch das einzig Positive, was sie aus der Corona-Krise mitgenommen habe. „Das hat man ja jetzt während der Pandemie auch gemacht – viel an die anderen gedacht. Das ist ja eigentlich eine schöne große Chance für die Gesellschaft, nicht nur immer an sich selbst zu denken, sondern eben auch mal an die anderen“, so die Schauspielerin. 

„Ich möchte nicht, dass alle alles über mich wissen“

„Ich und die Anderen“ heißt passenderweise auch ihre neue Serie, die aktuell bei Sky zu sehen ist. Darin geht es um Tristan, gespielt von Tom Schilling, der das Verhalten seiner Mitmenschen plötzlich durch seine Wünsche steuern kann und Fragen wie „Was passiert, wenn mich alle Menschen lieben?“ oder „Wie wäre es, wenn alle Menschen alles über mich wüssten?“ zur Realität werden lässt.

Mavie Hörbiger als Franziska in der Setie „Ich und die Anderen“, die aktuell bei Sky zu sehen. (Quelle: Sky Deutschland/Superfilm)

Gerade Letzteres sei „eine grauenhafte Vorstellung“ für Mavie Hörbiger. „Ich möchte nicht, dass alle alles über mich wissen, sondern ich möchte mir meine Geheimnisse bewahren und meine Privatsphäre haben. Das ist mir extrem wichtig“, so die Schauspielerin.

Deshalb sieht sie Plattformen wie Instagram kritisch. „Da ist man dann plötzlich in einer gläsernen Kuppel. Das ist eigentlich genau das, was die Kinder heutzutage auf Social Media machen. Ich finde das eher schlimm. Ich nutze Twitter ein bisschen, weil es fast wie eine Nachrichtenquelle ist, in der ich das Tagespolitische und Tagesaktuelle nachlesen kann. Aber ich habe kein Instagram oder Facebook. Das halte ich leider auch für einen ziemlichen Mist!“

  • „Ahnungslosigkeit“: Schauspieler Matthias Freihof kritisiert ARD und ZDF
  • Diversität im Öffentlich-Rechtlichen: ARD und ZDF gehen nicht mit der Zeit
  • 185 deutsche Stars: Diese TV-Stars outen sich als schwul und lesbisch

„Ich spiele nicht, um geliebt zu werden“

Ihrer zwölfjährigen Tochter und ihrem neunjährigen Sohn, die aus der Ehe mit ihrem Ex Michael Maertens stammen, würde sie den Umgang mit den sozialen Netzwerken aber nie verbieten. „Du musst sie leben lassen. Man muss es schaffen, die Kinder so zu erziehen, dass sie schlau genug sind, keinen Blödsinn zu machen“, findet sie.

Für sie selbst sei diese Art von Selbstinszenierung allerdings nichts. „Viele glauben ja, Schauspieler wollen unbedingt bewundert werden. Bei mir trifft das nicht zu. Ich bin Schauspielerin, um zu spielen. Ich mache das nicht, um geliebt zu werden.“

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel